Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Erst Trauer, dann Respekt
Kaum war die Nachricht vom Hubschrauber-Absturz in Mali mit zwei toten Soldaten am Mittwochabend bekannt, meldeten sich die vielen Besserwisser mit ihren Vermutungen zur Absturzursache. Woran lag’s? Ein Auszug aus den Wortmeldungen: Die Hitze, für die der Tiger nicht ausgelegt ist. Die Rebellen. Überlastete Piloten. Der Wüstensand. Die schlechte Ausstattung. Dass der Wahlkampf beginnt, trägt nicht zur Versachlichung der Debatte bei.
Im Augenblick sollten aber alle selbst ernannten Experten vor allem eins tun: sich zurückhalten. Denn jetzt sind Trauer und Anteilnahme angebracht. Zudem sollten die Flugsicherheits-Experten ihren Job in Ruhe erledigen. Mit ihren Ergebnissen wird man arbeiten, sie auswerten und die richtigen Schlüsse ziehen. Erst dann gilt es, Verantwortung zuzuweisen. Das Unglück in Mali rückt gleichzeitig die Gefahr vor Augen, denen die Soldaten in ihren Einsätzen ausgesetzt sind.
Wem war denn bis Dienstagabend bewusst, dass der Norden des afrikanischen Landes trotz aller Stabilisierungsmaßnahmen eine der gefährlichsten Weltregionen ist? Wer wollte denn wahrhaben, dass dieser UN-Einsatz derzeit die meisten toten Blauhelm-Soldaten fordert? Dass die Soldaten gegen Terror kämpfen und Fluchtursachen unterbinden, wird in der Gesellschaft meist ausgeblendet.
Vor dem Hintergrund, dass Einsätze wie in Mali hohe Bedeutung für die Sicherheit Europas und Deutschlands haben, sollte im Wahlkampf sachlich diskutiert werden. Über mehr Geld für die Truppe. Aber auch über mehr Wertschätzung, mehr Anerkennung und mehr Respekt für die Menschen in der Bundeswehr.