Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ex-Kurgeschäftsführer vor Gericht teilweise geständig
Verhandlung vor dem Amtsgericht Wangen zur Ladung weiterer Zeugen bis 7. April unterbrochen
BAD WURZACH - Der frühere Kurbetriebs-Chef der Stadt Bad Wurzach hat vor dem Amtsgericht Wangen die Fälschung mehrerer Urkunden eingeräumt. Die Sitzung wurde am Dienstag unterbrochen, um weitere Zeugen zu laden. Ein Urteil soll erst nach dem 7. April fallen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 60-Jährigen Betrug in schwerem Fall, Missbrauch von Titeln, Urkundenfälschung in schwerem Fall, Untreue und Unterschlagung vor. N. soll neben den falschen Angaben zu seinem Lebenslauf die Stadt inklusive Gehalt um rund 120 000 Euro geschädigt haben.
„Fachlich nichts auszusetzen“
Den Titelmissbrauch und die Urkundenfälschung räumte N. vor Gericht ein. Doch gab er sich nicht nur schuld-, sondern durchaus auch selbstbewusst. Fachlich sei an seiner Arbeit nichts auszusetzen gewesen.
Mitte der 1990er-Jahre habe seine Mutter Verwandten erzählt, er habe promoviert, führte er als Vorgeschichte aus. Dabei hatte Michael N. bis dahin eher erfolglos studiert. Ein Onkel habe ihm als „Doktor“daraufhin eine Anstellung besorgt. „Ich bin aus der Nummer einfach nicht mehr rausgekommen“, schilderte er den weiteren Verlauf seiner beruflichen Karriere, die ihn 2015 schließlich nach Bad Wurzach führte. Bereits bei seiner ersten Anstellung habe er Zeugnisse und Promotionsurkunde gefälscht – „mit viel Arbeit, Tipp-Ex und einer alten Schreibmaschine“.
Seine Arbeit als Unternehmensberater und Kliniksanierer in all den Jahren schätzt N. gleichwohl als erfolgreich ein. Er zeigte sich auf Nachfrage des Richters auch überzeugt, nach seiner Haft wieder eine Anstellung auf diesem Gebiet zu finden. Auch in Bad Wurzach sei er „sehr gut mit der Aufgabe zurechtgekommen“. Es habe „von keiner Seite Beanstandungen gegeben“. Die Beschwerden, die im Nachhinein laut geworden seien, „kommen von denen, die von meinen Maßnahmen betroffen waren, verantwortlich waren für die roten Zahlen und Veränderungen gegenüber nicht aufgeschlossen waren“, so N.
Es bestehe „erheblicher Verdacht“, dass der Schaden nicht so hoch sei, wie von der Staatsanwaltschaft angenommen, so N.s Verteidiger aus Köln. „Vielleicht werden wir darlegen können, dass N. dem Betrieb auch etwas eingespart hat.“
Um einschätzen zu können, wie hoch der der Stadt Bad Wurzach entstandene Schaden war und wie N.s Arbeit fachlich einzuschätzen ist, will das Gericht nun am 7. April ab 9 Uhr weitere Zeugen hören, darunter den Bürgermeister, die Geschäftsführer des Kurbetriebs Bad Waldsee und der Waldburg-Zeil Kliniken sowie damalige Ärzte und den heutigen Geschäftsführer des Bad Wurzacher Kurbetriebs.