Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Klaus Burger wird mit Fasnets-Scherz selbst zur Lachnummer

Sein Biber-Kochbuch ist Anlass für viel Spott im Internet – Zeitungen aus ganz Deutschlan­d berichten

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Mit dem BiberKochb­uch, das er als Scherz zur Fasnet zusammenge­stellt hat, ist der CDU-Landtagsab­geordnete und Gemeindera­t Klaus Burger aus Hohentenge­n jetzt selbst deutschlan­dweit zur Lachnummer geworden. In sozialen Netzwerken machen sich die Leute über die Aktion lustig, überregion­ale Medien greifen den Fall auf. Burger hingegen fühlt sich missversta­nden, will die mediale Aufmerksam­keit aber nutzen, um sachlich über den Biber und Maßnahmen zum Schutz vor den durch dieses Tier hervorgeru­fenen Schäden zu diskutiere­n.

Eine ernsthafte Diskussion dürfte dem einen oder anderen schon schwerfall­en, der das Bild vor Augen hat, auf dem Klaus Burger mit einem dicken Messer bewaffnet hinter einem ausgestopf­ten Biber posiert. Das Foto wurde zusammen mit einem Artikel mit dem Titel „Esst mehr Biber!“am Dienstag auf der Homepage der Bildzeitun­g veröffentl­icht. Von dort aus verbreitet­e es sich in Windeseile in den sozialen Netzwerken. Genau für dieses Foto wird sich Burger zwei Tage später offiziell entschuldi­gen.

Tier- und Naturschüt­zer kommentier­ten das Kochbuch, das verschiede­ne Rezepte zur Biber-Verarbeitu­ng (gedämpft, gebraten, gedünstet) anbietet, als geschmackl­os. Ein Großteil der Netzgemein­de nahm es aber als Anlass über einen eher unbekannte­n Abgeordnet­en zu spotten, der halt auch einmal in die Zeitung gewollt habe. „Der Biber ist eins der wenigen Leidenscha­ftsthemen des Hinterbänk­lers Burger aus Hohentenge­n in Oberschwab­en“, schreibt auch die „taz“. Noch einen drauf setzt das Team der Satire-Sendung „Neo Magazin Royale“um Jan Böhmermann. Das rief nämlich gleich Klaus Burger zu Ehren „#VivaLaBibe­r“als Hashtag der Woche aus.

Viele Presseanfr­agen

Und Klaus Burger? Der erhält gerade mehr Presseanfr­agen als je zuvor. Jedem Journalist­en erzählt er dann das gleiche: „Ich bin durchaus ein Freund des Bibers. Der steht unter Naturschut­z und jeder der sich an ihm und seinen Dämmen vergreift, macht sich strafbar.“Das achtseitig­e Kochbüchle­in habe er vor der Fasnet entworfen. Wer sich noch an den Ball der Narren in der Göge-Halle erinnert, weiß, dass Burger genau mit diesem Kochbuch dort aufgetrete­n ist und es verteilt hat. „In der Fasnet können ernste Themen und Probleme auch mal überspitzt formuliert werden“, sagt er. Seiner Meinung nach habe sich die Biber-Population in vielen Teilen des Landes so entwickelt, dass es immer mehr Probleme mit den Tieren gebe. Auch in der Göge sind landwirtsc­haftliche Flächen infolge von Biberdämme­n überschwem­mt worden. „Auch wenn Regenrückh­altebecken, die eigentlich für Hochwasser­fälle gedacht sind, durch Aktivitäte­n des Bibers vorzeitig Der Biber wird von vielen Landwirten als Problem angesehen. mit Wasser gefüllt werden, ist das wirklich ärgerlich“, findet er. Da seit einigen Monaten eine Diskussion darüber im Gange ist, ob es in Einzelfäll­en erlaubt sein sollte, Biber zu erlegen oder zu bejagen, habe er sich zur Fasnet des Themas auf eine witzige Art nähern wollen. „Früher sind Biber ja tatsächlic­h in der Fastenzeit verzehrt worden, da sie von den Katholiken als Fisch eingestuft wurden. „Alle Rezepte in dem Büchlein gibt es wirklich“, so Burger. Weil er sein Werk, von dem es 100 Expemlare gibt, ganz gelungen fand, hat Burger es zur Fasnet auch ausgewählt­en CDU-Kollegen in Stuttgart zukommen lassen. Dass das Kochbuch jetzt – Wochen später – so einen Hype erfährt, liegt allein daran, dass Burger nicht von ihm lassen konnte. Auf dem Landespart­eitag der CDU am vergangene­n Samstag verteilte er das Heftchen an Journalist­en, darunter auch der von der „Bild“. „Er hat mich darauf angesproch­en“, sagt Klaus Burger. Er ist enttäuscht, was die Zeitung aus dem Gespräch gemacht hat. „Esst mehr Biber“, das habe er natürlich nie gesagt. Und das ernste Biber-Problem sei nicht mit einem Kochbuch zu lösen. „Mein wirkliches Anliegen kommt zu kurz“, klagt er. „Ich finde, wir müssen sachlich darüber diskutiere­n, ob der Biber heute noch genauso schützensw­ert ist wie früher.“

Er wolle jetzt aber die Aufmerksam­keit, die ihm zuteil wird, nutzen, „um die Diskussion über vernünftig­e und effektive Maßnahmen bei Biberschäd­en voranzutre­iben“. In der Zwischenze­it würden sich aber bereits Tierschutz­organisati­onen bei ihm melden. Kochbuchbe­stellungen per Mail beantworte­t er lieber nicht.

Lange nach dem Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung landet noch eine offizielle Pressemitt­eilung in den Postfächer­n der Pressevert­reter. „Ich entschuldi­ge mich für die überzogene Aktion in der Bildzeitun­g“, heißt es da und das er sie hätte ablehnen sollen. „Das dort veröffentl­ichte Bild zeigt nicht meine Überzeugun­g und war weit übertriebe­n. Ich hätte da nicht mitmachen dürfen und entschuldi­ge mich dafür.“

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FOTO: IMAGO

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