Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der angebliche Alleskönne­r

Rohkost-Salate gelten als gesund und kalorienar­m – Aber ist Salat wirklich so gut wie sein Ruf?

- Von Mira Fricke

KARLSRUHE (dpa) - Gerade bei figurbewus­sten Menschen spielt Salat eine große Rolle. Denn Rohkost-Salate aus Gemüse sind an sich kalorienar­m. Die Frage ist: Was macht man daraus? „Ein Cesar-Salat mit Parmesan und Croutons, der in einer Sahnesoße schwimmt, hat dementspre­chend viele Kalorien und ist sicherlich keine leichte Mahlzeit mehr“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftlerin Alexa Iwan. Die Wahl des Dressings beeinfluss­t durchaus die Kalorienbi­lanz.

„Fertigdres­sings enthalten oft viel Fett, Salz und Zucker und sind damit nicht die beste Wahl für jeden Tag“, sagt Iwan. Besser sei aber eine Vinaigrett­e aus gutem Öl und Essig. „Wem täglich frisches Dressing zubereiten zu aufwendig ist, der kann auch eine größere Portion vorbereite­n und es für drei bis vier Tage im Kühlschran­k aufbewahre­n“, schlägt sie vor. Wer Fisch, Fleisch oder auch Käse in den Salat gibt, erhält in der Kalorienbi­lanz eine vollwertig­e Mahlzeit.

Rohkost und Gemüse sind grundsätzl­ich ein wesentlich­er Bestandtei­l einer gesunden Ernährung. „Gemüse ist in Hinsicht auf Vitamine, Ballaststo­ffe und Energiegeh­alt positiv zu bewerten. Es enthält viele Mikronährs­toffe bei niedrigem Energiegeh­alt“, sagt Prof. Bernhard Watzl, Leiter des Instituts für Physiologi­e und Biochemie der Ernährung am Max Rubner-Institut. Aber: Man isst generell zu wenig Gemüse, sagt er. „Laut Empfehlung­en sollten es täglich 400 Gramm Gemüse sein, plus 250 Gramm Obst. Das entspricht in etwa fünf Portionen.“Bisher komme man durchschni­ttlich auf nur 125 Gramm Gemüse täglich.

Auch auf die Reife achten

Beim Salat sollte man nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Saison und die Reife achten. Ernährungs­wissenscha­ftlerin Iwan erklärt: „Ein schnell hochgezüch­teter Kopfsalat besteht hauptsächl­ich aus Wasser und hat natürlich weniger Nährstoffe als ein saisonaler Pflücksala­t mit Spinat- oder Mangoldblä­ttern.“Watzl rät: „Anstatt Kopfsalat sollte man im Winter lieber auf ein saisonales Gemüse zurückgrei­fen und Feldsalat oder Krautsalat essen.“Denn zu dieser Jahreszeit enthalte ein Kopfsalat mehr Nitrat als beispielsw­eise im Juni.

Um Keime auf frischem Salat braucht man sich in der Regel nicht zu sorgen. „Generell kann der Keimgehalt auf Salat im Bereich von einer Million pro Gramm liegen. Diese Belastung ist für gesunde Menschen selten ein Problem“, sagt Heidi Wichmann-Schauer, Fachgruppe­nleiterin Mikrobiell­e Toxine am Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR). Lediglich Menschen mit Immunschwä­che müssen mit ihrem Arzt klären, worauf sie verzichten sollten. Waschen kann die Keimzahl auf Gemüse und Salat grundsätzl­ich reduzieren. „Beim Waschen ist zu beachten, dass man sauberes Trinkwasse­r verwendet. Wer Salat im Spülbecken wäscht, sollte dieses vorher reinigen.“

Sprossen sind ein Sonderfall, da sie in feucht-warmem Klima gezüchtet werden – gute Wachstumsb­edingungen auch für Krankheits­erreger. Das gelte für selbst gezüchtete und gekaufte Sprossen gleicherma­ßen. „Im Zweifelsfa­ll ist Kaufen noch die sichere Variante, da für Sprossen im Handel mikrobiolo­gische Untersuchu­ngen vorgeschri­eben sind. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte Sprossen vor dem Verzehr immer erhitzen“, sagt Heidi WichmannSc­hauer.

Salat waschen, putzen und schneiden, braucht Zeit. Schneller und einfacher geht es mit Fertigsala­ten, zum Beispiel aus der Tüte. Zu beachten ist: „Vorgewasch­ener und geschnitte­ner Salat aus der Tüte enthält weniger Nährstoffe als ein frisch zubereitet­er“, so Iwan. „Da meist mehrere Tage vergehen, bis der Salat letztendli­ch verzehrt wird, vermehren sich Bakterien auf dem geschnitte­nen Salat in der Tüte, insbesonde­re Listerien können hier ein Problem werden“, ergänzt Wichmann-Schauer. „Für Schwangere und Menschen im hohen Alter oder mit Immunschwä­che können Listerien gefährlich sein. Diese Menschen sollten deshalb Tütensalat­e meiden.“

 ?? FOTO: DPA ?? Rohkost und Gemüse sind ein wesentlich­er Bestandtei­l einer gesunden Ernährung, allerdings isst man generell zu wenig davon.
FOTO: DPA Rohkost und Gemüse sind ein wesentlich­er Bestandtei­l einer gesunden Ernährung, allerdings isst man generell zu wenig davon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany