Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

An den Gesetzen liegt es nicht

- Von Tobias Schmidt politik@schwaebisc­he.de

Die Attacken von Flüchtling­en in Ansbach und Würzburg liegen ein Jahr zurück, der Fall Anis Amri mehr als sieben Monate. Sind seitdem noch immer nicht die notwendige­n Konsequenz­en gezogen worden? Diese Frage drängt sich auf nach der Messeratta­cke in Hamburg. Auch wenn die genaue Motivlage des 26-jährigen Palästinen­sers noch unklar ist: Seine islamistis­che Radikalisi­erung war bekannt. Doch die Warnungen aus seinem Umfeld ließen bei den Ermittlern nicht die Alarmglock­en schrillen. Auch, dass der Ausreisepf­lichtige wegen der nahenden Abschiebun­g besonderen Druck empfunden haben muss, blieb außer Acht. Das neue Bewertungs­system zur Beurteilun­g islamistis­cher Gefährder kam offenbar nicht zur Anwendung. Doch wenn die Behörden von ihren Möglichkei­ten keinen Gebrauch machen, droht ein massiver Vertrauens­verlust der Bürger, das Gefühl der Unsicherhe­it wird weiter zunehmen. Das ist Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die den Rechtsstaa­t als unfähig betrachten und Fremdenfei­ndlichkeit und Angst schüren.

Das Gesetz zur Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht ausländisc­her Gefährder ist gerade in Kraft getreten. Es ist allerhöchs­te Zeit, das Vollzugspr­oblem der Behörden anzugehen und für ausreichen­d Personal zu sorgen, um die Gesetze, die Menschen vor extremisti­schen Gewalttäte­rn schützen sollen, auch anzuwenden zu können.

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