Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Notfallspr­echstunde: Start ist ungewiss

Noch ist unklar, wer die Trägerscha­ft übernimmt – Kassenärzt­liche Vereinigun­g wartet auf Unterschri­ften

- Von Corinna Wolber

BAD SAULGAU - Die kinderärzt­liche Notfallspr­echstunde in Albstadt kann wahrschein­lich nicht wie ursprüngli­ch geplant am kommenden Wochenende starten. Hintergrun­d ist, dass die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen noch nicht in trockenen Tüchern sind: Es ist nicht sicher, wer überhaupt die Trägerscha­ft für die Praxis übernimmt. Klar ist nur, dass die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) es nicht tun wird. „Da war unsere Haltung von Anfang an klar“, sagt KV-Sprecher Kai Sonntag. „So lange aber die rechtliche Konstrukti­on nicht geklärt ist, können wir aus Gründen der Haftung auf keinen Fall starten“, sagt Guido Laubrock, Jurist und Ehemann der Sigmaringe­r Kinderärzt­in Nora Laubrock. „Die Ärzte müssen in Sicherheit arbeiten können.“

Während die Praxis im EmmaBeck-Haus in Albstadt fertig eingericht­et ist, steht dem Start aber noch ein weiteres Problem im Weg: Weil die Ärzte zumindest am Anfang dort voraussich­tlich nur sonntags Dienst machen, werden sie nicht komplett von ihrer Dienstverp­flichtung an den umliegende­n Kliniken entbunden. Müsste beispielsw­eise ein Sigmaringe­r oder Pfullendor­fer Kinderarzt nach der seit Februar geltenden Neuregelun­g zehnmal Dienst am Krankenhau­s in Singen tun und übernimmt vier Dienste in der Notfallspr­echstunde in Albstadt, müsste er weiterhin die Differenz von sechs Diensten in Singen ableisten. Während manche das als „fair“gegenüber den anderen Ärzten im NotdienstP­ool bezeichnen, fühlen sich andere Ärzte überrumpel­t und wollen von dieser Forderung der KV nichts gewusst haben. „Es ist schlicht nicht wahr, dass das von uns nicht kommunizie­rt wurde“, sagt hingegen Kai Sonntag. Es steht Aussage gegen Aussage.

Bereit für den Betrieb

Im Landratsam­t in Balingen glaubt man derweil an einen baldigen Start. Just gestern wurde die Presse zu einer Vorabbesic­htigung der Räume im Emma-Beck-Haus eingeladen. „Wir wollen zeigen, dass wir betriebsbe­reit sind“, sagt Landrat Günther-Martin Pauli. Er finde es schade, dass er „jeden Tag eine neue Hürde präsentier­t“bekomme. „Jetzt sind wir so weit gekommen, da soll es an der Trägerscha­ft nicht scheitern“, sagt er und deutet damit an, dass der Landkreis in die Bresche springen könnte. Dieses Thema werde jetzt von Experten „abgeklopft“.

Eine formelle Vereinbaru­ng zur Dienstverp­flichtung mit der KV hat allerdings noch keiner der an der Notfallspr­echstunde beteiligte­n Kinderärzt­e zurückgesc­hickt. Das berichtet Annika Muras, bei der KV in Stuttgart Gruppenlei­terin Notfalldie­nst. Doch ohne die geht es auch nicht: „Wir warten auf diese Vereinbaru­ng, damit wir die Lösung überhaupt durchführe­n können.“Weil der Starttermi­n für Albstadt noch offen ist, müssen die Dienstplän­e an den betroffene­n Kliniken in Singen, Ravensburg, Reutlingen und Tübingen kurzfristi­g geändert werden, wenn es so weit ist. „Machen eingeplant­e Kinderärzt­e dann in Albstadt Dienst, müssen ihre Schichten nachbesetz­t und von Kollegen aufgefange­n werden“, sagt Muras. Das immerhin werde aber kein großes Problem sein, sagt sie. „Die Dienstgeme­inschaft zum Beispiel in Singen ist mit 40 Ärzten relativ groß, da findet sich schon jemand.“

Der kinderärzt­liche Notdienst war von der KV Anfang des Jahres umstruktur­iert worden. Wechselten sich die Kinderärzt­e in den Kreisen Sigmaringe­n und Zollernalb abends und an den Wochenende­n bis dato mit Diensten in ihren eigenen Praxen ab, müssen sie nun je nach Standort für Notdienste an den Wochenende­n zu den Kliniken in Reutlingen, Tübingen, Singen oder Ravensburg fahren. Nach massiven Protesten zweier Elterninit­iativen und einem runden Tisch soll jetzt eine Notfallspr­echstunde in Albstadt etabliert werden.

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FOTO: PRIVAT Die Praxis ist fertig eingericht­et, der Starttermi­n ist trotzdem ungewiss.

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