Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nach dem Frust kehrt die Freude zurück
Karl-Ulrich Lösch öffnet seine Bäckerei nach zweimonatiger Zwangspause wieder
GÖGGINGEN - Zwei lange Monate liegen hinter Karl-Ulrich Lösch und seinen drei Mitarbeiterinnen. Wegen der Vollsperrung der Gögginger Ortsdurchfahrt war sein Umsatz im Mai auf unter 50 Prozent des Normalwerts gesunken, weshalb er vor zwei Monaten die Vollbremse zog: „Ich musste allen Mitarbeitern kündigen und die Bäckerei schließen“, sagt er. Doch nun hat das Warten ein Ende. Aller Voraussicht nach am kommenden Dienstag macht das Regierungspräsidium Tübingen die Straße wieder auf – und Lösch am gleichen Tag auch seine Bäckerei. „Ich freue mich total darauf“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Der Bäckermeister erinnert sich mit Schrecken zurück an das Frühjahr, als er trotz der Baustelle noch einige Monate durchhielt. Viele treue Kunden nutzten die Gögginger Schleichwege und kamen zwar weiterhin zu ihm, doch die Lastwagenfahrer, die an normalen Tagen zu Tausenden durch Göggingen fahren und zu Hunderten Kaffee und Brötchen bei ihm holen, blieben logischerweise komplett weg. „Der Blick hinaus auf die Baustelle war deprimierend“, sagt er. Er hätte nicht gedacht, dass ihn etwas so sehr belasten könne, doch die Baustelle habe gewaltig an ihm genagt. „Das Schlimmste ist, dass du als Laie nicht siehst, dass etwas vorangeht. Die Baustelle sieht tagein, tagaus gleich aus. Das war für mich immer wieder wie ein Schlag in die Magengrube“, sagt er.
Willkommener Tapetenwechsel im Salzburger Land
Zum 1. Juni zog er sich komplett zurück und kündigte seinen drei Mitarbeiterinnen im Verkauf. „Alle werden in der kommenden Woche wieder einsteigen“, sagt er. Die zurückliegenden Monate hat Lösch „als unverhoffte Elternzeit“genutzt. Eine Woche habe sich die Familie ins Salzburger Land zurückgezogen: „Ein willkommener Tapetenwechsel, um auf andere Gedanken zu kommen“, sagt der Bäckermeister.
Daheim habe er viele Anfragen von Göggingern bekommen, wann er denn endlich wieder öffne: „Den Kunden dann keine genaue Antwort geben zu können, war zusätzlich belastend“, sagt er. Immerhin sind die Bauarbeiten ohne zeitliche Verzögerung vorangekommen. „Wenn die Witterung es zulässt, können die Arbeiten wie ursprünglich angekündigt bis Montag, 31. Juli, abgeschlossen werden, sodass die Ortsdurchfahrt von Göggingen ab dem 1. August wieder für den Verkehr freigegeben werden kann“, teilt Pressesprecher Steffen Fink vom Regierungspräsidium Tübingen mit. Durch die ungünstige Witterung der vergangenen zwei Wochen mit den vielen Gewittern sei es leider nicht möglich gewesen, die Arbeiten früher abzuschließen.
Umfang der Arbeiten waren so nicht geplant
Fink teilt zudem mit, dass bei den Straßensanierungsarbeiten einige Arbeiten zusätzlich erforderlich geworden waren, die vorher nicht oder nicht in dem Umfang eingeplant gewesen seien: So hätten die Arbeiter eine größere zuvor unbekannte Betonfläche in der Fahrbahn abbrechen und eine größere Bachverrohrung unterqueren müssen. Außerdem hätten sie Versorgungsleitungen verschiedenster Versorgungsträger verlegen müssen. Und nicht zuletzt mussten die Arbeiter „mehrfach Schäden durch Starkregen beseitigen“, so Fink.