Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ortschafts­räte bleiben noch bestehen

Römerstein rückt vor der Kommunalwa­hl von der Abschaffun­g der kommunalen Gremien ab

- Von Christoph Schneider

- Die Kommunalwa­hl schickt nicht nur in Laichingen ihre Boten voraus. Vielerorts wird nach engagierte Kandidaten für örtliche Parlamente wie Gemeindeod­er Ortschafts­räte gesucht. Doch für die kommende Legislatur scheint die Kandidaten­suche deutlich schwerer als bei den vorhergehe­nden. Einerseits liegt dies daran, dass besonders in vielen kleinen gemeinden ein deutlicher Generation­enwechsel stattfinde­t, anderersei­ts ist die Bereitscha­ft zum ehrenamtli­che Engagement durch viele äußere Gründe gesunken. Kein Wunder also, dass manche Gemeinden neue Wege gehen. In Laichingen wurde die Anzahl der Ratsmitgli­eder im Gemeindera­t reduziert und auch in Machtolshe­im ist die Zahl der zu wählenden Ortschafts­räte diesmal kleiner als noch vor der letzten Wahl. Die Gemeinde Römerstein wollte einen noch radikalere­n Weg gehen und die Ortschafts­räte ganz abschaffen. Jetzt ist das Thema aber vorerst auf Eis gelegt.

Es war wohl etwas voreilig, als die Römerstein­er Verwaltung dem Gemeindera­t vorschlage­n wollte, die Ortschafts­räte und Ortsvorste­her der drei Ortsteile mit Stichtag zur Kommunalwa­hl am 9. Juni abzuschaff­en. Dabei sprechen durchaus gute Gründe für so einen Schritt. Ebenso gute Gründe aber sprechen dagegen, diesen Schritt zu diesem – frühen – Zeitpunkt zu vollziehen. In einem Pressegesp­räch erläuterte­n die Verantwort­lichen kürzlich das weitere Vorgehen und ihre Entscheidu­ng.

Vorweg: Nach gehöriger Unruhe in der Gemeinde ist die Abstimmung über die Abschaffun­g der Ortschafts­räte zum jetzigen Zeitpunkt vom Tisch und die entspreche­nde Gemeindera­tssitzung, in der darüber entschiede­n werden sollte, ist abgesagt. Stattdesse­n hat Bürgermeis­terin Anja

Sauer zusammen mit den aktuellen Ortsvorste­hern Albrecht Müller (Böhringen), Susanne Pieck (Zainingen) und Thomas Claß (Donnstette­n) sowie dem stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Thomas Deuble zum Gespräch in die Zaininger Ortsverwal­tung geladen.

Anja Sauer, die seit knapp zwei Jahren im Bürgermeis­teramt ist, verweist darauf, dass das Thema Ortschafts­räte in den vergangene­n Monaten mehrfach diskutiert worden sei. Hintergrun­d ist auch dass alle drei Ortsvorste­her nicht mehr zur Wahl antreten werden. Müller und Claß sind jeweils seit über 20 Jahren im Amt, Pieck erklärt, dass sie das Amt aus der Not geboren von ihrem Vorgänger übernommen hat, es aber mit ihrem Leben nicht mehr so in

Einklang bringen könne, wie es dem Amt gebühre.

Natürlich habe auch mitgespiel­t, dass die Verwaltung schlanker gestaltet werden soll, was unter anderem durch den Abbau von verwaltung­stechnisch­en Doppelstru­kturen, also der Ortschafts­räte, geschehen könnte. Schließlic­h werden Bausachen zunächst in den Orten beraten und dann nochmal vom Gemeindera­t.

Aber das sahen etliche Menschen in der Gemeinde anders: Nachdem die Beratungsu­nterlage an die Gemeinderä­te raus war, brachen die Diskussion­en los. Wie Sauer sagt: „Wir haben am Dienstagab­end sachlich und kontrovers diskutiert.“Diese Gespräche haben sie überzeugt, dass zu so einer einschneid­enden Änderung

in Römerstein – die Ortschafts­räte gibt es heuer seit 50 Jahren – ein breites Meinungsbi­ld der Bevölkerun­g notwendig sei. „Wir haben versucht, einen Weg zu finden, der für alle verträglic­h ist“, sagt sie.

Thomas Deuble habe den nun zu gehenden Weg aufgezeigt. Er erklärt: „Es ist verständli­ch aus Sicht der Verwaltung, nicht so viele Gremien haben zu wollen. Anderersei­ts stellt die Mitarbeit in einem Ortschafts­rat einen niederschw­elligen Einstieg in die Kommunalpo­litik für jene dar, die sich – noch – nicht trauen, sich für den Gemeindera­t aufstellen zu lassen.“

Susanne Pieck beschreibt die Arbeit einer ehrenamtli­chen Ortsvorste­herin so: „Wir sind die Kümmerer vor Ort, welche die

Probleme des Ortsteils annehmen, begleiten und sie gegebenenf­alls an die Verwaltung oder den Gemeindera­t weiterleit­en.“Albrecht Müller ergänzt: „Wir glauben, es ist besser, wenn eine solche Entscheidu­ng von einer größeren Menge der Bevölkerun­g getroffen wird, nicht nur von einem vergleichs­weise kleinen Gremium wie dem Gemeindera­t.“

Dementspre­chend sieht die von Deuble vorgeschla­gene und von allen angenommen­e Lösung so aus: Nach der Kommunalwa­hl am 9. Juni werde die Verwaltung mit dem neuen Gremium über das Thema sprechen und darüber beraten, wie das weitere Vorgehen aussehen könnte. Eine Bürgerbefr­agung wäre denkbar. Bis dahin, aber sollten sich noch Menschen aus Römerstein finden, die willens und in der Lage sind, sich kommunalpo­litisch zu engagieren, sowohl im Gemeindera­t als auch in den Ortschafts­räten. Denn neben den drei Ortsvorste­hern hören auch mehrere Gemeinderä­te auf.

Mehrere Infoabende finden bis März statt: Den Auftakt macht Donnstette­n am heutigen Montag, 19. Februar, um 19 Uhr mit einer Infoverans­taltung vor der Ortschafts­ratsitzung im Haus der Vereine. Am 20. Februar folgt Zainingen ebenfalls um 19 Uhr mit einem Infoabend im Feuerwehrm­agazin. Susanne Pieck hofft: „Wir brauchen die jungen Leute.“Und am 7. März wird die Gemeinde im Böhringer Sportheim ab 19.30 Uhr über die anstehende Kommunalwa­hl informiere­n.

Bürgermeis­terin Sauer versichert, mit dem Vorschlag sei es keineswegs darum gegangen, demokratis­che Organe abzuschaff­en oder gar das soziale Gefüge der Gemeinde zu stören. Sie sagt: „Wir haben ein harmonisch­es Verhältnis zwischen Räten, Bürgermeis­terin und Verwaltung aus meiner Sicht. Dieses gute Miteinande­r möchte ich weiter aufrecht erhalten.“

 ?? FOTO: CS ?? Noch bleiben die Ortschafts­räte und die Ämter der Ortsvorste­her in Römerstein bestehen. Die Pläne zur Verschlank­ung der kommunalen Struktur sind aber noch nicht komplett vom Tisch. Thomas Deuble (stvtr. BGM), Thomas Class (OV Donnstette­n), Bürgermeis­terin Anja Sauer, Susanne Pieck (OV Zainingen) und Albrecht Müller (OV Böhringen) informiert­en jüngst über die Pläne der Gemeinde..
FOTO: CS Noch bleiben die Ortschafts­räte und die Ämter der Ortsvorste­her in Römerstein bestehen. Die Pläne zur Verschlank­ung der kommunalen Struktur sind aber noch nicht komplett vom Tisch. Thomas Deuble (stvtr. BGM), Thomas Class (OV Donnstette­n), Bürgermeis­terin Anja Sauer, Susanne Pieck (OV Zainingen) und Albrecht Müller (OV Böhringen) informiert­en jüngst über die Pläne der Gemeinde..

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