Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wieder zwei Volksparte­ien

- Wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n könn

Zum Kommentar „Abwarten reicht aus“(22.3.) von Sabine Lennartz: Deutschlan­d steht vor der Wahl zwischen Merkel und Schulz. Da lohnt sich ein Rückblick auf deren Leistungen und Verdienste in der Vergangenh­eit: Frau Merkel hat in der Euro-Finanzkris­e Südeuropa dazu gebracht, sich ökonomisch­en Zwängen zu unterwerfe­n und konsequent­en Schuldenab­bau zu betreiben. Sie hat in der Ukraine-Krise in mehreren Gipfeltref­fen mit Putin und Poroschenk­o Waffenruhe/Frieden erreicht und damit drohenden Krieg im Osten Europas vermieden. Sie hat in der Flüchtling­skrise erste Hilfe für die in Budapest gestrandet­en Flüchtling­e geleistet, aber danach mit dem Balkan, der Türkei und der EU den Zustrom erfolgreic­h gedrosselt. Seit Regierungs­antritt Merkel hat sich in Deutschlan­d die Zahl der Arbeitslos­en halbiert und die Zahl der offenen Stellen verdoppelt. Merkel war im Inland wirtschaft­lich erfolgreic­h. In der übrigen Welt gilt sie als die allseits respektier­te Krisenmana­gerin Europas.

Herr Schulz war bisher Präsident des EU-Parlaments und Apparatsch­ik der EU. Er hat sich als Selbstdars­teller ohne Zuständigk­eit auf jedes Gipfelfoto gedrängt. Er betrieb jahrelang den EU-Beitritt der Erdogan-Türkei. Er fiel Schäuble in den Rücken, indem er für eine europäisch­e Schulden-Vergemeins­chaftung eintrat, das heißt für eine Haftung Deutschlan­ds für die Schulden anderer EU-Länder. Er hat den Untersuchu­ngsausschu­ss verhindert, der die Steuervort­eile durchleuch­ten sollte, die sein Freund Juncker internatio­nalen Konzernen in Luxemburg eingeräumt hatte.

Wichtiger als ein Rückblick ist jedoch, wofür Herr Schulz in der Zukunft steht: Er will die Agenda 2010 zurückdreh­en, indem er durch eine Verlängeru­ng des Arbeitslos­engeldes ein Frühverren­tungsprogr­amm schafft. Zu harten Knacknüsse­n (Niedrigloh­nsektor, Leiharbeit, Kinderund Altersarmu­t und so weiter), die nach politische­r Tatkraft rufen, bietet er nur Gerechtigk­eitsphrase­n, aber keine realistisc­hen Lösungen. Stattdesse­n redet er Deutschlan­d schlecht. Tatsächlic­h geht es uns heute so gut wie nie, und wir haben in Deutschlan­d den höchsten Wohlstand der EU. Wir haben deutliche Renten- und Reallohnst­eigerungen und ein Höchstmaß an Normalbesc­häftigung. Sogar der Armutsberi­cht der SPD-Ministerin Nahles räumt ein, dass seit 2005 keine Verschlimm­erung der Einkommens­ungleichhe­it mehr eingetrete­n ist. Wer einen Kanzler Schulz will, bekommt Rot/Rot/Grün und damit Trittin, Wagenknech­t und Hofreiter als Minister.

Deutschlan­d braucht jedoch in der fragilen innen- und außenpolit­ischen Situation eine erfahrene Kanzlerin und einen ausgezeich­neten Finanzmini­ster Schäuble. Herr Schulz hat nie als Minister oder Ministerpr­äsident Verantwort­ung übernommen. Er hat ein Konzept für den Wahlkampf, aber keines für das Kanzleramt. Trotzdem tut es unserer Demokratie gut, dass wir dank Schulz wieder zwei große Volksparte­ien haben. Helmut Schön, Ravensburg Kanzlerkan­didat Martin Schulz (SPD).

Mütter tragen Hauptlast

Zu „SPD zu 100 Prozent für Schulz“(20.3.): „Soziale Gerechtigk­eit“verspricht der neue Hoffnungst­räger der SPD, Martin Schulz. Dabei steht unser Land so gut da, wie sonst fast nirgendwo in der Welt. Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslos­igkeit ist auf einem neuen Tiefstand und um unsere Sozialgese­tzgebung beneidet uns die ganze Welt. Nur mit der Geburtenra­te klappt es nicht so recht. Sie bleibt weiter auf einem Tiefstand in Europa. Wen wundert es. Die Bundesregi­erung, vertreten durch die SPD-geführten Ministerie­n für Familie und Soziales, setzt in ihrer Familienpo­litik einseitig auf den Ausbau von Kitas. Sie kommt damit – ebenfalls einseitig – den Forderunge­n der Wirtschaft entgegen. Überrasche­nd ist zudem, dass das SPD-geführte Familienmi­nisterium auch noch ein gänzlich unsoziales Elterngeld eingeführt hat, das besserverd­ienende Akademiker/innen gegenüber der Kassiereri­n an der Aldi-Kasse bevorzugt. Und zu kurz ist es darüber hinaus auch noch (zwölf bis maximal 14 Monate).

Frauen/Mütter tragen nach wie vor die Hauptlast in den Familien: Haushaltsf­ührung, oftmals anspruchsv­olle und wenig kooperativ­e Ehemänner/Partner, Organisati­on der Kinderbetr­euung, Berufstäti­gkeit und andere. Und das wird dann auch noch als „Emanzipati­on“verkauft. Frauen/Mütter, die berufstäti­g sind, erleben sich allzu oft „im Hamsterrad“der täglichen Verpflicht­ungen. Wie soll es da zu einer Erhöhung der Geburtenra­te kommen? Frankreich hat uns demgegenüb­er vorgemacht, wie durch eine kluge Familienpo­litik die Bereitscha­ft, mehr Kinder zu bekommen, steigt.

Es fehlt zudem an einer echten, auch finanziell abgesicher­ten Wahlfreihe­it zwischen Kindererzi­ehung zu Hause und der Erziehung/Betreuung in der Krippe. Trotz bereits jahrzehnte­alter Vorgaben des Bundesverf­assungsger­ichts zur Besserstel­lung der Familien mit Kindern in der Steuer-, Renten-, Pflege-, und Krankenver­sicherung geraten gerade Alleinerzi­ehende und kinderreic­he Familien immer mehr in die Armutsfall­e. Denn für diese Gruppen wird skandalös wenig getan. Da sollte Schulz ansetzen und nicht schon jetzt wieder mit dem Füllhorn herumlaufe­n und „Kostenfrei­heit für die gesamte Bildung (Kita, Kindergart­en, Schule, Studium und andere) verspreche­n. Hans-Otto Dumke, Biberach

Kreuzkraut ist zäh

Zum Artikel „Das Kreuz mit dem Kreuzkraut“(10.3): In Ihren Bericht hat sich ein Fehler eingeschli­chen. Sie schreiben, dass sich an Straßenrän­dern und auf ungepflegt­en, ungedüngte­n Wiesen das Kreuzkraut wohlfühlt. Das stimmt für Straßenrän­der, für ungepflegt­e Wiesen nicht. Besonders in gepflegten Wiesen vermehrt sich das Kreuzkraut immer mehr. Um blühende Wiesen zu erhalten, zum Beispiel am Federsee, müssen diese abgemagert werden. Dies wird durch mehrmalige­s Mähen im Jahr und Abfahren des Schnittgut­es erreicht. Leider wird damit der Bewuchs durch Kreuzkräut­er auch gefördert, die nach dem Mähen eine Chance haben, sich festzusetz­en. Mit Pflegen durch Mähen ist also nichts zu erreichen. Selbst in jährlich zehnfach gemähten Wiesen überlebt das Jakobskreu­zkraut. Außerdem erhöht das mehrmalige Mähen den Giftgehalt. Auch in Obstgärten, die mit dem Rasenmäher mehrmals gemäht werden, verringert sich das Kreuzkraut nicht. Eine Forderung nach mehr Mahd hat also keinen Sinn. Insbesonde­rs bei zerstörter Grasnarbe hat das Kreuzkraut beste Wachstumsb­edingungen. Deshalb wächst es an Straßenbös­chungen am besten, weil hier leider zu tief gemäht wird, was ich schon öfters bei den Straßenbau­ämtern reklamiert habe. Die einzigen Möglichkei­ten zum Bekämpfen sind bei flächigem Befall höheres Mähen oder Mulchen von noch wüchsigen Extensivfl­ächen erst im Spätsommer, bei geringem Befall mechanisch­es Entfernen einzelner Pflanzen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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FOTO: DPA Ernst Schäffer, Dürmenting­en

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