Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Gewinn von Schwäbisch Hall halbiert sich
SCHWÄBISCH HALL (dpa) - Mit einem dicken Finanzpolster wappnet sich Deutschlands größte Bausparkasse Schwäbisch Hall für schlechte Geschäfte in der Niedrigzinsphase. Es seien Sonder-Rückstellungen in Höhe von 175 Millionen Euro gebildet worden, teilte das Finanzinstitut am Dienstag in Schwäbisch Hall mit. Dadurch sank das Vorsteuer-Ergebnis 2016 um mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) auf 158 Millionen Euro. „Die Rückstellungen haben wir gebildet für den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass die Niedrigzinssituation länger anhält“, sagte Institutschef Reinhard Klein.
Operativ – also ohne den Sondereffekt – sank der Vorsteuergewinn nur leicht um 2,3 Prozent auf 333 Millionen Euro. Angesichts des schwierigen Marktumfeldes sei das „ein respektables Ergebnis“, erklärte Klein. Tatsächlich fiel der Rückgang niedriger aus als noch 2015, als das Finanzinstitut einen operativen Ergebnisrückgang von rund zehn Prozent verkraften musste. Sonderrückstellungen wurden damals nicht gebildet. In diesem Jahr erwartet Klein ein „stabiles, vielleicht leicht besseres Ergebnis“.
Die Bausparbranche ist massiv unter Druck. Ihrem Geschäftsmodell zufolge sparen Kunden zunächst Geld an, um dadurch später ein verbilligtes Darlehen zu bekommen. Doch der Darlehenszins für andere, klassische Baukredite ist wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank inzwischen ohnehin so niedrig, dass viele Kunden ihr Bauspar-Darlehen nicht abrufen.
Angesichts der Marktsituation hat sich Schwäbisch Hall ein Sparprogramm samt Stellenabbau auferlegt. Inklusive Außendienst sank die Mitarbeiterzahl im Inland 2016 um 4,7 Prozent (348) auf 6980. Schwäbisch Hall gehört den Volksbanken und Raiffeisenbanken, die ihr Bauspargeschäft in dem Institut gebündelt haben. Schwäbisch Hall hat nach eigenen Angaben etwa 8,6 Millionen Bausparverträge im Bestand, die ganze Branche hält in Deutschland etwa 30 Millionen.
Das Institut ist auch als Baufinanzierer tätig, in dem Bereich sank das Neugeschäft um 3,5 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro. Klein rechnet aber künftig mit besseren Geschäften, weil niedrige Zinsen das Kreditgeschäft beflügelten.