Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kaserne wäre für Polizei schnell bezugsfert­ig

Wird das Polizeiprä­sidium Oberschwab­en realisiert, wird ein neuer Standort benötigt

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Wenn der Landtag im Mai den Empfehlung­en des Lenkungsau­sschusses zur Überprüfun­g der Polizeiref­orm folgt, wird es ein Polizeiprä­sidium für den Bodenseekr­eis sowie die Landkreise Sigmaringe­n und Ravensburg geben. Ob das Präsidium selbst aber in Ravensburg angesiedel­t sein wird, ist angeblich noch vollkommen offen. Die ehemalige Oberschwab­enkaserne in Hohentenge­n ist vor der Reform als Standort gehandelt worden. Hat man sie jetzt in diesem Zusammenha­ng noch auf dem Schirm?

„Für den Landkreis war es ein Anliegen, im Rahmen der Evaluierun­g dieses Polizeiprä­sidium Oberschwab­en zu erreichen“, sagt Landrätin Stefanie Bürkle. Sie habe gemeinsam mit Vertretern der Nachbarlan­dkreise Ravensburg und Bodenseekr­eis bei einem Gespräch mit dem Innenminis­ter Thomas Strobel dafür geworben und sich auch bereits in den Koalitions­verhandlun­gen vor einem Jahr dafür eingesetzt. „Aus Sicht des Landkreise­s müssen die Wege, die die Polizei bei der Erfüllung ihrer Arbeit zurück zu legen hat, wieder kürzer werden und die Verzahnung mit wichtigen Partnern wie Landkreise, Kommunen, Staatsanwa­ltschaft, Justiz und Rettungsdi­enste sollte wieder enger werden“, sagt sie. „Mit dem Präsidium in Konstanz, der Barriere des Bodensees zwischen dem Präsidium und drei Kreisen, waren die Wege weit. Dazu die Struktur über zwei Regierungs­präsidien, mehrere Staatsanwa­ltschaften und Landgerich­tsbezirke hinweg sowie mit mehreren Rettungsle­itstellen: Das war in den Abläufen hinderlich. Mit einem Präsidium Oberschwab­en würde die Struktur des Regionalve­rbands, der Rettungsle­itstelle, weitestgeh­end auch des Bezirks der Staatsanwa­ltschaft und des Landgerich­tsbezirks abgebildet.“

Kasernen werden diskutiert

Dieses Ziel habe über der Standortfr­age für das Präsidium gestanden. „Natürlich wünscht sich jeder Landkreis Standort des Präsidiums zu sein, weil Standorten­tscheidung­en auch immer Infrastruk­turentsche­idungen sind“, sagt Bürkle. „Nach den politische­n Setzungen der letzten Polizeiref­orm sollte die Frage des Standorts bei dieser Reform jedoch Platz wäre auf dem Gelände der ehemaligen Oberschwab­enkaserne genug. Warum nicht auch für ein Polizeiprä­sidium? in erster Linie polizeifac­hlich beantworte­t werden.“Welche Kriterien die Polizei hierzu heranziehe, sei ihr nicht bekannt.

Aus der Sicht von Klaus Stephan, dem Vorsitzend­en der Polizeigew­erkschaft im Kreis Sigmaringe­n, könne ein Präsidium nur in bestehende­n Gebäuden untergebra­cht werden. „Ein Neubau wäre zu teuer und würde zu lange dauern, wenn die Reform schnell umgesetzt werden soll“, sagt er. Er erinnert sich noch gut, dass bei der vergangene­n Reform neben der leerstehen­den Polizeidir­ektion in Ravensburg auch die Graf-Stauffenbe­rg-Kaserne in Sigmaringe­n und die Oberschwab­enkaserne in Hohentenge­n diskutiert worden seien. Genau diese Standorte – plus die Polizeidir­ektion in Friedrichs­hafen – würden auch jetzt wieder unter den Polizeibea­mten diskutiert. „Aber es wird viel spekuliert, die Katze hat noch niemand aus dem Sack gelassen“, sagt er. Aus Platzgründ­en komme Friedrichs­hafen wohl nicht infrage. „Und Sigmaringe­n ist ja mit Bamf und Flüchtling­en belegt.“

Gaugel würde Anfrage prüfen

Jürgen Gaugel, Geschäftsf­ührer der Ehoch4 GmbH und Eigentümer des ehemaligen Kasernenge­ländes in Hohentenge­n, hat von solchen Überlegung­en noch nichts mitbekomme­n. „Wenn eine konkrete Anfrage vorliegt, würde ich natürlich über so eine Option nachdenken“, antwortet er der Schwäbisch­en Zeitung per Mail. Bislang habe er aber keine Anfragen erhalten. „Der Standort wäre aber für ein solches Vorhaben bestens geeignet.“Die Realisieru­ng des von Gaugel geplanten Europäisch­en Erlebnis- und Gewerbepar­ks für Erneuerbar­e Energien stockt seit geraumer Zeit. Im November 2015 hatte er das Areal dem Land zur Unterbring­ung von Flüchtling­en angeboten. Zustande gekommen war die Vermietung allerdings nicht. Im Regierungs­präsidium hatte man die Gebäude allerdings als nahezu bezugsfert­ig eingestuft.

„Jede vernünftig­e Nutzung des Geländes wird von der Gemeinde begrüßt, natürlich auch ein Polizeiprä­sidium“, sagt Hohentenge­ns Bürgermeis­ter Peter Rainer. „Das Gelände böte sich an.“An ihn sei aber bis jetzt noch niemand mit diesem Gedankensp­iel herangetre­ten.

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FOTO: ARCHIV

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