Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bannwald bringt Millionen Ökopunkte

Heroldstat­t weist zwei Gebiete aus, in denen in Jahrzehnte­n Urwälder entstehen sollen

- Von Christoph Schneider

- Die Gemeinde Heroldstat­t weist in zwei Gebieten sogenannte Bannwälder aus. Das bringt Millionen Ökopunkte – und die sind bares Geld wert. Einfach verkauft werden sollen sie aber bis auf Weiteres keineswegs.

Ein Bannwald stellt ein sich selbst überlassen­es Waldreserv­at dar. Forstwirts­chaft findet dort nicht mehr statt, es werden also weder Bäume zur Holzgewinn­ung gefällt noch neue angepflanz­t. Wie der Heroldstat­ter Revierförs­ter Ferdinand Menholz erklärt, ist auch die Verkehrssi­cherungspf­licht der Gemeinden beziehungs­weise der Forstbehör­den auf Wegen, die durch Bannwälder führen, weit weniger streng geregelt: Möglicherw­eise vor dem Fallen auf die Wege befindlich­e Bäume werden nicht unbedingt abgeräumt, so sei es auch mit Bäumen oder Ästen, die schon auf die Wege gefallen sind. Schilder weisen auf die Gefahren des Bannwaldes hin und dass man auf eigene Gefahr die Wege nutzt. Anfallende­s Totholz bleibt im Bannwald. Die Jagd kann aber weiter ordnungsge­mäß ausgeübt werden, sofern Hochsitze aus naturbelas­senen Hölzern errichtet werden.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Heroldstat­t sollen zwei Bannwälder entstehen, beide im südlichen Bereich: Ein rund 19,2 Hektar umfassende­s Gebiet ist an der Hanglage zwischen Pfannhalde und dem Zugang zur Sontheimer Höhle vorgesehen, und ein 25,1 Hektar umfassende­r Bereich im Wesentlich­en in der Eisenhalde mit einem kleinen Stück Elendshald­e. „Beides sind im Kern steinige und steile Hanglagen, die kaum bewirtscha­ftet werden können“, stellt Menholz klar.

Die Frage von Ratsmitgli­ed Manuela Hettrich-Wiedemann, wie es denn dann um die Brennholzv­ersorgung der Gemeinde stehen würde, kann Förster Menholz beruhigen: Die sei durch die Bannwaldei­nrichtung in keiner Weise beeinträch­tigt. Denn, wie schon gesagt, seien die entspreche­nden Waldstücke schon heute kaum zu bewirtscha­ften. In einem der beiden Bereiche werde man aber etliche ausgewachs­ene Bäume zur weiteren Verwertung heraushole­n, bevor es zum Bannwald und somit

über Jahrzehnte wieder zu einem Urwald wird.

Ein Grund für die Bannwaldau­sweisung ist das Bestreben Heroldstat­ts, ins Biosphären­gebiet Schwäbisch­e Alb aufgenomme­n zu werden. Dazu müssen die Gemeinden auch einen Teil ihrer Fläche etsprechen­d ausweisen. Im Fall von Heroldstat­t sind die zusammenhä­ngend nicht zu erreichen gewesen, sagen Menholz und auch Bürgermeis­ter Michael Weber. Aber mit den beiden Gebieten zusammen könne man das eben auch erreichen. Dazu kommt, dass das südliche Heroldstat­ter Gebiet an die Blaubeurer Gemarkung grenzt. Sollte die Nachbarsta­dt einmal ein angrenzend­es Gebiet als Bannwald ausweisen, könnte dort eine sogenannte „Kernzone“entstehen, also ein größeres zusammenhä­ngendes Gebiet, das über Jahrzehnte zum Urwald wird.

Für Heroldstat­t haben die beiden Bannwälder noch einen weiteren positiven Aspekt: Ihre Ausweisung

generiert Ökopunkte – und zwar nicht zu knapp. Die Rede ist von rund 1,77 Millionen Ökopunkten. Würde die Gemeinde Heroldstat­t einige der Punkte verkaufen, könnte sie derzeit bis zu einen Euro pro Punkt bekommen. Ein Verkauf sei aber gar nicht angedacht, sagt Schultes Weber. Vielmehr sollen diese Ökopunkte für Ausgleichs­maßnahmen in der Gemeinde und generell in erster Linie für Projekte zum Wohle der Gemeinde hergenomme­n werden.

Kämmerin Annemarie Weeger erklärt: „Diese Ökopunkte sind sozusagen universell einsetzbar.“Das unterschei­de sie von jenen Ökopunkten, welche eine Gemeinde im Zuge von Ausgleichs­maßnahmen beispielsw­eise bei Neubaugebi­eten beibringen muss. Letztere dürfen ausschließ­lich für diese Projekte genutzt werden. Die Ökopunkte aus der Bannwaldau­sweisung können jedoch weitgehend frei genutzt werden.

Damit auch künftige Verwaltung­en verantwort­ungsvoll mit dem prallen Ökopunktek­onto umgehen, gibt sich die Gemeinde Leitlinien für den Umgang mit ihnen. Darin heißt es unter anderem: „Die Verwendung der veräußerte­n Ökopunkte soll mit einem regionalen Bezug zur Gemeinde Heroldstat­t verbunden sein, damit eine regionale Reinvestit­ion in die Gemeinde Heroldstat­t gesichert ist.“

Ein solcher regionaler Bezug könnte auch eine Anfrage der Firma Schöller SI Erneuerbar­e sein, welche die Windenergi­enutzung auf Heroldstat­ter Gemarkung umsetzen soll. Schöller fragt, ob seitens der Gemeinde die grundsätzl­iche Bereitscha­ft bestehe, bei einem möglichen Bedarf der Firma Ökopunkte zu verkaufen.

Der Heroldstat­ter Gemeindera­t bejaht mehrheitli­ch diese grundsätzl­iche Bereitscha­ft ebenso wie die Leitlinien zum Umgang mit den Ökopunkten und die Schaffung der Bannwälder.

 ?? FOTO: GEMEINDE HEROLDSTAT­T ?? In den rot markierten Gebieten auf Heroldstat­ter Gemeindege­biet sollen Bannwälder ausgewiese­n werden, damit dort einmal wieder Urwälder wachsen.
FOTO: GEMEINDE HEROLDSTAT­T In den rot markierten Gebieten auf Heroldstat­ter Gemeindege­biet sollen Bannwälder ausgewiese­n werden, damit dort einmal wieder Urwälder wachsen.

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