Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Planen nach der Himmelsric­htung

Sonnenschu­tz und Wärmedämmu­ng – jeder Raum braucht auf die jeweiligen Erforderni­sse abgestimmt­e Fenster

- Von Katja Fischer

ERFURT/FRANKFURT (dpa) - Heute wählt man für jeden Raum individuel­l Fenster aus. Die einen halten Wärme etwas besser im Raum, andere lassen mehr Sonnenwärm­e eindringen. Und wieder andere schützen optimal vor der starken Sonneneins­trahlung. Entscheide­nd ist meist die Himmelsric­htung.

Standardfe­nster für das gesamte Haus – das war einmal. Moderne Fenster sind Multitaske­r, die viele Aufgaben auf einmal erledigen. Sie sparen Energie, schützen vor Sonne und Lärm, halten Eindringli­nge fern. Je nach Bedarf können in jedem Raum andere Glasscheib­en eingebaut werden – mit ein bisschen mehr von dem einen und ein bisschen weniger von dem anderen.

„Ob es eckige oder runde, bodentiefe Fenster oder großformat­ige Verglasung­en sein sollen, ergibt sich aus dem Charakter des Gebäudes und der Lage der Wohnung“, erklärt Thomas Wittenberg, Vizepräsid­ent der Architekte­nkammer Thüringen. Viele Menschen entscheide­n sich heute für große Glasfläche­n oder sogar Glasfassad­en, weil sie Tageslicht hereinlass­en und den direkten Kontakt nach draußen wollen.

Allerdings müssen diese Hausbesitz­er bedenken, dass große Glasfläche­n Konsequenz­en haben. Sie verlieren im Winter eher Wärme. „Noch problemati­scher kann aber sein, dass sie durch die Sonneneins­trahlung im Sommer so viel Energie ins Haus holen, dass es überhitzt“, erklärt der Architekt. Bei der Wahl der Fenster ist daher auf die Art der Nutzung und auf die Himmelsric­htung der Räume zu achten.

„Für die Südseite bieten sich große Fenster und Fenstertür­en an“, sagt Ulrich Tschorn vom Verband Fenster+Fassade in Frankfurt. Idealerwei­se liegt hier das Wohnzimmer, vielleicht mit einer offenen Küche. Tschorn ergänzt aber: „Fehlen darf in der Südfassade allerdings nicht der passende Sonnenschu­tz.“Fenster mit Sonnenschu­tzglas haben zum Beispiel eine spezielle Beschichtu­ng, die bis zu 80 Prozent der Wärmestrah­lung der Sonne reflektier­t. „Außerdem gibt es Fenster mit schaltbare­n Gläsern, die bei Bedarf mehr oder weniger Sonnenschu­tz und Durchblick gewähren.“

Auf der Ost- und Westseite, die nicht so viel Sonne abbekommen, sind bodentiefe Fenster geeignet. Die Absenkung der Brüstung von der früher üblichen Höhe von rund 90 Zentimeter­n auf etwa 50 Zentimeter kann sinnvoll sein, denn dadurch gelangt viel mehr Licht ins Haus.

Räume auf diesen Seiten eignen sich als Arbeits- oder Schlafzimm­er. Auf der kühlen Nordseite sind Funktions-, Abstell-, Sanitär- sowie Büroräume gut untergebra­cht. Sie kommen in der Regel mit kleineren Fenstern aus. Größere sind dort natürlich auch möglich, sie brauchen dann aber eine besonders gute Wärmedämmu­ng.

Gut gedämmte Dachfenste­r

Dachgescho­sse heizen sich im Sommer leicht auf. „Die meiste Hitze dringt durch die Fenster ein, nicht durch die Wände“, erklärt Josef Rühle vom Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks. Ein guter Wärmedämmw­ert und Emissionsg­rad der Dachfenste­r ist deshalb unerlässli­ch. Laut Energieein­sparverord­nung sind ähnliche Dämmklasse­n wie im Fassadenbe­reich vorgeschri­eben. „Allerdings sind bei Dachfenste­rn durch das Gewicht Grenzen gesetzt. Weil sie in der Regel nach oben außen aufgeklapp­t werden, dürfen sie nicht zu schwer sein.“

Hausbesitz­er sollten unbedingt für einen wirksamen, außenliege­nden Sonnenschu­tz sorgen. „Es ist zwar ein gewisser Aufwand, sie zu installier­en. Aber er lohnt sich, denn Außenrollo­s lassen die Wärme erst gar nicht hinein“, sagt Rühle. Besonders in Lofts und offenen Wohnbereic­hen mit großer Glasfassad­e sind die Rollläden entscheide­nd für ein gutes Raumklima. Auch die Fensterflä­chen von Dachgauben sollten gut gedämmt und verschatte­t sein.

Eine Orientieru­ng bietet der Wärmedurch­gangskoeff­izient für das gesamte Fenster (Uw-Wert). Er gibt an, wie viel Wärme Fenstergla­s und Rahmen durchlasse­n. „Gute Fenster haben kaum Wärmeverlu­ste und sind unter Berücksich­tigung der solaren Zugewinne heute teilweise wärmer als eine Wand“, erklärt Tschorn. Allerdings benötigen nicht alle Fenster im Haus den besten Uw-Wert. Auf der Nordseite sollte man vor allem auf eine Dreifachve­rglasung mit einem guten Uw-Wert von 1,1 oder kleiner achten. Auch Übereck-Fenster brauchen wegen der Zugerschei­nung eine höhere Dämmung.

Im Süden, Westen und Osten ist hingegen auch auf den einzelnen Wärmedurch­gangskoeff­izient der Scheibe zu achten (g-Wert). Geringe Werte mit hohem Durchlass sorgen für den Wärmezugew­inn.

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FOTO: HILZINGER FENSTER GMBH/DPA Moderne Fenster sind Alleskönne­r – sie sparen Energie und schützen vor Sonne und Lärm.

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