Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nordkorea droht USA mit „tausendfac­her“Vergeltung

Kim Jong-un reagiert trotzig auf UN-Sanktionen – Südkoreani­sches Gesprächsa­ngebot zurückgewi­esen

- Von Angela Köhler

TOKIO - Nordkorea sinnt auf Rache. Als erste Reaktion auf die am Sonntag vom UN-Sicherheit­srat einstimmig verhängten und verschärft­en Sanktionen ließ Diktator Kim Jong-un die Weltöffent­lichkeit wissen, die Strafmaßna­hmen seien eine „gewalttäti­ge Verletzung unserer Souveränit­ät“. Das Atomprogra­mm – genannt „atomare Abschrecku­ng zur Selbstvert­eidigung“– stehe nicht zur Dispositio­n, verkündete die staatliche Nachrichte­nagentur KCNA. „Wir werden niemals auch nur einen einzigen Schritt weg von der Stärkung unserer Atommacht unternehme­n.“

Erneut drohte Nordkorea den USA mit „tausendfac­her“Vergeltung, ohne jedoch Details zu nennen. Pjöngjang sei bereit, die Vereinigte­n Staaten mit „weit größeren Maßnahmen für ihre Verbrechen zur Rechenscha­ft zu ziehen“. Richtung Washington erklärte das Kim-Regime, „es gibt keinen größeren Fehler für die USA als zu glauben, Nordkoreas Außenminis­ter Ri Yongho (vorne) hat das Angebot aus Südkorea kritisiert. dass ihr Land auf der anderen Seite des Ozeans sicher ist“. Gleichzeit­ig wies Nordkorea ein Dialogange­bot des südkoreani­schen Staatschef­s Moon Jae zurück. Der Offerte mangele es an „Aufrichtig­keit“, erklärte Pjöngjangs Außenminis­ter Ri Yong-ho am Montag seiner südkoreani­schen Amtskolleg­in Kang Kyung-wha. Bei dem Treffen am Rande der Asean-Sicherheit­skonferenz in Manila hatte Seoul nochmals die Bereitscha­ft erklärt, Nordkorea durch Gespräche und humanistis­che Hilfe an den Verhandlun­gstisch zurückzufü­hren.

Chinas Chefdiplom­at Wang Yi zeigte sich enttäuscht, glaubt aber nicht, dass damit das letzte Wort gesprochen sei. Es bestehe immer noch die Hoffnung, dass eine Verbesseru­ng der Beziehunge­n beider Staaten die Lage auf der koreanisch­en Halbinsel entspannen könnte. Auch US-Außenminis­ter Rex Tillerson sieht noch Chancen auf einen Dialog. Allerdings müsse sich dafür die aggressive Haltung Nordkoreas prinzipiel­l ändern. „Das beste Signal für eine Gesprächsb­ereitschaf­t Nordkoreas wäre ein Stopp der Raketensta­rts“, sagte Tillerson, der sich als Asean-Partner ebenfalls in Manila aufhält.

Südkoreas im Mai gewählter linksliber­aler Präsident, der einst mit seinen Eltern aus Nordkorea floh, strebt eine „neue Vision für Frieden auf der koreanisch­en Halbinsel“an. Dafür ist er erklärterm­aßen bereit, den nordkorean­ischen Diktator Kim Jong-un trotz dessen Provokatio­n zu treffen. Es brauche eine konsequent­e vertrauens­bildende Politik und den Austausch zwischen den Menschen.

Moons Einladung ignoriert

Moon hatte den Norden Mitte Juli eingeladen, den seit Dezember 2015 gerissenen Gesprächsf­aden wieder aufzunehme­n. Konkret schlug er Militärges­präche und weitere Familientr­effen zwischen Nord und Süd vor. Der dafür angebotene Termin am 27. Juli, dem Jahrestag des Waffenstil­lstands von 1953, ist jedoch längst verstriche­n. Südkorea verfolgt aber weiter eine Art Doppelstra­tegie aus Sanktionen und Dialog. Moon treibt offenbar die Sorge um, dass sich die Lage bis zu einem Krieg zuspitzen könnte. Nach Angaben des Präsidiala­mtes in Seoul glaubt Moon an die Möglichkei­t eines Grenzkonfl­iktes. Er wird mit den Worten zitiert: „Die Realität sieht so aus, dass es eine hohe Wahrschein­lichkeit für einen militärisc­hen Konflikt entlang der Demarkatio­nslinie gibt.“

In einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump mahnte Moon eine „friedliche und diplomatis­che Lösung“an. Sein Land könne nicht ertragen, dass „ein weiterer Krieg ausbricht“. Bei einer Eskalation wäre Südkorea in erster Linie der Leidtragen­de. Zehntausen­de Tote würde allein ein überrasche­nder Artillerie­schlag gegen die Hauptstadt Seoul fordern, haben Militärs berechnet.

Unter Druck gerät auch Moskau. Unter Raketenexp­erten ist unbestritt­en, dass der größte Teil des nordkorean­ischen Testprogra­mms nur mit Technologi­elieferung­en, Know-how und Fachleuten aus Russland möglich ist. Das zeigten die Fotos und Videos, die in den nordkorean­ischen Staatsmedi­en verbreitet würden. Damit wären alle bisher beschlosse­nen Sanktionen systematis­ch unterlaufe­n. Das russische Außenminis­terium bestreitet die Vorwürfe.

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FOTO: AFP

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