Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Das ist eine arrogante Haltung“
BAD SAULGAU (abu)- Für Ärger bei Kreisräten hat ein ZDF-Bericht des Mittagsmagazins gesorgt, der sich mit der kinderärztlichen Versorgung im Kreis Sigmaringen beschäftigt hat. Laut Kreisrätin Doris Schröter, Bürgermeisterin Bad Saulgaus, wurde die Nachfolge des Bad Saulgauer Arztes Dr. Michael Steiner thematisiert. „Was mich verärgert hat, war ein Interview mit Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer“, so die Bürgermeisterin im Verwaltungsausschuss. Montgomery habe lächelnd von der Abwanderung von Ärzten in Mittelzentren und weg vom Land berichtet. „Es handele sich eben um eine gesellschaftliche Veränderung, wenn es auf dem Land keine Polizei, keine Feuerwehr und Post mehr gäbe. Dann müsse man sich nicht wundern, wenn es keine Ärzte mehr gibt.“Schröter und andere Kreisräte sahen dabei Bad Saulgau falsch bewertet.
„Das ist eine bodenlose Frechheit, wir sind hier weit davon entfernt, keine Feuerwehr, Polizei oder Post mehr zu haben. Das ist eine arrogante Haltung.“Dabei werde die Botschaft vermittelt, dass sich die Bevölkerung auf dem Land nicht über den Ärztemangel wundern brauche, als sei er Gottgegeben. „Für mich kommt das Signal an: Wir werden den Teufel tun, euch zu unterstützen“, führte Schröter aus. Sie bat Landrätin Stefanie Bürkle, deswegen im Namen des Kreises einen offenen Brief zu verfassen, um Position zu beziehen. Dieser Haltung schlossen sich andere Kreisräte an.
„Bad Saulgau ist eine Mittelstadt, die Aussage von Montgomery hat nicht gerade von Fachkenntnis gezeugt“, so Landrätin Stefanie Bürkle. Die Aussage vermittele den Eindruck, dass sich die Ärztekammer nicht um gleichwertige Lebensverhältnisse von Land und Stadt kümmere. Bürkle befürwortete einen gemeinsamen Brief. Der ländliche Raum werde als nicht existent abgetan. „Das sollten wir ihm rückspiegeln, wohlwissend, dass wir dadurch die Welt nicht retten, aber dass wir das nicht so im Raum stehen lassen.“