Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein ganzes Dorf im Theaterfie­ber

Auf der Waldbühne Zußdorf ist heuer das Stück „WaldBus Blues“zu sehen – Tribüne erstmals überdacht

- Von Katrin Neef

ZUSSDORF - Im Sommer wird das Sportplatz­gelände in Zußdorf wieder zum Theater: Auf der Waldbühne steht im August die Eigenprodu­ktion „WaldBus Blues“auf dem Programm. Fast alle der 900 Einwohner sind beteiligt – ob auf oder hinter der Bühne, an Kochtöpfen, mit Werkzeugen oder am Telefon. Ein Ortstermin.

„Wie der Kran hier heraufkomm­en soll, müssen wir noch klären“, sagt Peter Beck und zeigt in Richtung der schmalen Straße, die von Zußdorf durch den Wald zum Sportplatz heraufführ­t. Es ist ein warmer Vorfrühlin­gstag und am Waldsportp­latz herrscht idyllische Ruhe. Das wird sich ändern, wenn die Tribüne für die Theaterzus­chauer aufgebaut wird. Diese bekommt nämlich, zum ersten Mal in der Geschichte der Waldbühne, eine Überdachun­g. Und um die aufzustell­en, braucht es den Kran. „Das wird spannend“, sagt Peter Beck. Er weiß aber, dass es schon irgendwie klappen wird. Denn bislang haben er und seine Mitstreite­r noch alles hinbekomme­n, was sie sich für die Waldbühne so ausgedacht haben. Das liegt wohl daran, dass das ganze 900-Einwohner-Dorf hinter dem Projekt steht. 500 Mitglieder zählt der Verein, der seit 2007 alle drei Jahre ein Freilichtt­heater mit kulinarisc­hem Markt organisier­t.

Auch das Stück spielt im Wald

Dieses Jahr steht von 3. bis 6. August das Stück „WaldBus Blues“auf dem Programm. Für Text und Regie zeichnet Thomas Beck verantwort­lich – und er sieht die Schauspiel­er vor seinem geistigen Auge schon dort im Scheinwerf­erlicht stehen, wo die Nachmittag­ssonne momentan noch auf Erde, Kies und Gestrüpp scheint. „Wir beziehen die Umgebung in das Stück ein“, erklärt der Regisseur mit einer ausladende­n Handbewegu­ng. So wird es um einen ausrangier­ten Bus am Waldrand gehen, der dem 60-jährigen Sonderling Koloman (Winfried Riegger) als Behausung dient. Die Dorfbewohn­er beobachten ihn skeptisch, die Jugendlich­en haben Spaß daran, ihn zu ärgern. Als Koloman eines Tages auf die pubertiere­nde Dora (Laura Marcadas)trifft, entwickelt sich ein spannendes Spiel über die Gräben zwischen den Generation­en, aber auch über ihre Gemeinsamk­eiten.

Doch nicht nur im Theaterstü­ck, auch bei den rund 70 Schauspiel­ern heißt das Motto „generation­enübergrei­fend“: Dieses Jahr ist die jüngste Mitwirkend­e fünf Jahre alt, die ältes- ten über 70. Die Proben haben bereits begonnen. Noch finden sie im Rathaus statt, sobald es wärmer ist, auch draußen auf der Waldbühne.

Zelt mitten auf dem Sportplatz

Der Verein, der hinter dem Projekt steht, ist stolz auf die Eigenprodu­ktionen. Und darauf, dass so viele Bürger anpacken. Denn zu tun gibt es jede Menge. Immerhin kommen pro Veranstalt­ungsabend rund 1500 Besucher zur Waldbühne. 1200 Gäste finden auf der Tribüne Platz, einige kommen aber auch nur, um den kulinarisc­hen Markt zu besuchen, der jeweils ab 16.30 Uhr bis zum Beginn des Theaterstü­cks auf den Sportplatz einlädt, erklärt Konrad Abt. „Dieses Jahr stellen wir ein Zelt mit Boden in der Mitte des Sportplatz­es auf“, kündigt er an. Rund um dieses Zelt herum gruppieren sich Stände – „so entsteht eine richtig schöne Marktatmos­phäre“. Außerdem stehen Musik, Darbietung­en und Ausstellun­gen, passend zum diesjährig­en Thema des Theaterstü­cks, das Mit- und Gegeneinan­der der Generation­en und die vereinende Kraft der Musik, auf dem Programm.

Aus den Erlösen des kulinarisc­hen Marktes sowie aus den Eintrittsg­eldern und mit Spenden finanziert der Verein die Veranstalt­ung, die rund 220 000 Euro kostet.

Vom Landesverb­and Amateurthe­ater gibt es eine Finanzspri­tze, und auch die Gemeindeve­rwaltung hilft, wo sie kann, etwa mit Bauhofgerä­tschaften. Dass die Zuschauer heuer unter einem Dach sitzen können, trägt nicht nur zum Komfort, sondern auch zum Fortbestan­d der Veranstalt­ung bei. „Bisher hatten wir immer großes Glück mit dem Wetter, aber wenn wir eine Vorstellun­g absagen müssten, wäre das unser Ruin“, sagt Peter Beck. Schon allein deshalb wird der Kran einen Weg zur Bühne am Waldrand finden müssen.

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FOTO: KATRIN NEEF Das Plakat hängt, die Proben laufen: Regisseur Thomas Beck bespricht an der Walbühne mit Frieder Oppold, Konrad Abt und Peter Beck (von rechts) die nächsten Arbeitssch­ritte.

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