Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Klaus Burger wird mit Fasnets-Scherz selbst zur Lachnummer
Sein Biber-Kochbuch ist Anlass für viel Spott im Internet – Zeitungen aus ganz Deutschland berichten
HOHENTENGEN - Mit dem BiberKochbuch, das er als Scherz zur Fasnet zusammengestellt hat, ist der CDU-Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Klaus Burger aus Hohentengen jetzt selbst deutschlandweit zur Lachnummer geworden. In sozialen Netzwerken machen sich die Leute über die Aktion lustig, überregionale Medien greifen den Fall auf. Burger hingegen fühlt sich missverstanden, will die mediale Aufmerksamkeit aber nutzen, um sachlich über den Biber und Maßnahmen zum Schutz vor den durch dieses Tier hervorgerufenen Schäden zu diskutieren.
Eine ernsthafte Diskussion dürfte dem einen oder anderen schon schwerfallen, der das Bild vor Augen hat, auf dem Klaus Burger mit einem dicken Messer bewaffnet hinter einem ausgestopften Biber posiert. Das Foto wurde zusammen mit einem Artikel mit dem Titel „Esst mehr Biber!“am Dienstag auf der Homepage der Bildzeitung veröffentlicht. Von dort aus verbreitete es sich in Windeseile in den sozialen Netzwerken. Genau für dieses Foto wird sich Burger zwei Tage später offiziell entschuldigen.
Tier- und Naturschützer kommentierten das Kochbuch, das verschiedene Rezepte zur Biber-Verarbeitung (gedämpft, gebraten, gedünstet) anbietet, als geschmacklos. Ein Großteil der Netzgemeinde nahm es aber als Anlass über einen eher unbekannten Abgeordneten zu spotten, der halt auch einmal in die Zeitung gewollt habe. „Der Biber ist eins der wenigen Leidenschaftsthemen des Hinterbänklers Burger aus Hohentengen in Oberschwaben“, schreibt auch die „taz“. Noch einen drauf setzt das Team der Satire-Sendung „Neo Magazin Royale“um Jan Böhmermann. Das rief nämlich gleich Klaus Burger zu Ehren „#VivaLaBiber“als Hashtag der Woche aus.
Viele Presseanfragen
Und Klaus Burger? Der erhält gerade mehr Presseanfragen als je zuvor. Jedem Journalisten erzählt er dann das gleiche: „Ich bin durchaus ein Freund des Bibers. Der steht unter Naturschutz und jeder der sich an ihm und seinen Dämmen vergreift, macht sich strafbar.“Das achtseitige Kochbüchlein habe er vor der Fasnet entworfen. Wer sich noch an den Ball der Narren in der Göge-Halle erinnert, weiß, dass Burger genau mit diesem Kochbuch dort aufgetreten ist und es verteilt hat. „In der Fasnet können ernste Themen und Probleme auch mal überspitzt formuliert werden“, sagt er. Seiner Meinung nach habe sich die Biber-Population in vielen Teilen des Landes so entwickelt, dass es immer mehr Probleme mit den Tieren gebe. Auch in der Göge sind landwirtschaftliche Flächen infolge von Biberdämmen überschwemmt worden. „Auch wenn Regenrückhaltebecken, die eigentlich für Hochwasserfälle gedacht sind, durch Aktivitäten des Bibers vorzeitig Der Biber wird von vielen Landwirten als Problem angesehen. mit Wasser gefüllt werden, ist das wirklich ärgerlich“, findet er. Da seit einigen Monaten eine Diskussion darüber im Gange ist, ob es in Einzelfällen erlaubt sein sollte, Biber zu erlegen oder zu bejagen, habe er sich zur Fasnet des Themas auf eine witzige Art nähern wollen. „Früher sind Biber ja tatsächlich in der Fastenzeit verzehrt worden, da sie von den Katholiken als Fisch eingestuft wurden. „Alle Rezepte in dem Büchlein gibt es wirklich“, so Burger. Weil er sein Werk, von dem es 100 Expemlare gibt, ganz gelungen fand, hat Burger es zur Fasnet auch ausgewählten CDU-Kollegen in Stuttgart zukommen lassen. Dass das Kochbuch jetzt – Wochen später – so einen Hype erfährt, liegt allein daran, dass Burger nicht von ihm lassen konnte. Auf dem Landesparteitag der CDU am vergangenen Samstag verteilte er das Heftchen an Journalisten, darunter auch der von der „Bild“. „Er hat mich darauf angesprochen“, sagt Klaus Burger. Er ist enttäuscht, was die Zeitung aus dem Gespräch gemacht hat. „Esst mehr Biber“, das habe er natürlich nie gesagt. Und das ernste Biber-Problem sei nicht mit einem Kochbuch zu lösen. „Mein wirkliches Anliegen kommt zu kurz“, klagt er. „Ich finde, wir müssen sachlich darüber diskutieren, ob der Biber heute noch genauso schützenswert ist wie früher.“
Er wolle jetzt aber die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, nutzen, „um die Diskussion über vernünftige und effektive Maßnahmen bei Biberschäden voranzutreiben“. In der Zwischenzeit würden sich aber bereits Tierschutzorganisationen bei ihm melden. Kochbuchbestellungen per Mail beantwortet er lieber nicht.
Lange nach dem Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung landet noch eine offizielle Pressemitteilung in den Postfächern der Pressevertreter. „Ich entschuldige mich für die überzogene Aktion in der Bildzeitung“, heißt es da und das er sie hätte ablehnen sollen. „Das dort veröffentlichte Bild zeigt nicht meine Überzeugung und war weit übertrieben. Ich hätte da nicht mitmachen dürfen und entschuldige mich dafür.“