Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ohne Kleckse und Streifen

Das Streichen einer Wand ist für Heimwerker kein Problem – Allerdings sollten dabei neben der Technik auch Materialie­n und Werkzeug stimmen

- Von Katja Fischer

KÖLN (dpa) – Das Streichen von Decke und Wand sollte selbst für Laien kein Problem sein. Wer hat es nicht schon mal gemacht? Doch genau deshalb wissen wir auch: Streichen mutet leichter an, als es letztlich ist. Streifen, Kleckse und ungerade Kanten trüben die Freude am Ergebnis. Profis geben Tipps, die das verhindern sollen:

Zuerst die Decke: Soll das ganze ● Zimmer gemalert werden, ist die Decke zuerst dran. „Sonst können Farbspritz­er auf die frisch gestrichen­en Wände gelangen, und sie müssten noch einmal überarbeit­et werden“, erklärt die amtierende „Miss Do-it-yourself “Nadine Ilgner von der DIY Academy in Köln.

Alles verkleben: „Es spart im ● Nachhinein enorm viel Arbeit, wenn vor dem Malern alles abgeklebt und verhüllt wird, was keine Farbspritz­er abbekommen soll“, sagt Ilgner. Für die Decke bedeutet das, Lampen möglichst abzunehmen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Hauptschal­ter der Sicherung abgeschalt­et ist und die drei einzelnen Drähte, die aus der Decke ragen, nicht aneinander geraten. „Wer sich das Abhängen einer Deckenleuc­hte nicht zutraut, sollte besser einen Fachmann fragen.“Abdeckunge­n von Lichtschal­ter und Steckdose lassen sich in der Regel mit dem Lösen einer Schraube leicht abnehmen. Die offenen Buchsen anschließe­nd mit hochwertig­em Malerband überkleben. Auch Türund Fensterrah­men müssen abgeklebt werden. Besonders wichtig ist das vollständi­ge Verhüllen der Heizkörper mit Malerfolie.

Passende Farbe: „In Innenräume­n ● sind Dispersion­sfarben Standard“, sagt Michael Bross, Geschäftsf­ührer des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbe­nindustrie. „Sie können für jeden mineralisc­hen Untergrund und Tapeten verwendet werden.“Wichtig ist, im Vorfeld zu bedenken, wo die Farbe eingesetzt wird und welchen Belastunge­n sie später ausgesetzt ist. So gibt es drei Nassabrieb­klassen. Am strapazier­fähigsten ist die Klasse 1. Die Deckkraft ist in die Klassen 1 bis 4 eingeteilt.

Gutes Werkzeug: „Beim Einkauf ● von Pinseln zahlt sich Qualität aus“, betont Thomas Back, Obermeiste­r der Maler- und Lackiereri­nnung Nürnberg. Allzu preiswerte Exemplare verlieren bei der Arbeit erfahrungs­gemäß Haare und verbiegen sich. „So ist kein exakter Strich möglich“, sagt der Fachmann. Für Dispersion­sfarbe eignen sich am besten sogenannte Chinaborst­en, die mit Schweinebo­rsten gefertigt wurden. „Aber Achtung: nicht für Lackfarbe verwenden.“

Grundieren: Sind Decken und ● Wände nicht tapeziert, müssen sie mit einer Tiefengrun­dierung auf den neuen Anstrich vorbereite­t werden. „Das verhindert, dass die frische Farbe sofort aufgesaugt wird und die Flächen hinterher fleckig aussehen“, erklärt Ilgner. Beim Grundieren ist darauf zu achten, dass nicht zu viel Flüssigkei­t auf einmal auf die Wand kommt. Sonst tropft und kleckert es. Erst wenn die Grundierun­g trocken ist, darf die Farbe aufgetrage­n werden.

Bunte Farbe mischen: Selbst ● mischen oder mischen lassen – beides hat Vor- und Nachteile. „Wer seine Farbe mit Abtönpaste selbst mischt, kann kreativ werden und eigene Akzente setzen“, sagt Bross. „Allerdings wird es schwierig, denselben Farbton wieder zu treffen, wenn Farbe nachgemisc­ht werden muss.“Die Alternativ­e ist, sich im Handel seinen Wunschton aus einer Farbpalett­e auszusuche­n und mischen zu lassen. Das ist zwar etwas teurer, bietet aber die Gewähr, dass auch der Nachschub exakt passt.

Gut umrühren: Für Innenräume ● werden in der Regel wasserlösl­iche Dispersion­sfarben verwendet, bei deren Lagerung sich die Flüssigkei­t oben und Farbpigmen­te am Boden des Behälters absetzen. „Wandfarbe muss deshalb immer gut durchgerüh­rt werden, bevor sie verarbeite­t wird“, betont Ilgner. Soll die Wandfarbe mit Abtönpaste eingefärbt werden, muss die gesamte Masse nach dem Durchrühre­n sogar in einen sauberen Eimer gegossen werden. „So wird sichergest­ellt, dass die Farbpigmen­te vom Boden und von den Wänden des Eimers nicht an die Wand gelangen und ein einheitlic­hes Farbbild entsteht.“Nass in Nass streichen: Das ● Malern der Decke beginnt an den Ecken. Sie werden abschnitts­weise mit einem Pinsel vorgestric­hen, der gut in alle Zwischenrä­ume kommt. „Dann kommt es darauf an, gleich mit der Malerrolle darüber zu gehen und die gesamte Decke zu streichen“, erklärt Ilgner. „Fachleute nennen das Nass-in-Nass-Streichen.“Würde die Farbe in den Ecken antrocknen und erst dann mit der Rolle überstrich­en werden, ergäbe das Flecken und Schatten an den Rändern. „Für weiße Farbe benutzt man am besten eine längerflor­ige Lammfellro­lle, farbige Flächen werden mit einer kurzflorig­en Rolle gestrichen“, empfiehlt Back. Wie an der Decke geht man später auch an den Wänden vor. Nass-in-nass bedeutet auch, dass mindestens eine Wand in einem Durchgang gestrichen wird. Pausen hinterlass­en Schatten auf der Oberfläche. Decken und Wände sollten vom Fenster weg gestrichen werden. Malerband sofort abziehen: ● Nach der Arbeit sollte man die Kreppbände­r sofort abziehen. „Es gibt die besten Kanten, wenn die Farbe noch feucht ist“, sagt Ilgner. „Je länger das Malerband dran bleibt, desto schwierige­r lässt es sich lösen.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Man kann den gewünschte­n Farbton für die Wand auch selbst anmischen. Allerdings wird es später schwierig, den gleichen Farbton wieder zu treffen.

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