Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nach dem Frust kehrt die Freude zurück

Karl-Ulrich Lösch öffnet seine Bäckerei nach zweimonati­ger Zwangspaus­e wieder

- Von Patrick Laabs

GÖGGINGEN - Zwei lange Monate liegen hinter Karl-Ulrich Lösch und seinen drei Mitarbeite­rinnen. Wegen der Vollsperru­ng der Gögginger Ortsdurchf­ahrt war sein Umsatz im Mai auf unter 50 Prozent des Normalwert­s gesunken, weshalb er vor zwei Monaten die Vollbremse zog: „Ich musste allen Mitarbeite­rn kündigen und die Bäckerei schließen“, sagt er. Doch nun hat das Warten ein Ende. Aller Voraussich­t nach am kommenden Dienstag macht das Regierungs­präsidium Tübingen die Straße wieder auf – und Lösch am gleichen Tag auch seine Bäckerei. „Ich freue mich total darauf“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der Bäckermeis­ter erinnert sich mit Schrecken zurück an das Frühjahr, als er trotz der Baustelle noch einige Monate durchhielt. Viele treue Kunden nutzten die Gögginger Schleichwe­ge und kamen zwar weiterhin zu ihm, doch die Lastwagenf­ahrer, die an normalen Tagen zu Tausenden durch Göggingen fahren und zu Hunderten Kaffee und Brötchen bei ihm holen, blieben logischerw­eise komplett weg. „Der Blick hinaus auf die Baustelle war deprimiere­nd“, sagt er. Er hätte nicht gedacht, dass ihn etwas so sehr belasten könne, doch die Baustelle habe gewaltig an ihm genagt. „Das Schlimmste ist, dass du als Laie nicht siehst, dass etwas vorangeht. Die Baustelle sieht tagein, tagaus gleich aus. Das war für mich immer wieder wie ein Schlag in die Magengrube“, sagt er.

Willkommen­er Tapetenwec­hsel im Salzburger Land

Zum 1. Juni zog er sich komplett zurück und kündigte seinen drei Mitarbeite­rinnen im Verkauf. „Alle werden in der kommenden Woche wieder einsteigen“, sagt er. Die zurücklieg­enden Monate hat Lösch „als unverhofft­e Elternzeit“genutzt. Eine Woche habe sich die Familie ins Salzburger Land zurückgezo­gen: „Ein willkommen­er Tapetenwec­hsel, um auf andere Gedanken zu kommen“, sagt der Bäckermeis­ter.

Daheim habe er viele Anfragen von Göggingern bekommen, wann er denn endlich wieder öffne: „Den Kunden dann keine genaue Antwort geben zu können, war zusätzlich belastend“, sagt er. Immerhin sind die Bauarbeite­n ohne zeitliche Verzögerun­g vorangekom­men. „Wenn die Witterung es zulässt, können die Arbeiten wie ursprüngli­ch angekündig­t bis Montag, 31. Juli, abgeschlos­sen werden, sodass die Ortsdurchf­ahrt von Göggingen ab dem 1. August wieder für den Verkehr freigegebe­n werden kann“, teilt Pressespre­cher Steffen Fink vom Regierungs­präsidium Tübingen mit. Durch die ungünstige Witterung der vergangene­n zwei Wochen mit den vielen Gewittern sei es leider nicht möglich gewesen, die Arbeiten früher abzuschlie­ßen.

Umfang der Arbeiten waren so nicht geplant

Fink teilt zudem mit, dass bei den Straßensan­ierungsarb­eiten einige Arbeiten zusätzlich erforderli­ch geworden waren, die vorher nicht oder nicht in dem Umfang eingeplant gewesen seien: So hätten die Arbeiter eine größere zuvor unbekannte Betonfläch­e in der Fahrbahn abbrechen und eine größere Bachverroh­rung unterquere­n müssen. Außerdem hätten sie Versorgung­sleitungen verschiede­nster Versorgung­sträger verlegen müssen. Und nicht zuletzt mussten die Arbeiter „mehrfach Schäden durch Starkregen beseitigen“, so Fink.

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FOTO: PATRICK LAABS Kar-Ulrich Lösch ist voller Vorfreude: Am Montag kann er nach zwei langen Monaten endlich wieder seine Bäckerei öffnen.

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