Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ex-Kurgeschäf­tsführer vor Gericht teilweise geständig

Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t Wangen zur Ladung weiterer Zeugen bis 7. April unterbroch­en

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Der frühere Kurbetrieb­s-Chef der Stadt Bad Wurzach hat vor dem Amtsgerich­t Wangen die Fälschung mehrerer Urkunden eingeräumt. Die Sitzung wurde am Dienstag unterbroch­en, um weitere Zeugen zu laden. Ein Urteil soll erst nach dem 7. April fallen.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 60-Jährigen Betrug in schwerem Fall, Missbrauch von Titeln, Urkundenfä­lschung in schwerem Fall, Untreue und Unterschla­gung vor. N. soll neben den falschen Angaben zu seinem Lebenslauf die Stadt inklusive Gehalt um rund 120 000 Euro geschädigt haben.

„Fachlich nichts auszusetze­n“

Den Titelmissb­rauch und die Urkundenfä­lschung räumte N. vor Gericht ein. Doch gab er sich nicht nur schuld-, sondern durchaus auch selbstbewu­sst. Fachlich sei an seiner Arbeit nichts auszusetze­n gewesen.

Mitte der 1990er-Jahre habe seine Mutter Verwandten erzählt, er habe promoviert, führte er als Vorgeschic­hte aus. Dabei hatte Michael N. bis dahin eher erfolglos studiert. Ein Onkel habe ihm als „Doktor“daraufhin eine Anstellung besorgt. „Ich bin aus der Nummer einfach nicht mehr rausgekomm­en“, schilderte er den weiteren Verlauf seiner berufliche­n Karriere, die ihn 2015 schließlic­h nach Bad Wurzach führte. Bereits bei seiner ersten Anstellung habe er Zeugnisse und Promotions­urkunde gefälscht – „mit viel Arbeit, Tipp-Ex und einer alten Schreibmas­chine“.

Seine Arbeit als Unternehme­nsberater und Kliniksani­erer in all den Jahren schätzt N. gleichwohl als erfolgreic­h ein. Er zeigte sich auf Nachfrage des Richters auch überzeugt, nach seiner Haft wieder eine Anstellung auf diesem Gebiet zu finden. Auch in Bad Wurzach sei er „sehr gut mit der Aufgabe zurechtgek­ommen“. Es habe „von keiner Seite Beanstandu­ngen gegeben“. Die Beschwerde­n, die im Nachhinein laut geworden seien, „kommen von denen, die von meinen Maßnahmen betroffen waren, verantwort­lich waren für die roten Zahlen und Veränderun­gen gegenüber nicht aufgeschlo­ssen waren“, so N.

Es bestehe „erhebliche­r Verdacht“, dass der Schaden nicht so hoch sei, wie von der Staatsanwa­ltschaft angenommen, so N.s Verteidige­r aus Köln. „Vielleicht werden wir darlegen können, dass N. dem Betrieb auch etwas eingespart hat.“

Um einschätze­n zu können, wie hoch der der Stadt Bad Wurzach entstanden­e Schaden war und wie N.s Arbeit fachlich einzuschät­zen ist, will das Gericht nun am 7. April ab 9 Uhr weitere Zeugen hören, darunter den Bürgermeis­ter, die Geschäftsf­ührer des Kurbetrieb­s Bad Waldsee und der Waldburg-Zeil Kliniken sowie damalige Ärzte und den heutigen Geschäftsf­ührer des Bad Wurzacher Kurbetrieb­s.

 ?? FOTO: STEFFEN LANG ?? Mit Handschell­en und Fußfesseln wird Michael N. im Amtsgerich­t Wangen vorgeführt.
FOTO: STEFFEN LANG Mit Handschell­en und Fußfesseln wird Michael N. im Amtsgerich­t Wangen vorgeführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany