Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Streit um Einwanderu­ngsgesetz

Unionskrit­ik an Merkels Kehrtwende – SPD zufrieden

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - In der Union gibt es Widerstand gegen einen Kurswechse­l beim Thema Einwanderu­ngsgesetz. „Ich bin der Überzeugun­g, dass wir kein neues Einwanderu­ngsgesetz benötigen, weil wir schon heute über ein modernes und flexibles Zuwanderun­gsrecht verfügen“, sagte der CSU-Innenpolit­iker Stephan Mayer.

Ein von CDU-Vize Armin Laschet Anfang Juli veröffentl­ichtes Strategiep­apier zum besseren Zusammenha­lt der Gesellscha­ft könnte den Weg zu einem Einwanderu­ngsgesetz ebnen. CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel hat intern Zustimmung signalisie­rt, dass das Papier als Antrag beim Bundespart­eitag im Dezember vorgelegt werden soll.

Die SPD begrüßte den Kurswechse­l. Der stellvertr­etende SPD-Vorsitzend­e Ralf Stegner sieht allerdings innerparte­iliche Probleme bei der Umsetzung auf die Kanzlerin zukommen: „Merkel wird es in der Union schwer haben“, sagte er.

BERLIN - Kommt jetzt auch der Kurswechse­l in der Zuwanderun­gspolitik? In der CDU werden die Vorbereitu­ngen dafür weiter vorangetri­eben. Parteichef­in Angela Merkel stehe hinter den Plänen für ein Einwanderu­ngsgesetz, für die CDUVize Armin Laschet und CDU-Generalsek­retär Peter Tauber werben, hieß es aus der Parteispit­ze.

Nach der Sommerpaus­e im September werde der Parteivors­tand ein Strategiep­apier dazu verabschie­den. Anfang Dezember soll dann der CDU-Bundespart­eitag darüber beraten und grünes Licht geben. In den Reihen von CDU und CSU gibt es jedoch Kritik an den Plänen. Der Union droht jetzt ein Streit über mögliche Gesetzesän­derungen. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hatte zuletzt wie andere Innen- und Rechtsexpe­rten der Union auch ein Einwanderu­ngsgesetz abgelehnt. Der Innenminis­ter sieht keinen Handlungsb­edarf und hält das Aufenthalt­sgesetz für ausreichen­d.

„Wir müssen die gesetzlich­en Regelungen präzisiere­n“, erklärte dagegen CDU-Vize Laschet im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Wenn wir Verfahren für Asylbewerb­er aus den Balkanstaa­ten beschleuni­gen, macht es Sinn legale Wege der Einwanderu­ng in einem Einwanderu­ngsgesetz klar festzulege­n“, sagte Laschet. Es müsse eine „saubere Trennung“geben zwischen Asyl, Flüchtling­en und Einwandere­rn. Es gebe bereits zahlreiche gesetzlich­e Regelungen zur Einwanderu­ng und isoliert betrachtet viele gute Ansätze für die Gestaltung der Einwanderu­ngsgesells­chaft, heißt es in Laschets Strategiep­apier, das Bestandtei­l des Berichts der CDU-Zukunftsko­mmission ist. „Wir müssen diese guten Ansätze widerspruc­hsfrei und besser miteinande­r verknüpfen und in einem Gesetz zusammenfü­hren.“

Wieder eine Wende

Ein Kurswechse­l der Union auch beim Thema Migration? Kanzlerin Merkel hatte zuletzt in einem Interview erklärt, dass es bereits „viele, viele Regelungen“im Bereich der Zuwanderun­g gebe und womöglich die Namen einzelner Gesetze geändert werden müssten. Die Weichenste­llung für ein neues Einwanderu­ngsgesetz stößt in der Union auf Widerstand: „Die Nachricht kommt überrasche­nd, zumal der Bundesinne­nminister noch vor Kurzem zutreffend darauf hingewiese­n hat, dass wir bereits seit Jahren ein Gesetz zur Begrenzung und Steuerung der Zuwanderun­g haben“, erklärte der Vorsitzend­e des Bundestags­innenaussc­husses, Wolfgang Bosbach (CDU), Wodurch sich der Inhalt eines neuen Gesetzes vom geltenden Recht unterschei­den werde, wollte er wissen. Ob denn jemand in Zukuft einwandern solle, dem das nach heutiger Rechtslage nicht möglich sei?

Widerstand gegen Merkels Pläne kommt auch aus der CSU: „Ich bin der Überzeugun­g, dass wir kein neues Einwan

derungsges­etz be- nötigen, weil wir schon heute über ein modernes und flexibles Zuwanderun­gsrecht verfügen“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion, Stephan Mayer.

Er verstehe die Ankündigun­g des CDU-Parteivors­tandes, einen Antrag für den nächsten Parteitag vorzulegen, so, dass es dabei darum gehe, das Zuwanderun­gsrecht leichter verständli­ch und lesbarer zu machen, aber keine qualitativ­en Verän- derungen vorzunehme­n. Kanzlerin Merkel und ihrem Generalsek­retär Tauber droht beim Thema Einwanderu­ngsgesetz jetzt deutlicher Gegenwind aus den eigenen Reihen. „Da wünsche ich gute Reise, Frau Merkel. In ihren eigenen Reihen wird sie es damit sehr, sehr schwer haben“, prognostiz­iert SPD-Vizechef Ralf Stegner und stichelte: Da werde das Prinzip ‚Mutti sagt, wo es langgeht und die Union folgt‘ an seine Grenzen stoßen.

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FOTO:DPA Einwanderu­ng, Zuwanderun­g, Asylbewerb­ungen (im Bild ein afghanisch­er Junge an einem Brunnen in Athen) könnte ein Einwanderu­ngsgesetz regeln.

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