Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nervenflattern in der Nervenschlacht
Basketball, ProB: Team Ehingen Urspring verliert gegen Ludwigsburg hauchdünn mit 68:70
- Die Basketball-Woche in Ehingen endete so emotional und tragisch, wie sie begonnen hatte: Aufopferungsvoll gekämpft. Nie zurückgesteckt. Sogar von einem Rückstand zurückgekommen – und am Ende doch verloren. Die Basketball-Götter meinen es in dieser Saison mit dem Team Ehingen Urspring nun mal scheinbar wahrlich nicht besonders gut. Ein weiteres Spiel, in dem die junge Truppe nicht wirklich schlechter war, als ihr Gegner, am Ende das Feld aber doch wieder mit gesenkten Köpfen und vor allen Dingen leeren Händen enttäuscht verlassen musste. 68:70 lauten die Zahlen hinter dem sportlichen Drama, das für das Team Ehingen Urspring in der zweiten BasketballBundesliga ProB nach großem Kampf in einer bitteren Niederlage gegen das Team der BBA Ludwigsburg endete.
Spielern sowie Verantwortlichen und Zuschauern war am Samstagabend in der Sporthalle am Johann-Vanotti-Gymnasium durchaus anzumerken, dass alle Beteiligten nach dem „offenen Brief“der Vorstandschaft bezüglich der schwierigen Vereinssituation auch ein sportliches Statement abgeben wollten. Vor knapp 300 lautstarken Fans gingen die Hausherren auf dem BasketballCourt von Beginn an engagiert aber auch ein Stück weit sichtlich nervös zu Werke. „Die Moral ist super, die Jungs haben gekämpft“, attestiert Head-Coach Johannes Hübner seinen jungen Spielern Charakter.
Über 40 Minuten lang duellierte sich das ersatzgeschwächte Team Ehingen Urspring (ohne Joel Lungelu und mit einem angeschlagenen Routinier Adam Thoseby, dem zudem am Samstag auch noch das Pech an den Fingern zu kleben schien) mit dem Nachwuchs des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg auf Augenhöhe. Nach dem ersten Viertel hatten die Gastgeber knapp die Nase vorne (23:19), bis zur Halbzeitpause hatte die Führung genauso knapp gewechselt (46:47).
Auch nach dem Seitenwechsel ging die Führung zwischen den beiden mit offenem Visier agierenden Teams immer wieder munter hin und her. Beim Stand von 64:60 kurz vor Schluss schien das Team Ehingen Urspring das Momentum auf seine Seite ziehen zu können, um nach einem anschließenden 8:0-Lauf der Gäste in der Schlussminute doch wieder einem Rückstand hinterherzulaufen (64:68).
Aufgeben war für das „Team in green“allerdings keine Option und so erarbeitete man sich mit willensstarker Defensivarbeit den letzten Wurf des Spiels und die Chance auf den Sieg. Bezeichnend, dass mit Jared Grey ausgerechnet ein NBBL-Youngster in dieser Situation die Verantwortung übernahm – auch wenn der Dreier-Versuch des stark aufspielenden Jugend-Nationalspielers (12 Punkte) sein Ziel knapp verfehlte. Neben dem 18-Jährigen ließen auch die restlichen Spieler um Kapitän Vincent Neugebauer (11 Punkte und 13 Rebounds) oder den auf sich aufmerksam machenden Finn Döntgens (12 Punkte und sechs Rebounds) zweifellos ihr Herz auf dem Platz – zum Sieg sollte es allerdings einmal mehr wieder nicht reichen und so herrschte am Ende in Ehingen doch wieder Enttäuschung.
Direkt nach dem Ertönen der Schlusssirene schnappte sich Head-Coach Johannes Hübner das Hallen-Mikrofon und richtete emotionale, an den „offenen Brief “anknüpfende Worte an das Publikum: „Wir sind in einer schwierigen Situation, aber wir spüren die Unterstützung und wir brauchen diese auch für die nächsten sechs Spiele. Die Jungs geben alles und schmeißen sich voll rein. Diese Mannschaft lebt und hat Energie!“
Auch in der anschließenden Spiel-Analyse zeigte sich Hübner emotional: „Das tut natürlich erst mal weh, aber wir müssen das Spiel jetzt möglichst schnell vergessen und den Kampf mitnehmen. Wir sind in dieser Saison schon von schlimmerem aufgestanden und werden jetzt auch wieder aufstehen!“
Abgesehen von der emotionalen Ebene hatte Hübner in seiner Analyse allerdings auch einen sachlichen Blick auf das Spiel: „Wir hatten zu viele Ballverluste – das hat uns gekillt.“Dabei unterstreicht ein Blick auf den Statistik-Bogen die Aussage des Trainers. Die Gäste zwangen das Team Ehingen Urspring zu 24 Ballverlusten, klauten zudem selbst noch zwölf Mal den Ball – die Folge: ein Mehr an Ballbesitz für Ludwigsburg. Da zudem die Würfe aus der Distanz an diesem Abend auch einfach nicht fallen wollten (3 von 20 / 15 Prozent) verhinderten unglückliche Aktionen sowie die ein oder andere schlechte Entscheidung und das eigene Nervenflattern am Ende den sechsten Saisonsieg gegen an diesem Abend durchaus schlagbare Barockstädter.