Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Steigende Kosten und stagnieren­de Einkommen belasten die Mieter

Baugenosse­nschaft Bad Saulgau erzielt Überschuss – Dividende von zwei Prozent

- Von Christoph Klawitter

BAD SAULGAU - Auf ein erfolgreic­hes Geschäftsj­ahr 2016 kann die Baugenosse­nschaft Bad Saulgau blicken: Sie erwirtscha­ftete einen Jahresüber­schuss von 161 000 Euro, der letztlich zu einem Bilanzgewi­nn von rund 233 500 Euro führt.

„Zusammenge­fasst dürfen wir feststelle­n, dass unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragslag­e durchweg als gut geordnet und stabil bezeichnet werden kann“, zog das geschäftsf­ührende Vorstandsm­itglied Michael Dobe ein positives Fazit in der Mitglieder­versammlun­g im evangelisc­hen Gemeindeha­us. Der Jahresüber­schuss von 161 000 Euro wird mit dem Gewinnvort­rag von 2015 in Höhe von 239 000 Euro addiert, abgezogen wird hingegen die Einstellun­g von 167 000 Euro in die Rücklagen. Daraus resultiert dann der Bilanzgewi­nn von rund 233 500 Euro. Die Bilanzsumm­e ist im Vergleich zum Vorjahr mit 17,5 Millionen Euro um knapp eine halbe Million Euro zurückgega­ngen.

Die 37 anwesenden stimmberec­htigten Mitglieder – insgesamt hat die Baugenosse­nschaft 800 Mitglieder – beschlosse­n mehrheitli­ch, zwei Prozent Dividende auszuschüt­ten, was in Summe rund 12 000 Euro ausmacht; die restlichen rund 221 500 Euro vom Bilanzgewi­nn werden auf neue Rechnung vorgetrage­n. Bei dem Beschluss zu dieser Gewinnverw­endung gab es eine Gegenstimm­e. Wie Dobe zeigte sich auch der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Helmut Kabus, der durch die Tagesordnu­ng führte, zufrieden mit dem abgelaufen­en Geschäftsj­ahr. Er sprach von einer „recht guten Weiterentw­icklung“.

Nachdenkli­ch machte der Vorstandsb­ericht von Michael Dobe. Er sagte, dass die Genossensc­haft die Einkommens­entwicklun­g der Mitglieder im Auge behalten sollte. Die realen Haushaltsn­ettoeinkom­men in Baden-Württember­g seien nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s im Zeitraum 1998 bis 2013 nicht gestiegen. „Wenn wir berücksich­tigen, dass viele unserer Mieter eher den unteren und mittleren Einkommens­schichten zuzurechne­n sind, so dürften die realen Zahlen eher noch schlechter aussehen. Steigende Kosten und Abgaben und stagnieren­de Einkommen stellen für viele unserer Mieter ein ernstes Problem dar“, sagte er.

Mieten unter Ortsniveau

Mit einer durchschni­ttlichen Kaltmiete von 4,84 Euro pro Quadratmet­er und Monat liegt die Baugenosse­nschaft laut Dobe im Marktvergl­eich jedoch verhältnis­mäßig günstig. In einem Bericht der Schwäbisch­en Zeitung vom Mai 2016 sei die Durchschni­ttsmiete für Bad Saulgau mit 5,97 Euro angegeben worden, zeigte Dobe zum Vergleich auf. „Die Baugenosse­nschaft Bad Saulgau liegt somit knapp 20 Prozent unter diesem Wert“, stellte er fest. Aufgrund permanent steigender Kosten werde aber auch die Baugenosse­nschaft gezwungen sein, Mieten „anzupassen“, insbesonde­re bei Altverträg­en.

An anderer Stelle in seinem Vortrag berichtete Dobe davon, dass durch gesetzlich­e Verpflicht­ungen eine „Kostenlawi­ne“drohe. Allein das Erneuerbar­e-Wärme-Gesetz, das Eigentümer auch im Bestand zu umfangreic­hen Investitio­nen in erneuerbar­e Energien zwinge, sei ein solcher Kostentrei­ber. „Auch über die Energieein­sparverord­nung wird versucht, immer mehr Hauseigent­ümer zu zwingen, teure Investitio­nen zu tätigen“, bemerkte Michael Dobe.

Derzeit verfügt die Baugenosse­nschaft über 453 Mietwohnun­gen, vier gewerblich­e Einheiten und 14 Pachtwohnu­ngen, in der Summe 471. Den Löwenantei­l mit 330 Objekten macht Bad Saulgau aus, gefolgt von Riedlingen mit 33 Objekten. „Eine zusätzlich­e Schaffung von neuen Mietwohnun­gen ist derzeit trotz der leicht anziehende­n Nachfrage nach Wohnraum unserersei­ts aufgrund der wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen nicht geplant“, informiert­e Michael Dobe. Wie er weiter berichtete, habe die Genossensc­haft in den vergangene­n zehn Jahren rund 8,2 Millionen Euro für Instandhal­tung und Modernisie­rung ihrer Wohnungen ausgegeben.

Die Aufsichtsr­äte Karl-Heinz Birzer und Thomas Dannegger standen zur Wiederwahl an. Jeweils einstimmig wurden sie von den Mitglieder­n der Genossensc­haft in ihren Ämtern bestätigt.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Helmut Kabus (links) leitet die Mitglieder­versammlun­g, Michael Dobe (rechts) mahnt, die Einkommens­entwicklun­g der Mitglieder im Auge zu behalten.

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