Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Für die Tonne

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Kann sich noch jemand an Oscar erinnern? Nein, nicht die Filmtrophä­e, die jeder Hollywoods­tar erhält, der einem psychisch gebeutelte­n Charakter glaubwürdi­g Tiefe verleiht. Nein, gemeint ist jener griesgrämi­ge Oscar, der in der legendären Sesamstraß­e in einer Tonne lebt und auftaucht, um übellaunig Lieder wie „Ja, ich mag Müll“zu singen. Tatsächlic­h liebt Oscar alles, was andere scheußlich finden.

In Emmendinge­n nahe Freiburg gibt es einen Seelenverw­andten von Oscar – allerdings ist der 22-Jährige nicht pelzig und grün, sondern leider kriminell. Ihm leuchtet nicht ein, warum er Dinge, die andere Leute rechtmäßig erwerben, nicht einfach mitnehmen soll. So stopfte der Mann in einem Geschäft Sportkleid­ung und Turnschuhe in einen hierfür geeigneten Beutel und schlendert­e Richtung Ausgang. Unbemerkt blieb seine Aktion nicht. Als er am Ausgang von einem Angestellt­en gestellt wurde, rannte er los. Sofort nahmen der Verkäufer und ein Passant zu Fuß die Verfolgung auf. Auch eine Polizeistr­eife wurde eingeschal­tet. Eine wilde Jagd begann – und der Dieb bewies, dass man auch in alten Schuhen schnell laufen kann. Fast schien es, als könnte der Mann entkommen.

Doch die Polizei fand ihn dann doch – in einer Gartenanla­ge, versteckt in einer Grünen Tonne. Und zwar direkt hinter der Justizvoll­zugsanstal­t. Eigentlich hätten die Beamten den Burschen nur noch rüberschie­ben müssen. Was er noch mit Oscar gemeinsam hat? Sobald der Deckel aufging, sang er. Leugnen wäre aber auch zwecklos gewesen: Den Beutel mit dem Diebesgut hatte er schließlic­h noch in der Hand. (jos)

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FOTO: AFP Nicht jeder Zeitgenoss­e, der in einer Mülltonne steckt, ist so sympathisc­h wie Oscar.

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