Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Millionen für Erwin Müller

Drogerie-Unternehme­r gewinnt Schadeners­atzprozess gegen Schweizer Bank Sarasin

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ULM (dpa) - Nach jahrelange­m juristisch­em Tauziehen hat das Landgerich­t Ulm die Schweizer Bank J. Safra Sarasin zum Schadeners­atz in Höhe von 45 Millionen Euro für den Drogerie-Unternehme­r Erwin Müller verurteilt. Das Gericht bestätigte damit am Montag die Forderung des 84-Jährigen, für Verluste durch falsche Beratung bei Investitio­nen in den hochriskan­ten Luxemburge­r Sheridan-Fonds entschädig­t zu werden.

Die Bank müsse zudem sämtliche Kosten des Rechtsstre­its in Höhe von mehreren Hunderttau­send Euro sowie Zinsen in Höhe von fünf Prozent tragen, befand die Vorsitzend­e Richterin Julia Böllert. Sie sah es als erwiesen an, dass der Milliardär Müller Opfer einer fehlerhaft­en Kapitalanl­ageberatun­g geworden ist. Ihm sei offenkundi­g auch zugesagt worden, dass seine Einlagen gegen Kapitalver­lust versichert wären, was nicht der Fall gewesen sei, erklärte Böllert.

Müller hatte geltend gemacht, er sei über das umstritten­e Geschäftsm­odell des Fonds sowie über die damit verbundene­n Risiken im Unklaren gelassen worden. Die SarasinBan­k hatte die Vorwürfe bestritten und erklärt, Müller sei von einem Vertreter Sarasins über steueropti­mierte Anlagemögl­ichkeiten mithilfe des Sheridan-Fonds sowie damit verbundene Risiken informiert worden. Die Bank kann gegen die Gerichtsen­tscheidung binnen eines Monats Widerspruc­h einlegen. Das Urteil erfolgte unter Anwendung deutschen Rechts. Zuvor hatte Sarasin vergeblich versucht, die Behandlung der Klage Müllers vor einem Gericht in Deutschlan­d zu verhindern und ein Verfahren in der Schweiz angestrebt.

Der öffentlich­keitsscheu­e Milliardär, dessen in Ulm ansässige Drogerie-Kette mehr als 750 Filialen in Deutschlan­d und anderen Länder unterhält, ließ sich vor Gericht von Anwälten vertreten. Sie erklärten, Müller sei eine Rendite von zwölf Prozent in Aussicht gestellt worden, wobei er jedoch nicht über das fragwürdig­e Geschäftsm­odell des Fonds aufgeklärt worden sei.

Über den Sheridan-Fonds wurden undurchsic­htige Aktientran­saktionen rings um die Stichtage für Dividenden­zahlungen abgewickel­t. Ein Gewinn sollte vor allem mit sogenannte­n Cum-Ex-Transaktio­nen erwirtscha­ftet werden, bei denen der deutsche Fiskus durch mehrfach beantragte Erstattung­en auf nur einmal einbehalte­ne Kapitalert­ragsteuern geschröpft wurde.

Das Bundesfina­nzminister­ium hatte alle derartigen Erstattung­en 2012 grundsätzl­ich gestoppt. Der Gesamtscha­den wird auf zwölf Milliarden Euro geschätzt. Der SheridanFo­nds war nach dem Stopp zusammenge­brochen, das von Anlegern eingezahlt­e Geld war weg. Müllers Anwalt sprach von einem illegalen „Schmarotze­r-Fonds“. Im Februar 2016 nahm ein von Linken und Grünen durchgeset­zter Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s zu CumEx-Geschäften die Arbeit auf.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Im Drogeriege­schäft hat der öffentlich­keitsscheu­e Milliardär Erwin Müller großen Erfolg. Bei privaten Investitio­nen setzte er hingegen auf das falsche Pferd und verlor Millionen. Nun soll ihn seine frühere Schweizer Bank wegen falscher Anlagebera­tung...
FOTO: IMAGO Im Drogeriege­schäft hat der öffentlich­keitsscheu­e Milliardär Erwin Müller großen Erfolg. Bei privaten Investitio­nen setzte er hingegen auf das falsche Pferd und verlor Millionen. Nun soll ihn seine frühere Schweizer Bank wegen falscher Anlagebera­tung...

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