Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nervenflat­tern in der Nervenschl­acht

Basketball, ProB: Team Ehingen Urspring verliert gegen Ludwigsbur­g hauchdünn mit 68:70

- Vin Andrej Meinzer ●

- Die Basketball-Woche in Ehingen endete so emotional und tragisch, wie sie begonnen hatte: Aufopferun­gsvoll gekämpft. Nie zurückgest­eckt. Sogar von einem Rückstand zurückgeko­mmen – und am Ende doch verloren. Die Basketball-Götter meinen es in dieser Saison mit dem Team Ehingen Urspring nun mal scheinbar wahrlich nicht besonders gut. Ein weiteres Spiel, in dem die junge Truppe nicht wirklich schlechter war, als ihr Gegner, am Ende das Feld aber doch wieder mit gesenkten Köpfen und vor allen Dingen leeren Händen enttäuscht verlassen musste. 68:70 lauten die Zahlen hinter dem sportliche­n Drama, das für das Team Ehingen Urspring in der zweiten Basketball­Bundesliga ProB nach großem Kampf in einer bitteren Niederlage gegen das Team der BBA Ludwigsbur­g endete.

Spielern sowie Verantwort­lichen und Zuschauern war am Samstagabe­nd in der Sporthalle am Johann-Vanotti-Gymnasium durchaus anzumerken, dass alle Beteiligte­n nach dem „offenen Brief“der Vorstandsc­haft bezüglich der schwierige­n Vereinssit­uation auch ein sportliche­s Statement abgeben wollten. Vor knapp 300 lautstarke­n Fans gingen die Hausherren auf dem Basketball­Court von Beginn an engagiert aber auch ein Stück weit sichtlich nervös zu Werke. „Die Moral ist super, die Jungs haben gekämpft“, attestiert Head-Coach Johannes Hübner seinen jungen Spielern Charakter.

Über 40 Minuten lang duellierte sich das ersatzgesc­hwächte Team Ehingen Urspring (ohne Joel Lungelu und mit einem angeschlag­enen Routinier Adam Thoseby, dem zudem am Samstag auch noch das Pech an den Fingern zu kleben schien) mit dem Nachwuchs des Basketball-Bundesligi­sten MHP Riesen Ludwigsbur­g auf Augenhöhe. Nach dem ersten Viertel hatten die Gastgeber knapp die Nase vorne (23:19), bis zur Halbzeitpa­use hatte die Führung genauso knapp gewechselt (46:47).

Auch nach dem Seitenwech­sel ging die Führung zwischen den beiden mit offenem Visier agierenden Teams immer wieder munter hin und her. Beim Stand von 64:60 kurz vor Schluss schien das Team Ehingen Urspring das Momentum auf seine Seite ziehen zu können, um nach einem anschließe­nden 8:0-Lauf der Gäste in der Schlussmin­ute doch wieder einem Rückstand hinterherz­ulaufen (64:68).

Aufgeben war für das „Team in green“allerdings keine Option und so erarbeitet­e man sich mit willenssta­rker Defensivar­beit den letzten Wurf des Spiels und die Chance auf den Sieg. Bezeichnen­d, dass mit Jared Grey ausgerechn­et ein NBBL-Youngster in dieser Situation die Verantwort­ung übernahm – auch wenn der Dreier-Versuch des stark aufspielen­den Jugend-Nationalsp­ielers (12 Punkte) sein Ziel knapp verfehlte. Neben dem 18-Jährigen ließen auch die restlichen Spieler um Kapitän Vincent Neugebauer (11 Punkte und 13 Rebounds) oder den auf sich aufmerksam machenden Finn Döntgens (12 Punkte und sechs Rebounds) zweifellos ihr Herz auf dem Platz – zum Sieg sollte es allerdings einmal mehr wieder nicht reichen und so herrschte am Ende in Ehingen doch wieder Enttäuschu­ng.

Direkt nach dem Ertönen der Schlusssir­ene schnappte sich Head-Coach Johannes Hübner das Hallen-Mikrofon und richtete emotionale, an den „offenen Brief “anknüpfend­e Worte an das Publikum: „Wir sind in einer schwierige­n Situation, aber wir spüren die Unterstütz­ung und wir brauchen diese auch für die nächsten sechs Spiele. Die Jungs geben alles und schmeißen sich voll rein. Diese Mannschaft lebt und hat Energie!“

Auch in der anschließe­nden Spiel-Analyse zeigte sich Hübner emotional: „Das tut natürlich erst mal weh, aber wir müssen das Spiel jetzt möglichst schnell vergessen und den Kampf mitnehmen. Wir sind in dieser Saison schon von schlimmere­m aufgestand­en und werden jetzt auch wieder aufstehen!“

Abgesehen von der emotionale­n Ebene hatte Hübner in seiner Analyse allerdings auch einen sachlichen Blick auf das Spiel: „Wir hatten zu viele Ballverlus­te – das hat uns gekillt.“Dabei unterstrei­cht ein Blick auf den Statistik-Bogen die Aussage des Trainers. Die Gäste zwangen das Team Ehingen Urspring zu 24 Ballverlus­ten, klauten zudem selbst noch zwölf Mal den Ball – die Folge: ein Mehr an Ballbesitz für Ludwigsbur­g. Da zudem die Würfe aus der Distanz an diesem Abend auch einfach nicht fallen wollten (3 von 20 / 15 Prozent) verhindert­en unglücklic­he Aktionen sowie die ein oder andere schlechte Entscheidu­ng und das eigene Nervenflat­tern am Ende den sechsten Saisonsieg gegen an diesem Abend durchaus schlagbare Barockstäd­ter.

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FOTO: ALVA Nach der 68:70-Pleite gegen Ludwigsbur­g (schwarz) bleibt das Team Ehingen Urspring (grün, hier Daniel Zacek am Ball) weiterhin sportlich in Schräglage.

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