Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nordkorea droht USA mit „tausendfacher“Vergeltung
Kim Jong-un reagiert trotzig auf UN-Sanktionen – Südkoreanisches Gesprächsangebot zurückgewiesen
TOKIO - Nordkorea sinnt auf Rache. Als erste Reaktion auf die am Sonntag vom UN-Sicherheitsrat einstimmig verhängten und verschärften Sanktionen ließ Diktator Kim Jong-un die Weltöffentlichkeit wissen, die Strafmaßnahmen seien eine „gewalttätige Verletzung unserer Souveränität“. Das Atomprogramm – genannt „atomare Abschreckung zur Selbstverteidigung“– stehe nicht zur Disposition, verkündete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. „Wir werden niemals auch nur einen einzigen Schritt weg von der Stärkung unserer Atommacht unternehmen.“
Erneut drohte Nordkorea den USA mit „tausendfacher“Vergeltung, ohne jedoch Details zu nennen. Pjöngjang sei bereit, die Vereinigten Staaten mit „weit größeren Maßnahmen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen“. Richtung Washington erklärte das Kim-Regime, „es gibt keinen größeren Fehler für die USA als zu glauben, Nordkoreas Außenminister Ri Yongho (vorne) hat das Angebot aus Südkorea kritisiert. dass ihr Land auf der anderen Seite des Ozeans sicher ist“. Gleichzeitig wies Nordkorea ein Dialogangebot des südkoreanischen Staatschefs Moon Jae zurück. Der Offerte mangele es an „Aufrichtigkeit“, erklärte Pjöngjangs Außenminister Ri Yong-ho am Montag seiner südkoreanischen Amtskollegin Kang Kyung-wha. Bei dem Treffen am Rande der Asean-Sicherheitskonferenz in Manila hatte Seoul nochmals die Bereitschaft erklärt, Nordkorea durch Gespräche und humanistische Hilfe an den Verhandlungstisch zurückzuführen.
Chinas Chefdiplomat Wang Yi zeigte sich enttäuscht, glaubt aber nicht, dass damit das letzte Wort gesprochen sei. Es bestehe immer noch die Hoffnung, dass eine Verbesserung der Beziehungen beider Staaten die Lage auf der koreanischen Halbinsel entspannen könnte. Auch US-Außenminister Rex Tillerson sieht noch Chancen auf einen Dialog. Allerdings müsse sich dafür die aggressive Haltung Nordkoreas prinzipiell ändern. „Das beste Signal für eine Gesprächsbereitschaft Nordkoreas wäre ein Stopp der Raketenstarts“, sagte Tillerson, der sich als Asean-Partner ebenfalls in Manila aufhält.
Südkoreas im Mai gewählter linksliberaler Präsident, der einst mit seinen Eltern aus Nordkorea floh, strebt eine „neue Vision für Frieden auf der koreanischen Halbinsel“an. Dafür ist er erklärtermaßen bereit, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un trotz dessen Provokation zu treffen. Es brauche eine konsequente vertrauensbildende Politik und den Austausch zwischen den Menschen.
Moons Einladung ignoriert
Moon hatte den Norden Mitte Juli eingeladen, den seit Dezember 2015 gerissenen Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Konkret schlug er Militärgespräche und weitere Familientreffen zwischen Nord und Süd vor. Der dafür angebotene Termin am 27. Juli, dem Jahrestag des Waffenstillstands von 1953, ist jedoch längst verstrichen. Südkorea verfolgt aber weiter eine Art Doppelstrategie aus Sanktionen und Dialog. Moon treibt offenbar die Sorge um, dass sich die Lage bis zu einem Krieg zuspitzen könnte. Nach Angaben des Präsidialamtes in Seoul glaubt Moon an die Möglichkeit eines Grenzkonfliktes. Er wird mit den Worten zitiert: „Die Realität sieht so aus, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen militärischen Konflikt entlang der Demarkationslinie gibt.“
In einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump mahnte Moon eine „friedliche und diplomatische Lösung“an. Sein Land könne nicht ertragen, dass „ein weiterer Krieg ausbricht“. Bei einer Eskalation wäre Südkorea in erster Linie der Leidtragende. Zehntausende Tote würde allein ein überraschender Artillerieschlag gegen die Hauptstadt Seoul fordern, haben Militärs berechnet.
Unter Druck gerät auch Moskau. Unter Raketenexperten ist unbestritten, dass der größte Teil des nordkoreanischen Testprogramms nur mit Technologielieferungen, Know-how und Fachleuten aus Russland möglich ist. Das zeigten die Fotos und Videos, die in den nordkoreanischen Staatsmedien verbreitet würden. Damit wären alle bisher beschlossenen Sanktionen systematisch unterlaufen. Das russische Außenministerium bestreitet die Vorwürfe.