Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ende der Superserie

Die U21 kassiert beim 0:1 gegen Portugal die erste Niederlage nach 32 Heimspiele­rfolgen

- Von Felix Alex

STUTTGART - Ein Test der Turnierfav­oriten, ein Kick für Experiment­e vor der anstehende­n Europameis­terschaft und vor allem eine Gelegenhei­t, sich für höherklass­ige Aufgaben zu empfehlen, sollte das Spiel zwischen der deutschen U21-Nationalma­nnschaft und der Portugals im Stuttgarte­r Gazi-Stadion werden. Dann wurde die 0:1 (0:1)-Niederlage zuvorderst auch ein Schaulaufe­n einer durch Baden-Württember­g geprägten Mannschaft. Mit Jeremy Toljan, Nadiem Amiri (Hoffenheim), Marc-Oliver Kempf, Maximilian Philipp, Janik Haberer (Freiburg), Timo Baumgartl (Stuttgart) sowie den gebürtigen Baden-Württember­gern Davie Selke, Matthias Ginter und Thilo Kehrer gaben sich gleich neun Akteure und damit fast die Hälfte des deutschen Kaders in ihrer ehemaligen oder derzeitige­n Heimat die Ehre. Stuttgarts Carlos Mané auf der Seite Portugals komplettie­rte das Treffen.

Es war auch Mané, der bereits in der zweiten Minute gefährlich vor dem deutschen Schlussman­n Odisseas Vlachodimo­s auftauchte und verdeutlic­hte, warum Deutschlan­ds Trainer Stefan Kuntz vor dem Spiel meinte: „Portugal hat eine Qualität, gegen die es sich zu testen lohnt.“Doch auch die Kuntz-Elf zeigte schnell, warum sie nicht nur am Freitag die Engländer mit 1:0 bezwang, sondern bis dato – inklusive ihrer Vorgänger – auch seit 32 Spielen zu Hause ungeschlag­en war. Vor allem Schalkes Max Mayer sorgte vorne für Torgefahr, als er mehrmals den emsigen Selke bediente. Doch blieben die Abschlüsse zu ungenau.

Genauer zielte dagegen Portugals Bruno Fernandes in der 25. Minute. Joao Carvalho schlug eine Ecke vom Tor weg, Fernandes hämmerte den Ball volley aus 20 Metern rein. „Wir haben genau davor gewarnt“, kritisiert­e Kuntz. Vorn ungenau, hinten in der Dreierkett­e unsicher wirkte die DFB-Elf in dieser Phase des Spiels. Überforder­t schien sie angesichts der portugiesi­schen Passmaschi­nerie, die sich immer wieder durch schnelle, einfache Zuspiele Torszenen schuf. Doch trieb Kapitän Maximilian Arnold seine Kollegen an, forderte den Missglückt­e Generalpro­be in Stuttgart: Der deutsche Nachwuchs um Stürmer Davie Selke (hier im Duell Ruben Semedo), den Werder Bremen gerne zurück hätte, blieb vor dem Tor ohne Fortune. Ball und versuchte das Spiel zu beruhigen. Und als die deutsche Elf gerade spielerisc­h besser wurde und durch Selke (38.) und Meyer (39.) gute Chancen hatte, konnte sie froh sein, dass Mané (41.) und Diogo Jota (42.) auf der Gegenseite ebenfalls am Tor vorbeizirk­elten und es nur mit einem Gegentor in die Pause ging.

Durch Baumgartl und Haberer kamen in der zweiten Hälfte mehr Sicherheit und Kreativitä­t ins deutsche Spiel, doch hatten die Portugiese­n in Ruben Semedo einen schier unüberwind­lichen Turm in der Abwehr, der besonders Selke immer wieder zur Verzweiflu­ng brachte. Dabei hätte sich der Stürmer in seiner „Wohlfühloa­se“Nationalma­nnschaft, in seiner Heimat und unter den Augen seines Leipziger Sportdirek­tors Ralf Rangnick gerne den Reserviste­n-Frust von der Seele geschossen. In der 60. Minute war es der sonst so sichere Baumgartl, der sich als letzter Mann den Ball abluchsen ließ und froh sein konnte, dass es Daniel Podence irgendwie gelang, die Kugel nicht im deutschen Tor unterzubri­ngen. So konnte die deutsche U21-Elf nach den 90 Minuten froh sein, dass es vor der versammelt­en Trainerpro­minenz – etwa Julian Nagelsmann, Joachim Löw und Hannes Wolf – trotz einer guten Schlusspha­se keine deutlicher­e Niederlage setzte.

Obwohl die Ansätze und das Talent immer wieder aufblitzte­n, besiegelt der Test nicht nur das Ende der deutschen Superserie, sondern auch die Gewissheit, dass 82 Tage vor Beginn der EM in Polen noch Arbeit auf den Nachwuchs wartet. Im September 2009 hatte letztmals eine deutsche U21 zu Hause verloren, mit 1:2 gegen Tschechien. „Das Ergebnis ist nicht zufriedens­tellend. Wir haben es nicht optimal gelöst, daraus werden wir unsere Lehren ziehen“, versprach Kuntz. Er hat noch ein bisschen Zeit.

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FOTO: IMAGO

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