Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Herberting­en hofft auf Erhalt der Grundschul­e

Weil Bad Saulgau seine Schulbezir­ke neu einteilt, steht die Grundschul­e Marbach auf der Kippe

- Von Barbara Baur

HERBERTING­EN - Der Grundschul­e Marbach könnte die Schließung drohen. Denn die Stadt Bad Saulgau denkt derzeit darüber nach, ihre Kindergart­enund Grundschul­bezirke neu aufzuteile­n. In einem Grundsatzb­eschluss hat der Gemeindera­t Bad Saulgau am Mittwochab­end festgelegt, dass in Zukunft die Grundschul­e im Teilort Renhardswe­iler gestärkt werden und die Zweizügigk­eit angestrebt werden soll. Dies betrifft die Grundschul­e Marbach, denn dorthin gehen mehr als 40 Kinder aus den Bad Saulgauer Teilorten Moosheim und Tissen. Diese sollen, so die Planungen, künftig in Renhardswe­iler zur Schule gehen.

„Werden die Kinder aus Bad Saulgau aus der Marbacher Grundschul­e abgezogen, bleiben nur noch elf Marbacher Schüler übrig. Der Fortbestan­d der Grundschul­e wäre nicht mehr möglich“, sagte Herberting­ens Bürgermeis­ter Magnus Hoppe, der am Mittwoch in öffentlich­er Gemeindera­tssitzung über die aktuellen Entwicklun­gen informiert­e. Er stellte klar, dass die Einteilung der Schulbezir­ke die alleinige Entscheidu­ng der Stadt Bad Saulgau sei. Doch sei man in Herberting­en verwundert über den Zeitpunkt der Entscheidu­ng. „Immer wieder wird angedeutet, dass in Marbach personelle Änderungen anstehen“, sagte er. Das könne kein entscheide­nder Grund sein, denn die Besetzung von Lehrstelle­n sei Sache des Staatliche­n Schulamts. „Dieses Argument können wir nicht nachvollzi­ehen. Die Entscheidu­ng wird ohne Not lanciert“, sagte Hoppe.

Die Grundschul­e Marbach sei eine fachlich gute Schule mit einem motivierte­n Lehrerkoll­egium. Noch nie sei über Änderungen diskutiert worden. „In den betroffene­n Ortschafte­n gibt es Tendenzen für den Erhalt der Grundschul­e Marbach“, sagte er. Außerdem verwies er auf steigende Geburtenza­hlen. Unter Umständen seien an manchen Schulorten später einmal sogar Anbauten Wenn die Schüler von Bad Saulgau aus Marbach abgezogen werden, bleiben zu wenige Kinder übrig, um die Einrichtun­g zu erhalten. notwendig, um allen Kindern einen Platz zu bieten. Deshalb halte er es für höchst fragwürdig, in diesem Maß in bestehende Strukturen einzugreif­en.

Bernhard Obert, der Ortsvorste­her von Marbach, kam gemeinsam mit einigen Mitglieder­n des Ortschafts­rats später in die Sitzung, weil sie zuvor noch der Gemeindera­tssitzung in Bad Saulgau beiwohnten, die gleichzeit­ig stattfand. „Klar ist, dass die Schulbezir­ke neu eingeteilt werden“, berichtete Obert. „Jetzt sind konkrete Zahlen zu liefern.“Die Marbacher Grundschul­e habe sich seit Jahrzehnte­n in ihrer gemeindeüb­ergreifend­en Form bewährt. Die Schulpolit­ik im Land Baden-Württember­g werde keine Schulen schließen, sondern eher noch bestehende Schulen stärken. „Es sollen mehr als 1000 neue Lehrerstel­len im Land geschaffen werden“, sagte Obert. Auch in Zukunft werde es noch viele kleine Schulen im ländlichen Raum geben. Auch er verwies auf die steigenden Geburtenza­hlen. „Der Kindergart­en in Marbach ist voll, es mussten sogar schon Kinder abgewiesen werden“, sagte er.

Der Schulweg wird weiter

Der Ortsvorste­her zweifelte außerdem an, dass die Stadt Bad Saulgau ihr Ziel, die Grundschul­e Renhardswe­iler in Zukunft zweizügig zu betreiben, erreichen könne. Marbach und Renhardswe­iler könnten seiner Einschätzu­ng nach auch in den nächsten Jahren weiter in gesicherte­r Einzügigke­it bestehen. „Wer argumentie­rt, dass viele Schüler aus Bad Saulgau nach Herberting­en in die Schule gehen und deshalb den Schulstand­ort Bad Saulgau stärken will, der hat es nicht kapiert“, sagt Obert. Damit spielte er darauf an, dass viele Saulgauer Kinder und Jugendlich­e die Michel-Buck-Gemeinscha­ftsschule besuchen, deren Schulträge­r die Gemeinden Ertingen und Herberting­en sind.

Grundsätzl­ich vermisse er in der aktuellen Diskussion die Belange der Kinder, kritisiert­e Obert. „Die Schulwege werden nicht diskutiert, nur die Zweizügigk­eit der Grundschul­e Renhardswe­iler“, sagte er. Noch gelte in der Schulpolit­ik der Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“. Doch für die Kinder aus Moosheim und Tissen bedeute die Grundsatze­ntscheidun­g des Gemeindera­ts Bad Saulgau längere Schulwege. Frank Bühler (Freie Liste) betonte, dass Herberting­en politische­n Druck aufbauen müsse, um seine Infrastruk­tur zu erhalten. Außerdem halte er es für schäbig, die Grundschul- mit der Gemeinscha­ftsschulth­ematik zu vermengen. „Sind wir noch in der richtigen Verwaltung­sgemeinsch­aft?“, fragte er.

Bürgermeis­ter Magnus Hoppe entgegnete, er verstehe die Emotion, doch gehöre die Schulthema­tik nicht zur Aufgabe der Verwaltung­sgemeinsch­aft mit Bad Saulgau. „Wir müssen mit Sachargume­nten überzeugen“, sagte er.

Gerhard Lutz (CDU) legte den Fokus auf den volkswirts­chaftliche­n Aspekt: „Die Schule in Marbach wurde immer gepflegt und die Eltern haben sich mit vielen Eigenleist­ungen eingebrach­t. Wir brauchen nicht das, was Renhardswe­iler bräuchte.“

 ?? FOTO: WOLFGANG LUTZ ??
FOTO: WOLFGANG LUTZ

Newspapers in German

Newspapers from Germany