Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Rap ist mehr als nur mein Hobby“
Der Ennetacher Rapper Robin Gerhardt arbeitet am Traum vom ersten Plattenvertrag
ENNETACH - Für Robin Gerhardt alias „Dizzepticon“gehört das Musikmachen zu seinem Leben wie für andere das Essen oder Trinken: Eine tägliche Dosis davon will er nicht missen. Er hat nämlich einen Traum, und zwar den vom ersten eigenen Plattenvertrag. SZ-Mitarbeiter Jonas Schuler hat sich mit ihm getroffen, um darüber zu sprechen, wie weit er davon noch entfernt ist, um was sich seine Texte drehen und welchen Stellenwert die Musik für ihn hat.
Seit wann rappen Sie und wie sind Sie überhaupt dazu gekommen?
Meine ersten Texte habe ich schon im Alter von 15 Jahren geschrieben. Aber damals habe ich das alles natürlich noch nicht so gerappt, wie ich es heute mache. Richtig intensiv beschäftige ich mich damit erst seit 2014. Damals habe ich Filme, wie „8 Mile“oder die Videos von „Rap am Mittwoch“zum ersten Mal gesehen und das Fieber hat mich gepackt.
Was hat es mit dem Pseudonym „Dizzepticon“auf sich?
Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte ich noch einen anderen, ziemlich unkreativen Namen. Als ich das erste Mal in Stuttgart bei dem Format „Rap am Mittwoch“war, wurde ich, nachdem ich auf die Bühne gerufen worden war, nach meinem Namen gefragt. Ich musste mir schnellstens einen neuen, besseren Namen überlegen. Den Abend zuvor haben wir den Film „Transformers“geschaut. Die Decepticons sind sozusagen die Schurken in diesem Film. Also habe ich gesagt, dass mein Name „Dizzepticon“sei, aber mit „i“und „Doppel-Z“. Das war im Oktober 2015. Seitdem war ich unter dem neuen Namen noch zweimal in München und jeweils einmal in Berlin und Heidelberg bei derselben Veranstaltung.
In Formaten wie „Rap am Mittwoch“geht es um Battle-Rap. Was macht die Duelle aus, worauf kommt es dabei an?
Battle-Rap heißt, einem Kontrahenten in einer bestimmten Zeit so viele geniale Reime wie möglich an den Kopf zu werfen. Das Ganze muss jedoch frei improvisiert werden. Beim Freestyle, also der Improvisation, ist man oft von seiner Tagesform abhängig. Klar, man muss viel üben. Die richtigen Wörter für die Reime kommen einem nicht von ungefähr in den Sinn. Vor allem geht es dabei aber auch um Punchlines. Eine Ständiger Wegbegleiter: Ohne seine Kopfhörer sieht man „Dizzepticon“nur sehr selten. Punchline bezeichnet im Englischen eine schlagkräftige Pointe. In der Rapkultur ist sie ein Stilmittel. Die Pointen sollten am besten noch auf die Situation bezogen sein. Die Zuschauer merken nämlich sofort, ob du nur irgendetwas vor dich hinrappst oder dich direkt auf die jetzt vorherrschende Situation beziehst. Dementsprechend reagieren sie dann auch entweder begeistert oder eher gelangweilt. Das ist wichtig, denn bei den meisten Duellen entscheidet auch oft die Reaktion des Publikums, ob du gewinnst oder verlierst.
Was sind Ihre aktuellen Projekte? Was haben Sie in der nächsten Zeit musiktechnisch geplant?
Ich habe in letzter Zeit ein Mixtape mit 15 Songs aufgenommen. Eigentlich wollte ich es bereits auf einer Musik- und Videoplattform veröffentlichen, habe mich aber entschieden, damit noch zu warten. Anfang April bin ich bei den Konzerten der Rapper „KC Rebell“und „Kollegah“. Ich werde alles daransetzen, meine CD den beiden in die Hand drücken zu können, um Rückmeldung von je- mandem zu bekommen, der Ahnung hat und mir weiterhelfen kann.
Wovon handeln Ihre Texte und woher nehmen Sie überhaupt die Ideen dafür?
Grundsätzlich bin ich seit drei Jahren ununterbrochen jeden Tag am Texte schreiben. Die Ideen nehme ich aus Allem. Ich bin ein Typ, der sich schlecht auf nur eine Sache konzentrieren kann, da ich meine Augen und Ohren nun mal überall habe. Die Texte drehen sich also in der Regel immer um mein Leben. Es ist also nichts dabei, dass ich irgendwie zusammen fantasiere. Im Großen und Ganzen handeln die Texte also von mir, von meinem Leben und meinen Gefühlen.
Ihr Lied „Ennetach“ist vermutlich das bekannteste von allen. War das Lied für Sie eher ein Segen oder ein Fluch?
Beides, Segen und Fluch. Natürlich ist es schön zu sehen, dass es den Leuten gefällt, aber man hat auch Ansprüche an sich selber. Die Reimstruktur und alles das, was in dem Lied verwendet worden ist, lässt zu wünschen übrig. Inzwischen erwarte ich Zeilen von mir, die tiefgründiger sind. Im Internet habe ich so gut wie alle meiner Songs vorübergehend gesperrt. Ganz einfach aus dem Grund, mehr Qualität und Professionalität in das Ganze reinbringen zu wollen. Bis auf das Lied „Give Peace a Chance“waren mehr oder weniger alle Songs von mir selbst daheim aufgenommen. Wir sind daher auch auf der Suche nach jemandem, der Beats bauen kann, nach jemandem, der ein Tonstudio hat und die Songs abmischen kann und nach einem Kameramann.
Gibt es in absehbarer Zeit vielleicht schon eine Aussicht auf einen Plattenvertrag?
Das ist im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit. Ich frage schon gar nicht mehr ob, sondern nur noch wann es soweit sein wird. Ich glaube daran und zwar zu hundert Prozent. Bisher lief alles noch meist im Verborgenen ab. Jetzt bin ich mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich für mich selber sage, dass ich langsam so weit wäre, den nächsten Schritt zu gehen.
Welchen Stellenwert hat die Musik inzwischen in Ihrem Leben eingenommen?
Die Musik steht nach meiner Familie an zweiter Stelle. Dementsprechend hat sie einen sehr wichtigen Stellenwert für mich, logisch. Es ist mehr eine Passion als ein Hobby oder Ausgleich für den Alltag.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Auf jeden Fall den ersten Plattenvertrag zu erhalten. Mein Ziel ist es irgendwann einmal davon leben zu können.