Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zum Jubiläum werden die Türen geöffnet
Behindertenhilfe-Organisationen laden am Sonntag zu einem Fest im und ums Reiserstift ein
Das neue Programmheft der VHS Mengen erscheint am 7. September. In den Lebensräumen, die beim Fest auch besichtigt werden können, wird regelmäßig ein Mittagstisch angeboten, der für jeden offen ist. Hier bedient Marianne Schlewek (rechts) Gudrun Steinmann (links) und Edith Bochtler-Walla (Mitte). MENGEN - Seit zehn Jahren unter einem Dach: Dieses Jubiläum feiern das Unternehmen Liebenau Teilhabe und die OWB (Oberschwäbische Werkstätten für Behinderte) am Sonntag, 6. August, von 11 bis 14 Uhr mit einem Frühschoppen am und im Benedikt-Reiser-Haus in Mengen, auch Reiserstift genannt.
In dem Gebäude ist auch die Physiotherapie-Praxis Hennies untergebracht. „Vor zehn Jahren sind ins Benedikt-Reiser-Haus das gemeindeintegrierte Wohnen, die OWB und die Physiotherapie eingezogen“, erläutert Gudrun Steinmann von der Liebenau Teilhabe, Leiterin des gemeindeintegrierten Wohnens. Im Reiserstift wohnen 13 Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung sowie einem komplexen Hilfebedarf in einer Wohngemeinschaft zusammen, gemeindeintegriertes Wohnen genannt. Ein Team mit elf Mitarbeitern kümmert sich um die Menschen. In dem altehrwürdigen Gebäude gibt es auch einen Förder- und Betreuungsbereich der OWB. Hier werden Menschen betreut, welche aufgrund der Schwere ihrer Beeinträchtigung nicht in einer Werkstatt der OWB tätig sein können. In Mengen werden derzeit 23 Personen in vier Gruppen betreut. Ebenfalls im Gebäude betreibt Wolfgang Hennies seine Praxis für Physiotherapie.
Gudrun Steinmann und ihre Kollegin Edith Bochtler-Walla bekommen öfters mit, dass in Mengen bei manchen gar nicht so bekannt ist, welches Unternehmen welche Dienstleistung im Areal ums Reiserstift anbietet. So wird mitunter das gemeindeintegrierte Wohnen fälschlicherweise der OWB zugerechnet, wobei hier ja das Unternehmen Liebenau Teilhabe zuständig ist. „Uns geht es einfach darum, uns hier bekannt zu machen“, sagt Gudrun Steinmann daher mit Blick aufs Fest am Sonntag. Während des Frühschoppens können die Räume besichtigt werden und die Arbeiten, die die Behinderten hergestellt haben, gekauft werden. Es werden Dinge angeboten wie beispielsweise ein Puppenbett, Türschilder, Postkarten, Kinderdecken – eben „alles Mögliche aus Stoff, Holz oder Metall“, wie Steinmann bemerkt.
Ambulante Versorgung
Die Liebenau Teilhabe unterhält in Mengen auch einen Ambulanten Dienst. Gudrun Steinmann, Edith Bochtler-Walla und Anja Paul-Szofer betreuen im Landkreis Sigmaringen derzeit 16 behinderte Menschen, die zu Hause wohnen, ambulant. Viele organisatorische Dinge seien dabei zu klären, berichtet Edith BochtlerWalla aus ihrem Arbeitsalltag. Viele der Behinderten hätten Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen. „Die Freizeitgestaltung ist ein großes Problem“, weiß Bochtler-Walla weiter. Viele der Behinderten seien einsam. „Wer von uns hat schon privat einen behinderten Freund?“, fragt sie nachdenklich. Oft hätten die Behinderten schlechte Erfahrungen bei der Suche nach Gesellschaft und Freundschaft gemacht. Auch dass viele beispielsweise körperlich „gehandicapt“sind, erschwert die Sache. „Da fallen viele Vereine schon von vornherein weg“, beschreibt Edith Bochtler-Walla die Problematik. Allerdings gibt es auch Ehrenamtliche, die für eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde sich mit Behinderten beschäftigen, beispielsweise mit gemeinsamen Schwimmbadbesuchen. Wer Interesse hat, hier mitzuhelfen, kann sich bei Bochtler-Walla oder Steinmann melden. Recht neu ist ein weiteres Betreuungsangebot der Liebenau Teilhabe, hier geht es um die Schaffung von einer Tagesstruktur für behinderte Senioren. Dieses Angebot ist auch offen für alte Menschen mit Behinderung, die bei ihrer Familie leben. „Auch die Behinderten werden alt“, bemerkt Gudrun Steinmann dazu.
Neben OWB, Liebenau Teilhabe und der Praxis Hennies gibt es noch die Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige GmbH, eine weitere Tochterfirma der Stiftung Liebenau. Sie betreibt das Pflegeheim Haus St. Ulrika und die Sozialstation St. Anna; auch diese Institutionen sind bei dem Fest dabei. In den Lebensräumen für Jung und Alt wird übrigens regelmäßig ein Mittagstisch angeboten, der für jedermann offen ist.
„Uns geht es darum, uns hier bekannt zu machen.“
Gudrun Steinmann