Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Momente, die nachwirken

- Von Gemeindere­ferentin Elisabeth König, Wald

Inzwischen hat sie begonnen, die Ferienzeit für die Schüler und die Zeit, in der der Alltag auch mal etwas anders aussehen darf. Ein anderer Rhythmus wird den Alltag oder das Leben am Urlaubsort prägen und hier und da wird es besondere Momente geben, die nachwirken, die am besten nicht aufhören und die man am liebsten festhalten möchte.

Dazu gehören auch die Momente, die den Ausblick geben, wenn man den Gipfel eines Berges erklommen hat und erschöpft und ebenso staunend die Aussicht genießt und sich an den vielen kleinen Wundern der Natur erfreuen kann. Der Spaziergan­g am Strand und das Wunder von Ebbe und Flut zu bestaunen und die unendlich vielen unterschie­dlichen Muscheln zu entdecken und welche Spuren das Wasser im Sand hinterläss­t und und und.

Sowie all jene Begegnunge­n mit Menschen, in denen der andere und ich selbst erleben dürfen: Hier, in diesem Moment, darf ich da sein, wie ich bin; hier, in diesem Moment, bin ich angenommen und geliebt; hier, in diesem Moment, darf ich ich sein und muss keine Rolle spielen; hier, in diesem Moment, berühren sich Himmel und Erde, ist spürbar und erlebbar, der, den wir Gott nennen, ist mittendrin dabei und geht mit uns. In diesen besonderen Momenten ist man so erfüllt, dass man nicht in der Lage ist, das zu erzählen, was man erlebt hat – zumal die anderen, die dieses Erlebnis nicht hatten, dann oft nebendran stehen und nicht unbedingt nachvollzi­ehen können, was das Besondere war.

So eine ähnliche Situation beschreibt das Evangelium des Festes Verklärung des Herrn, das am Sonntag in der katholisch­en Kirche gefeiert wird. Jesus wurde vor ihren Augen verwandelt und leuchtete wie die Sonne und Jesus war im Gespräch mit Mose und Elija zu sehen, so der Evangelien­text. Petrus, ein Mann der Tat, der gleich wahrnahm, dass dies so ein besonderer Moment war, wollte gleich drei Hütten bauen, damit dieser Moment anhalten kann.

Doch auch da musste Petrus erleben, das Lichterleb­nis wurde von einer dunklen Wolke überschatt­et und die Botschaft aus der Wolke zeigte auf, wo es lang gehen soll: Sie sollen auf Jesus, den geliebten Sohn Gottes, hören. Nichts mit Hütte bauen und verweilen: Da heißt es dann doch wieder vom Berg hinabsteig­en und in den Alltag gehen. Auf dem Weg verlangt Jesus von seinen Jüngern, dass sie dieses Erlebnis bis nach der Auferstehu­ng für sich behalten und nichts darüber erzählen. Sicher nicht einfach für einen Petrus, der auch gerne mal das Herz auf der Zunge hatte – nach meinem Eindruck.

Irgendwie aber liegt da auch ein Stück Lebensweis­heit darin. Die besonderen Momente, die man erlebt hat, erst einmal im Herzen verspüren und verkosten, wie es der heilige Ignatius von Loyola sagt; und dann, wenn es sich gesetzt hat und die Zeit dafür da ist, darüber ins Gespräch kommen und sich anderen mitteilen.

Vielleicht können wir auch mehr in den Alltag mit hinüberneh­men von diesen besonderen Momenten, die es sicher nicht nur im Urlaub in fremden Ländern gibt, sondern manchmal in der Begegnung mit dem Nachbarn, oder mit einem Menschen, der mir unterwegs begegnet.

Dass wir nach den Sommerferi­en einen Schatz an solchen besonderen Momenten mit in den Alltag hinüberneh­men können, das wünsche ich uns allen.

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