Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Steigende Kosten und stagnierende Einkommen belasten die Mieter
Baugenossenschaft Bad Saulgau erzielt Überschuss – Dividende von zwei Prozent
BAD SAULGAU - Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 kann die Baugenossenschaft Bad Saulgau blicken: Sie erwirtschaftete einen Jahresüberschuss von 161 000 Euro, der letztlich zu einem Bilanzgewinn von rund 233 500 Euro führt.
„Zusammengefasst dürfen wir feststellen, dass unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslage durchweg als gut geordnet und stabil bezeichnet werden kann“, zog das geschäftsführende Vorstandsmitglied Michael Dobe ein positives Fazit in der Mitgliederversammlung im evangelischen Gemeindehaus. Der Jahresüberschuss von 161 000 Euro wird mit dem Gewinnvortrag von 2015 in Höhe von 239 000 Euro addiert, abgezogen wird hingegen die Einstellung von 167 000 Euro in die Rücklagen. Daraus resultiert dann der Bilanzgewinn von rund 233 500 Euro. Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr mit 17,5 Millionen Euro um knapp eine halbe Million Euro zurückgegangen.
Die 37 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder – insgesamt hat die Baugenossenschaft 800 Mitglieder – beschlossen mehrheitlich, zwei Prozent Dividende auszuschütten, was in Summe rund 12 000 Euro ausmacht; die restlichen rund 221 500 Euro vom Bilanzgewinn werden auf neue Rechnung vorgetragen. Bei dem Beschluss zu dieser Gewinnverwendung gab es eine Gegenstimme. Wie Dobe zeigte sich auch der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Kabus, der durch die Tagesordnung führte, zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr. Er sprach von einer „recht guten Weiterentwicklung“.
Nachdenklich machte der Vorstandsbericht von Michael Dobe. Er sagte, dass die Genossenschaft die Einkommensentwicklung der Mitglieder im Auge behalten sollte. Die realen Haushaltsnettoeinkommen in Baden-Württemberg seien nach Angaben des Statistischen Landesamtes im Zeitraum 1998 bis 2013 nicht gestiegen. „Wenn wir berücksichtigen, dass viele unserer Mieter eher den unteren und mittleren Einkommensschichten zuzurechnen sind, so dürften die realen Zahlen eher noch schlechter aussehen. Steigende Kosten und Abgaben und stagnierende Einkommen stellen für viele unserer Mieter ein ernstes Problem dar“, sagte er.
Mieten unter Ortsniveau
Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 4,84 Euro pro Quadratmeter und Monat liegt die Baugenossenschaft laut Dobe im Marktvergleich jedoch verhältnismäßig günstig. In einem Bericht der Schwäbischen Zeitung vom Mai 2016 sei die Durchschnittsmiete für Bad Saulgau mit 5,97 Euro angegeben worden, zeigte Dobe zum Vergleich auf. „Die Baugenossenschaft Bad Saulgau liegt somit knapp 20 Prozent unter diesem Wert“, stellte er fest. Aufgrund permanent steigender Kosten werde aber auch die Baugenossenschaft gezwungen sein, Mieten „anzupassen“, insbesondere bei Altverträgen.
An anderer Stelle in seinem Vortrag berichtete Dobe davon, dass durch gesetzliche Verpflichtungen eine „Kostenlawine“drohe. Allein das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das Eigentümer auch im Bestand zu umfangreichen Investitionen in erneuerbare Energien zwinge, sei ein solcher Kostentreiber. „Auch über die Energieeinsparverordnung wird versucht, immer mehr Hauseigentümer zu zwingen, teure Investitionen zu tätigen“, bemerkte Michael Dobe.
Derzeit verfügt die Baugenossenschaft über 453 Mietwohnungen, vier gewerbliche Einheiten und 14 Pachtwohnungen, in der Summe 471. Den Löwenanteil mit 330 Objekten macht Bad Saulgau aus, gefolgt von Riedlingen mit 33 Objekten. „Eine zusätzliche Schaffung von neuen Mietwohnungen ist derzeit trotz der leicht anziehenden Nachfrage nach Wohnraum unsererseits aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht geplant“, informierte Michael Dobe. Wie er weiter berichtete, habe die Genossenschaft in den vergangenen zehn Jahren rund 8,2 Millionen Euro für Instandhaltung und Modernisierung ihrer Wohnungen ausgegeben.
Die Aufsichtsräte Karl-Heinz Birzer und Thomas Dannegger standen zur Wiederwahl an. Jeweils einstimmig wurden sie von den Mitgliedern der Genossenschaft in ihren Ämtern bestätigt.