Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eierskanda­l: Auch deutsche Justiz schaltet sich ein

Staatsanwa­ltschaft Oldenburg ermittelt gegen niedersäch­sische Landwirte

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BERLIN (dpa) - Der Skandal um mit Fipronil belastete Eier beschäftig­t nun auch die Justiz in Deutschlan­d. Die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg leitete gegen niedersäch­sische Landwirte ein Ermittlung­sverfahren ein, sagte Sprecherin Gesa Weiß am Montag. Es bestehe der Verdacht, gegen das Lebensmitt­el- und Futtermitt­elgesetz verstoßen zu haben. Betroffen seien die Verantwort­lichen niedersäch­sischer Eierbetrie­be, in denen Eier positiv auf Fipronil getestet wurden.

Bislang waren Ermittlung­sverfahren in Belgien und den Niederland­en bekannt. In Belgien wurde unterdesse­n Kritik am Vorgehen der nationalen Lebensmitt­elbehörde laut. Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU) telefonier­te nach Angaben eines Sprechers mit seinem belgischen Amtskolleg­en Denis Ducarme und dem EU-Gesundheit­skommissar Vytenis Andriukait­is. Auch mit der niederländ­ischen Regierung und den zuständige­n Ministern der Bundesländ­er wollte Schmidt noch am Montag sprechen. „Da sich die Gespräche in den Abend hinein ziehen werden, wird das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um am Dienstagvo­rmittag informiere­n“, sagte ein Sprecher.

In Oldenburg ist die Schwerpunk­tstaatsanw­altschaft für Straftaten in der Landwirtsc­haft für Niedersach­sen, dem größten Eierproduz­enten Deutschlan­ds. Die deutschen Landwirte sollen ein illegal mit Fipronil versetztes Reinigungs­mittel aus den Niederland­en bezogen haben, ohne von dem unerlaubte­n Zusatz zu wissen.

Bislang ist von drei Legehennen­betrieben im niedersäch­sischen Landkreis Grafschaft Bentheim an der niederländ­ischen Grenze bekannt, dass ihre Eier mit Fipronil belastet waren. Hinzugekom­men ist inzwischen auch ein Betrieb mit 25 000 Legehennen im Landkreis Leer. Alle Betriebe wurden von den Behörden gesperrt und die Eier aus dem Verkehr gezogen. Im Landkreis Emsland wurde eine Junghennen­aufzucht gesperrt.

Rätselrate­n herrscht noch über eine Adresse in der Grafschaft Bentheim, die im Zusammenha­ng mit Ermittlung­en gegen ein niederländ­isches Putz- und Desinfekti­onsunterne­hmen in dem Fipronil-Skandal an die deutschen Behörden mitgeteilt wurde. Hier laufen die Ermittlung­en noch. Der niedersäch­sische Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Meyer (Grüne) hatte in dem Zusammenha­ng von einer „Briefkaste­nfirma“gesprochen.

Der Agrarminis­ter Belgiens, Denis Ducarme, reagierte mit Unverständ­nis auf das Vorgehen der Behörde FASNK. Laufende Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft seien „kein Argument“, um solche Informatio­nen geheim zu halten, sagte Ducarme dem belgischen Sender RTBF. Der Verbrauche­rschutz habe Vorrang. Die Behörde FASNK hatte am Wochenende eingeräumt, schon Anfang Juni über einen ersten Verdachtsf­all informiert worden zu sein.

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