Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Viertele Hähnchen, bitte!
Früher war – wir haben das an dieser Stelle eventuell schon einmal erwähnt – alles besser. Oder zumindest war vieles klarer. Wir geben ein paar Beispiele: Wer rauchte, schmeckte Tabak. Wer aß, schmeckte Zwiebelrostbraten. Wer trank, schmeckte einen Trollinger. So weit, so gut.
Wer heutzutage wider jede Vernunft raucht, schmeckt zur Strafe Vanille-Litschi oder Mango-Basilikum. Wer sich heute tatsächlich noch traut, etwas zu essen, hat die Wahl zwischen Urgetreide oder Superfood. Und wer das dann schließlich mit irgendwas runterspülen will, wird unter Umständen bald nicht mehr anders können, als beherzt zum Glas „Poulet Royal“, „Butcher Beef“oder „Beef Bombay“zu greifen.
Fleisch zum Trinken? Richtig! Was sich nach einer Idee von Homer Simpson anhört, ist in Wirklichkeit dem Geschäftssinn eines Metzgers aus der Nähe von Trier entsprungen, der Hähnchen und Rind zu hell-, rotund dunkelbraunen Drinks mit der feinseidigen Textur von Kakao verkochen und unters Volk bringen will. Obacht, ihr Lastwagenfahrer, Handwerker, Wanderer und Sportler, seht euch vor! Auf euch hat es der Metzgermeister mit seinen Fleischsäften eigenen Angaben zufolge besonders abgesehen.
Andererseits, was regen wir uns so auf? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung findet die Fleischdrinks nämlich „grundsätzlich durchaus sinnvoll“, empfiehlt lediglich einen „Genuss in Maßen“. Wobei damit in diesem Fall wohl eher keine Literkrüge gemeint sind. Ein Viertele Hähnchen ist genug. (tam)