Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Sigmaringen will die Niederlage in Grenzen halten
Fußball: WFV-Pokal, 1. Runde: SV Sigmaringen - SSV Ulm (Di., 18 Uhr, Gorheimer Allee)
SIGMARINGEN/ULM - Spiel des Jahres für den SV Sigmaringen. Zum Erstrundenspiel im Pokal des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) kommt Regionalligist SSV Ulm ins Stadion an der Gorheimer Allee. Spielbeginn in Sigmaringen ist um 18 Uhr. Die Verantwortlichen rechnen mit großem Andrang.
„Leider können wir nicht mit der allerbesten Mannschaft gegen Ulm antreten“, sagt Sigmaringens Trainer Helmut Ulmer. Dem Übungsleiter der Schwarz-Weißen fehlen gleich vier Spieler: Marcel Fischer ist verletzt, Kevin Reuter muss aufgrund einer Kehlkopfentzündung Penicillin einnehmen und hat Sportverbot, Patrick Fischer und Sabolcz Juhasz sind im Urlaub. „Aber damit müssen wir umgehen und können das auch“, sagt Helmut Ulmer, der am Montagabend im Abschlusstraining mit seiner Mannschaft die Taktik festlegen wollte, um sich möglichst gut aus der Affäre zu ziehen. „Wir wollen uns in erster Linie gut verkaufen. Ich meine, wenn wir in der ersten Halbzeit den Rückstand in Grenzen halten können und uns gut präsentieren, sind wir schon recht zufrieden. In der zweiten Halbzeit wird uns natürlich irgendwann die Kraft ausgehen. Wir haben ja auch noch drei Wochen Vorbereitung, für Ulm hat die Saison bereits begonnen“, sagt Ulmer.
Das aber nicht so rosig. Doch die 1:4-Niederlage gegen den 1. FC Saarbrücken im ersten Saisonspiel sieht deutlicher aus, als sie es war. „Wir waren auch am Samstag zumindest phasenweise auf Augenhöhe“, sagt Ulms Trainer Stephan Baierl, der mit der Mannschaft im Sommer 2016 den Aufstieg in die Regionalliga geschafft hat und auf Anhieb in der vergangenen Saison Platz neun belegte. Das Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken entschied sich erst in der Schlussviertelstunde, als Tim Göhlert mit Gelb-Rot vom Platz musste. „Doppelt unglücklich“, sagt Baierl. „Ich habe vorhin, im Videostudium, die Szene bestimmt noch acht Mal angeschaut. Er spielt klar den Ball. Außerdem ging des Führungstor für Saarbrücken ein Foul voraus.“Trotzdem: Saarbrücken habe andere Ziele als der SSV Ulm, hängt Baierl die Niederlage nicht zu hoch. „Die wollen in die 3. Liga, haben den doppelten Etat im Vergleich zu uns.“
In die 3. Liga will auch Baierl langfristig. „Ich glaube schon, dass eine Stadt wie Ulm und ein Verein wie der SSV das Potenzial haben, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt Baierl. Auch weil sich im und um den Verein einiges getan hat. So verfügt der SSV inzwischen über ein Nachwuchsleistungszentrum, eine physiotherapeutische Abteilung, die den Spielern rund um die Uhr zur Verfüngung steht. Dazu sind 70 Prozent aller Spieler des SSV Ulm Vollprofis oder spielen unter professionellen Bedingungen. Dementsprechend sind die Erwartungen. „Naja, in Ulm sind die Leute nicht mehr so verwöhnt was die vergangenen Jahre betrifft.“Aber natürlich denken noch viele an die Bundesligazeiten. „Aber die sind ja inzwischen weit weg, wie die Erde vom Mond“, sagt Baierl und lacht.
Und so lautet das Zwischenziel für das Spiel in Sigmaringen erst mal die nächste Runde zu erreichen. „Natürlich ist es in Sigmaringen in erster Linie unser Ziel eine Runde weiter und im Pokal endlich mal möglichst weit zu kommen. Im vergangenen Jahr sind wir im Viertelfinale gegen den FV Ravensburg ausgeschieden. Das war sicher zu wenig für unsere Ansprüche“, sagt der Spatzentrainer. Den SV Sigmaringen kennt Baierl (noch) nicht. „Ich war in Stetten bei der Bundeswehr, Sigmaringen kenne ich natürlich, aber den SV Sigmaringen, die Mannschaft, nein“, sagt Baierl, der auch schon mal beim SC Pfullendorf arbeitete und dort nicht gerade eine glückliche Zeit hatte.
Mit von der Partie in der Ulmer Mannschaft ist der Ostracher Christian Sauter. „Ein gestandener Spieler. Ich bin froh, dass wir ihn hier haben und dass er den Weg aus der 3. Liga zurück zu uns gegangen ist. Wohl auch, weil er hier Fußball und den Einstieg in den Beruf miteinander verbinden kann. Christian ist ein sehr positiver Typ und für mich ein kompetenter Ansprechpartner, auch was taktische Besprechungen und Details angeht. Man merkt, dass Christian schon einiges im Fußball gesehen hat. Er ist bei mit eine absolute Führungsfigur“, sagt Baierl über den Mann, der am vergangenen Wochenende die Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:0 für Ulm gab.
Ordner sind bereit
In Sachen Zuschauer weiß man beim SV Sigmaringen nicht so recht, mit wievielen Fans zu rechnen ist. „Es ist schwer zu sagen. Werden es 500, werden es 1000. Schwieriger macht die Sache natürlich, dass Urlaubszeit ist. Ich glaube, wenn es 1000 Zuschauer werden, können wir ganz zufrieden sein. Sollte Ulm 300 mitbringen hat sich das schnell“, hofft Helmut Ulmer. Der SV Sigmaringen jedenfalls ist gerüstet. „Wir haben 15 bis 20 Ordner im Einsatz, die Polizei weiß auch Bescheid. Und wenn es Probleme gibt, ist sie schnell hier“, sagt Ulmer, auch weil er weiß, dass es auch ein Grüppchen „SpatzenFans“gibt, das nicht gerade pflegeleicht ist. Dennoch hoffen und glauben natürlich alle an ein ruhiges, schönes und interessantes Fußballspiel. Interessant auch deshalb, weil Ulmer nur zu gerne die „Spatzen“ein bisschen ärgern würde. „Natürlich“, sagt er auf die Frage, ob sein SVS zunächst mal verhalten beginnen werde, „wir wollen ja keine 20 Stück kriegen. Aber ich denke, dass wir durchaus mit unseren schnellen Spielern wie Julian Haberer vielleicht den einen oder anderen Nadelstich setzen können, um die Ulmer ein bisschen zu überraschen.“Dennoch weiß Ulmer auch, dass alles andere als eine klare Niederlage eine Sensation wäre, immerhin liegen vier Spielklassen zwischen der Regional- und der Bezirksliga. Und so wäre Ulmer mit einem einstelligen Ergebnis zufrieden. „Ja, damit könnte ich leben. Wie gesagt, unser Ziel muss es sein, nicht schon in der ersten Halbzeit zu viele Gegentore zu kriegen.“Aber auch er weiß: „Die normale Runde ist wichtiger.“Im Tor wird Orban stehen, Oytun muss draußen ran. Der SV Sigmaringen und Julian Haberer (oben, gegen Patrick Nowak, FC Laiz) stehen am Dienstagabend im Stadion an der Gorheimer Alle mit dem SSV Ulm vor einer großen Aufgabe.