Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bannwald bringt Millionen Ökopunkte
Heroldstatt weist zwei Gebiete aus, in denen in Jahrzehnten Urwälder entstehen sollen
- Die Gemeinde Heroldstatt weist in zwei Gebieten sogenannte Bannwälder aus. Das bringt Millionen Ökopunkte – und die sind bares Geld wert. Einfach verkauft werden sollen sie aber bis auf Weiteres keineswegs.
Ein Bannwald stellt ein sich selbst überlassenes Waldreservat dar. Forstwirtschaft findet dort nicht mehr statt, es werden also weder Bäume zur Holzgewinnung gefällt noch neue angepflanzt. Wie der Heroldstatter Revierförster Ferdinand Menholz erklärt, ist auch die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinden beziehungsweise der Forstbehörden auf Wegen, die durch Bannwälder führen, weit weniger streng geregelt: Möglicherweise vor dem Fallen auf die Wege befindliche Bäume werden nicht unbedingt abgeräumt, so sei es auch mit Bäumen oder Ästen, die schon auf die Wege gefallen sind. Schilder weisen auf die Gefahren des Bannwaldes hin und dass man auf eigene Gefahr die Wege nutzt. Anfallendes Totholz bleibt im Bannwald. Die Jagd kann aber weiter ordnungsgemäß ausgeübt werden, sofern Hochsitze aus naturbelassenen Hölzern errichtet werden.
Auf dem Gebiet der Gemeinde Heroldstatt sollen zwei Bannwälder entstehen, beide im südlichen Bereich: Ein rund 19,2 Hektar umfassendes Gebiet ist an der Hanglage zwischen Pfannhalde und dem Zugang zur Sontheimer Höhle vorgesehen, und ein 25,1 Hektar umfassender Bereich im Wesentlichen in der Eisenhalde mit einem kleinen Stück Elendshalde. „Beides sind im Kern steinige und steile Hanglagen, die kaum bewirtschaftet werden können“, stellt Menholz klar.
Die Frage von Ratsmitglied Manuela Hettrich-Wiedemann, wie es denn dann um die Brennholzversorgung der Gemeinde stehen würde, kann Förster Menholz beruhigen: Die sei durch die Bannwaldeinrichtung in keiner Weise beeinträchtigt. Denn, wie schon gesagt, seien die entsprechenden Waldstücke schon heute kaum zu bewirtschaften. In einem der beiden Bereiche werde man aber etliche ausgewachsene Bäume zur weiteren Verwertung herausholen, bevor es zum Bannwald und somit
über Jahrzehnte wieder zu einem Urwald wird.
Ein Grund für die Bannwaldausweisung ist das Bestreben Heroldstatts, ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb aufgenommen zu werden. Dazu müssen die Gemeinden auch einen Teil ihrer Fläche etsprechend ausweisen. Im Fall von Heroldstatt sind die zusammenhängend nicht zu erreichen gewesen, sagen Menholz und auch Bürgermeister Michael Weber. Aber mit den beiden Gebieten zusammen könne man das eben auch erreichen. Dazu kommt, dass das südliche Heroldstatter Gebiet an die Blaubeurer Gemarkung grenzt. Sollte die Nachbarstadt einmal ein angrenzendes Gebiet als Bannwald ausweisen, könnte dort eine sogenannte „Kernzone“entstehen, also ein größeres zusammenhängendes Gebiet, das über Jahrzehnte zum Urwald wird.
Für Heroldstatt haben die beiden Bannwälder noch einen weiteren positiven Aspekt: Ihre Ausweisung
generiert Ökopunkte – und zwar nicht zu knapp. Die Rede ist von rund 1,77 Millionen Ökopunkten. Würde die Gemeinde Heroldstatt einige der Punkte verkaufen, könnte sie derzeit bis zu einen Euro pro Punkt bekommen. Ein Verkauf sei aber gar nicht angedacht, sagt Schultes Weber. Vielmehr sollen diese Ökopunkte für Ausgleichsmaßnahmen in der Gemeinde und generell in erster Linie für Projekte zum Wohle der Gemeinde hergenommen werden.
Kämmerin Annemarie Weeger erklärt: „Diese Ökopunkte sind sozusagen universell einsetzbar.“Das unterscheide sie von jenen Ökopunkten, welche eine Gemeinde im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen beispielsweise bei Neubaugebieten beibringen muss. Letztere dürfen ausschließlich für diese Projekte genutzt werden. Die Ökopunkte aus der Bannwaldausweisung können jedoch weitgehend frei genutzt werden.
Damit auch künftige Verwaltungen verantwortungsvoll mit dem prallen Ökopunktekonto umgehen, gibt sich die Gemeinde Leitlinien für den Umgang mit ihnen. Darin heißt es unter anderem: „Die Verwendung der veräußerten Ökopunkte soll mit einem regionalen Bezug zur Gemeinde Heroldstatt verbunden sein, damit eine regionale Reinvestition in die Gemeinde Heroldstatt gesichert ist.“
Ein solcher regionaler Bezug könnte auch eine Anfrage der Firma Schöller SI Erneuerbare sein, welche die Windenergienutzung auf Heroldstatter Gemarkung umsetzen soll. Schöller fragt, ob seitens der Gemeinde die grundsätzliche Bereitschaft bestehe, bei einem möglichen Bedarf der Firma Ökopunkte zu verkaufen.
Der Heroldstatter Gemeinderat bejaht mehrheitlich diese grundsätzliche Bereitschaft ebenso wie die Leitlinien zum Umgang mit den Ökopunkten und die Schaffung der Bannwälder.