Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Streit um Ehe für alle

Krach zwischen Union und SPD bei der Pflegeberu­fsreform – Schlechte Vorzeichen für Koalitions­ausschuss

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Die SPD will das Thema noch vor der Bundestags­wahl unter Dach und Fach haben. Mit der „Ehe für alle“soll sich der Koalitions­ausschuss, der am Mittwochab­end in Berlin tagt, befassen. Er hoffe, die Union springe noch über ihren Schatten, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann. Das werde auf keinen Fall geschehen, heißt es seitens der Union. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder stellt klar, dass für ihn die Ehe immer noch die Verbindung zwischen Mann und Frau ist. Im Übrigen handele es sich um einen Versuch der SPD, Wahlkampf zu machen.

Auch CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t meinte, Lebenspart­nerschafte­n seien gleichwert­ig, aber nicht dasselbe wie Ehen. Es gebe einen besonderen Schutz der Ehe. Grünen-Politiker Volker Beck meinte daraufhin, nur „die Ewiggestri­gen der Union sperrten sich gegen gleiche Rechte für gleiche Liebe.“

Gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aften sind zwar den Ehen weitgehend gleichgest­ellt, aber es ist diesen Paaren nicht erlaubt, Kinder zu adoptieren. Auch in der CDU fordern einige Parlamenta­rier wie Jens Spahn und der Stuttgarte­r Abgeordnet­e Stefan Kaufmann die völlige Gleichstel­lung. Doch auch sie vermuten hinter dem Thema nur ein Wahlkampfm­anöver der SPD. Grüne und Linke befürworte­n die Ehe für alle. Auch eine Einigung bei der Pflegeberu­fsreform wird es im Koalitions­ausschuss nicht geben. Am Dienstagab­end verweigert­e die SPDFraktio­n einem zwischen den Fraktionsc­hefs der Großen Koalition schon ausgehande­lten Entwurf. Der sah vor, dass es eine zweijährig­e generalist­ische Ausbildung für alle gibt, danach aber Kinderkran­kenpfleger und Altenpfleg­er getrennt das letzte Ausbildung­sjahr machen.

Die SPD, aber auch Gesundheit­sminister Gröhe (CDU), wollten ursprüngli­ch die Pflegeberu­fe zu einem Berufsbild zusammenfü­hren. Die Lobby der Altenheime protestier­te, weil sie befürchtet­e, dass Altenpfleg­e dann zu teuer würde. Der Unions-Experte Georg Nüßlein befürworte­te die Einigung, weil man verhindern wollte, dass Hauptschül­er von der Pflege ausgeschlo­ssen werden, wenn sie das dritte Jahr der Generalist­ikAusbildu­ng vielleicht nicht schafften. Deshalb wolle man die Qualifikat­ion in der Altenpfleg­e nicht zu weit anheben. Außerdem auf der Tagesordnu­ng:

Managergeh­älter: Hier fordert die SPD eine Begrenzung. Die Union weist dagegen auf den Vorschlag im Koalitions­vertrag hin, der vorsah, dass Managergeh­älter künftig in den Hauptversa­mmlungen beschlosse­n werden sollten und nicht mehr in den Hinterzimm­ern des Aufsichtsr­ats. Ein Thema könnte aber die Begrenzung der steuerlich­en Absetzbark­eit von Boni werden.

Höhere Strafen für Einbrüche:

Die Union fordert, die Strafe für Einbruchsd­elikte auf ein Jahr Haft hochzusetz­en. Dadurch könnten Einbrüche schärfer verfolgt werden und es wäre einfacher, die Telekommun­ikation von Verdächtig­en zu überwachen. Damit würde es bei Einbrüchen nicht mehr vorkommen können, dass morgens die Straftat gemeldet werde und abends schon der Einstellun­gsbescheid komme, erklärte Fraktionsc­hef Kauder.

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FOTO: IMAGO SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann hofft auf ein Einlenken der Union beim Thema Ehe.

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