Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bei BMW sinkt die Diesel-Nachfrage rapide
Umfrage unter Händlern zur Diesel-Krise – Opel Zimmermann ärgert die pauschale Kritik
BAD SAULGAU - Am Tag nach dem Diesel-Gipfel sind sich die Beobachter einig: Der große Wurf sind die in Berlin vereinbarten Ergebnisse nicht. Im Kreis Sigmaringen haben Händler unterdessen auf unterschiedliche Weise mit der DieselKrise zu kämpfen. Manche Autohäuser spüren fast gar nichts, andere berichten von einem massiven Einbruch. Ein Überblick. Für Eberhard Uhl, Geschäftsführer von Mercedes Uhl in Bad Saulgau, ist das vereinbarte Software-Update für Autos mit den Abgasnormen Euro fünf und sechs ein „Feigenblatt“, aber auch ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Damit ist das Problem noch nicht gelöst“, so der Vertreter von Mercedes. Ein deutlicher Effekt für die Luftreinhaltung sei zu erreichen, wenn ältere DieselModelle aus dem Verkehr gezogen würden. „Eine Abwrackprämie halte ich für sinnvoll.“Die vom Staat finanzierte Prämie könne über Mehreinnahmen bei der Mehrwertsteuer beim Kauf der neuen Autos refinanziert werden. „Politik und Industrie sind gleichermaßen in der Pflicht“, so Uhl. Weitere Schritte müssten folgen. Politik und Städte seien gefordert, die Städte so zu entwickeln, dass sie den Verkehr aufnehmen können. „Alles in die Metropolen zu bringen, halte ich für den falschen Weg“, so Uhl. Die Industrie müsse die fünf bis zehn Milliarden Euro, die nach seinen Schätzungen die umweltgerechtere Aufrüstung der Motoren kosten würde, besser in die Forschung für umweltgerechte Antriebe investieren. Das mache die traditionellen Antriebe allerdings teurer und werde einen Schub für die Elektromobilität sorgen. „Aber es muss klar sein, dass der Verbraucher für die Elektromobilität sehr viel mehr wird zahlen müssen“. Im Pfullendorfer Autohaus
Fritz, Partner von BMW, macht sich die Diskussion über Dieselfahrzeuge deutlich bemerkbar. Diese sei inzwischen ein „Fass ohne Boden“, sagt Inhaber Karl Fritz. Bei Neuwagen gehe die Nachfrage nach Diesel-Antrieben inzwischen gegen Null. Die Folge: Weil die Nachfrage nach Benzinern entsprechend steigt, erhöhen sich auch die Lieferzeiten. „Was die Dieselfahrzeuge betrifft, haben unsere Kunden enormen Gesprächsbedarf“, sagt Karl Fritz. „Viele erkundigen sich danach, wie viel Geld sie bei einem Verkauf ihres Autos bekommen würden.“Doch der Inhaber des Autohauses mahnt zur Besonnenheit. „Ich gehe nicht davon aus, dass es Fahrverbote geben wird“, sagt Fritz. „Der Staat kann doch Autofahrer nicht dazu zwingen, ihre Wagen zu verkaufen.“Fahrer von Dieselfahrzeugen – die beim Autohaus Fritz ungefähr 60 Prozent ausmachen – würden zu Unrecht an den Pranger gestellt. „Der Motor eines modernen Dieselfahrzeugs ist vom Schadstoffausstoß her nicht schlechter als ein Benziner“, sagt Karl Fritz. Zudem greife die aktuelle Debatte grundsätzlich zu kurz. „Niemand spricht über Baumaschinen, niemand spricht über Lastwagen – und die werden fast ausschließlich mit Diesel betrieben“, sagt Fritz. Opel: Betrugs-Software skandalös Reinhold Keller, Geschäftsführer der drei Filialen von Opel Zimmermann in Sigmaringen, Pfullendorf und Meßkirch, ärgert sich vor allem über die aus seiner Sicht zu pauschale Kritik an einer kompletten Branche. „Ohne die Automobilindustrie wären wir in Deutschland nicht da, wo wir sind“, sagt er. Deutsche Autobauer hielten beispielsweise viele Patente im Bereich der Motoren für Elektrofahrzeuge. „Das eigentlich Skandalöse war der Einsatz von BetrugsSoftware“, sagt Keller. Doch das sei inzwischen völlig aus dem Blick geraten. Reinhold Keller ist sich sicher, dass über die beschlossenen Software-Updates eine Menge erreicht werden kann. Die Kunden der Autohäuser hätten keinen Anlass zur Sorge. „Vor allem im privaten Bereich sind viele Kunden jetzt natürlich verunsichert. Sie wollen wissen, ob sie ihr Auto weiterhin fahren können und wie die Zukunft für Dieselfahrzeuge aussieht“, sagt Keller. „Ein Großteil unserer Kunden fährt allerdings Autos mit Euro-5- oder Euro-6Norm und hat deshalb ohnehin nichts zu befürchten.“Besitzer von modernen Dieselfahrzeugen seien für die Zukunft gut ausgestattet. „Nach wie vor verbrennt ein Diesel ein Fünftel weniger Kraftstoff“, sagt Keller. „Der Kohlendioxidausstoß ist geringer als bei einem Benziner.“
Wolfgang Bauschatz vom gleichnamigen Sigmaringer VWund Audi-Autohaus nimmt bei den Kunden eine „starke Verunsicherung“wahr. Das Gegenmittel ist aus seiner Sicht eine objektive Beratung sowohl im Neuwagen- als auch im Gebrauchtwagen-Verkauf. Die Verkäufer müssten den Kunden mit objektiven Fakten überzeugen, sagt Bauschatz. Dieser Grundsatz habe seit der Diesel-Krise mehr Gewicht bekommen. Aus Sicht von Bauschatz könnten die Vorteile eines DieselAntriebs auch in der jetzigen Situation nicht wegdiskutiert werden: ein im Vergleich zum Benziner sparsamer Verbrauch und die vergleichsweise hohe Reichweite. Die aktuellen Verkaufszahlen des Autohauses Bauschatz spiegeln die Diesel-Krise nicht wider: Im Gebrauchtwagengeschäft legen die Diesel-Umsätze sogar leicht zu. Bei Neuwagen beobachtet Bauschatz eine leichte Verschiebung zugunsten des Benziners. Das beim Gipfel beschlossene Software-Update für fünf Millionen Diesel-Fahrzeuge begrüßt Bauschatz.