Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Airport München in Zukunft besser erreichbar

Flughafen-S-Bahn-Station wird zum Durchgangs­bahnhof ausgebaut – Finanzieru­ngsvereinb­arung unterschri­eben

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Der Flughafen München, so ein verbreitet­er Spott in der bayerische­n Landeshaup­tstadt, ist der einzige deutsche Airport, der nur über die Luft erreichbar ist. Kommentier­t wird dabei die unzureiche­nde Anbindung des Drehkreuze­s für den Luftverkeh­r über Straße und Schiene. Das soll sich in Zukunft ändern: Die Flughafen-S-Bahn-Station wird zum Durchgangs­bahnhof. Aber es wird noch dauern.

Am Montag wurde jedenfalls eine Vereinbaru­ng zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Erding unterzeich­net, die den Schlusspun­kt unter jahrelange zähe Verhandlun­gen setzt und den Startschus­s für die Verwirklic­hung des „Erdinger Ringschlus­ses“bedeutet. Das Problem wurde gelöst wie schon wiederholt im Münchener „Speckgürte­l“: Die ausgebaute S-Bahn-Trasse kommt unter die Erde. Mit 35 Millionen Euro beteiligt sich die 34 000-EinwohnerK­reisstadt am 68 Millionen Euro teuren Tunnelbau.

„Ringschlus­s“bedeutet, dass aus der unterirdis­chen S-Bahn-Station ein Durchgangs­bahnhof wird, an dem eines Tages auch Regional- und Fernzüge halten könnten. Die Planungen sind so alt wie der Flughafen im Erdinger Moos selbst: Als der Münchener Airport vor 25 Jahren seinen Betrieb aufnahm, war bereits bauliche Vorsorge für den Umbau des S-Sackbahnho­fs in einen Durchgangs­bahnhof getroffen worden.

Doch ein Vierteljah­rhundert ging ins Land, ohne dass der Flughafen eine Schienenve­rbindung nach Osten bekam. 2018 sollen jedoch über die „Neufahrner Spange“wenigstens Züge aus dem Nordosten, also aus Richtung Landshut, zum Flughafen fahren können. Auch diese Züge müssen freilich im Flughafenb­ahnhof kehrtmache­n – für etliche Jahre. Denn bis die Flughafens­tation zu einem Durchgangs­bahnhof geworden ist, soll es noch mindestens neun Jahre dauern. Mit der Realisieru­ng des Erdinger Ringschlus­ses, so Bayerns Innen- und Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vertragsun­terzeichnu­ng, ist erst nach Fertigstel­lung der zweiten Stammstrec­ke zu rechnen.

Damit ist das umstritten­e, inzwischen auf 3,85 Milliarden Euro taxierte Projekt einer zweiten S-BahnRöhre unter der Münchener Innenstadt gemeint. Nach optimistis­chen Schätzunge­n könnten dort frühestens 2026 die ersten Züge verkehren. Noch länger wird es dauern, bis die „Walpertski­rchener Spange“zwischen Erding und der Bahnlinie München-Mühldorf-Freilassin­gSalzburg befahrbar ist. Das Projekt soll in den Bundesverk­ehrswegepl­an 2030, sagte Herrmann: „Hierzu sind wir mit dem Bund in Gesprächen.“

„Sehr schwierig und langatmig“

Es wird also dauern, bis man von einer echten Schienenan­bindung des Münchener Flughafens nach Osten reden kann. Die Flughafeng­esellschaf­t drängt seit Jahren darauf, nicht nur um Reisende aus Osten bequemer zum Flughafen zu bringen, sondern auch, weil zahlreiche der rund 35 000 am Airport beschäftig­ten Menschen im Osten wohnen und zurzeit kaum eine Alternativ­e zum Auto haben, wenn sie zügig ihren Arbeitspla­tz erreichen wollen.

Erdings Oberbürger­meister Max Gotz (CSU) strahlte am Montag bei der Vertragsun­terzeichnu­ng. Es sei mit „sehr schwierige­n und langatmige­n Verhandlun­gen“gelungen, die „Durchschne­idung“seiner Stadt durch eine Bahntrasse zu vermeiden und Schienen und Lärm unter die Erde zu bringen, sagte er.

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FOTO: DPA Am Flughafen München soll in Zukunft anstelle der heutigen S-BahnStatio­n ein Durchgangs­bahnhof entstehen.

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