Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Trödelmarkt lockt viele Besucher an
Blaubeurens Stadtkapelle richtete 32. Markt mit 100 Verkaufsständen aus
- Echte Flohmarkter schreckt weder Dunkelheit noch Kälte. Mochte die Sonne am Samstag erst nach sechs Uhr aufgehen, die Ersten waren schon da und reihten ihre Herrlichkeiten auf. Besonderheiten nahmen neben Kleinigkeiten und Krimskrams Platz, um erst von Flohmarktkollegen, dann von einem ordentlichen Vormittagsansturm an privaten Kunden beäugt, angefasst, gedreht, gewendet, beurteilt und preislich geschätzt zu werden.
Zufriedenstellend bis recht zufriedenstellend, sagten zufällig Befragte, verlief der 32. Trödelmarkt der Stadtkapelle Blaubeuren. 100 Stände waren es rund um die Grundschule nach Auskunft von Marktleiter Martin Berger. Er hatte am Vortag die Standplätze abgemessen, nummeriert, Wunschplätze von Stammgästen plus Lieblingsnachbarn berücksichtigt und sogar noch einen kurzfristig Angemeldeten untergebracht. Nur einzelne professionelle Händler seien dabei. Der großen Mehrzahl geht es um den Spaß an der Freude, darum, Angesammeltes für ein paar Euro an einen neuen Nutzer weiterzugeben und angenehme Gespräche mit der Kundschaft zu führen.
Bestätigen kann das eine Verkäuferin aus Ringingen. Seit Jahren schleppte sie zum Beispiel einen Schulranzen zu Flohmärkten mit. Die einstige Trägerin sei inzwischen über 30 Jahre alt. Endlich fand dieser namhafte Tornister eine neue Abnehmerin. Für fünf Euro will ein Mädchen den schulterbaren Bücherkoffer in die Schule tragen. Ein Geschwister sei an einem anderen Stand ebenfalls mit der Mission der Schulranzensuche fündig geworden. Das schöne an der Geschichte, lässt die Ringingerin wissen, sei, dass Kinder lernen, es muss nicht neu und nicht teuer sein, um die Anforderung zu erfüllen, die Bücher und Hefte unterzubringen, schließlich koste ein neuer Schulranzen fast unglaubliche 200 Euro.
Lange mitgetragen, um endlich in Blaubeuren beim 32. Trödelmarkt einen Kunden zu finden, der das Angebotene gut gebrauchen kann, das kann ein Westerheimer, der schon oft in Blaubeuren verkaufte, über zwei Besonderheiten aus seinem Fundus sagen. Erstens ging es um einen Stiefelhund, auch Stiefelknecht genannt, der nun einem neuen Herrn gute Dienste leisten soll.
Zweitens kommt die ausziehbare Garderobe, rein aus Holz, ohne Schrauben, in einem neuen Haushalt zu zweckmäßigen Ehren.
„Was ist das?“, bekommen Verkäufer dann und wann zu hören. Insbesondere betraf dies ein Paar aus Kirchheim/Teck, die eine bosnische Kaffeemühle anzubieten hatten, mitgebracht aus dem Urlaub. Balkanstämmige nickten wissend mit dem Kopf, während andere sich die Funktion des etwa 20 Zentimeter langen Metallzylinders mit dem Durchmesser eines Teelichts und dazu aufsetzbarer Kurbel erläutern ließen. Sie hatten den Blaubeurer Trödelmarkt gewählt, um einmal andere Menschen zu sehen. Ein Erholungswochenende in Blaubeuren wurde es aber auch nicht, abends sollte es zurückgehen, zumindest nach einem Spaziergang noch an
den Blautopf. Auch BlaubeurenTypisches war zu haben, etwa Zeichnungen, Fotos und Gemälde. Allerdings muss etwa auch das Gemälde von der Ecke Aachgasse/Hirschgasse bis zu einem nächsten Flohmarkt auf eine Abnehmerin oder einen Abnehmer warten, ebenso wie die auffallend vielen Puppen und Stofftiere.
Das Erbe ihres Vaters führte eine Verkäuferin aus Laichingen fort. Die Dinge seien nun einmal vorhanden und sollten Abnehmer finden. Das Schöne an diesem Markt sei, dass nur Trödel und keine ausgewiesen Neuware angeboten werde. Eine leichte Ausnahme von dieser Regel mochte sich aber finden. Neben Trödel verkaufte eine Frau aus Nellingen noch selbstgemachte Marmelade. Außer den Versorgungsständen vom veranstaltenden
Musikverein, verkaufte erstmals Martina Stöferle-Mack Ringinger Hofeis, allerdings blieb es an diesem letzten Aprilsamstag zunächst lange kühl, anschließend zeigte sich beim Blick in die Eisbehälter die ausgeprägte Lust der Blaubeurer an Erdbeereis. Für Drehorgeltöne sorgte im blauen Bauernhemd und mit rotem Halstuch der Blausteiner Manfred Kloos, der in der Blautopfstadt als Tauchentle bei der Fasnet bekannt ist.
Immer wieder fanden sich Kartons mit Kleinigkeiten drin und der Mitteilung „zu verschenken“dran. Gleich einen Tisch mit Büchern zum kostenlosen Mitnehmen bestückte an der Rückseite der Schule ein Marktteilnehmer im Laufe des Tages immer wieder neu, zum Beispiel mit dem Titel „Unnützes Wissen – Weitere 1374 skurrile Fakten, die man nie mehr vergisst“. Ob in diesem Buch etwas über Flohmärkte steht, konnte auf die Schnelle nicht ermittelt werden. Allerdings prägte ein leibhaftig anwesender Standbesitzer aus Schelklingen einen unvergesslichen Spruch. Er sagte, die meisten Personen, die am Stand vorbeikommen, seien Hammerleute, im Sinne von „hamma schon“. Bis in den Nachmittag hinein ging der Markt, einzelne packten eher ein, aber Leiter Martin Berger, der im Spielmannszug eine kleine Trommel spielt, kalkulierte bei diesem Frühlingswetter einige Zeit mehr über das offizielle Ende ein, um den Letzten den Trödelmarktplatz verlassen zu sehen.