Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
125 Jahre Benediktinerinnen in Habsthal
Kloster feiert Jubiläum mit Gottesdienst und Festvortrag.
HABSTHAL - Seit fast genau 125 Jahren leben Benediktinerinnen im Kloster Habsthal. Für die Schwestern ist das ein Anlass, am heutigen Dienstag zurückzublicken und das Jubiläum mit einem Gottesdienst zu feiern. Um 18 Uhr feiert Abt Benno Malfèr von der Abtei Muri-Gries in Südtirol das Pontifikalamt. Abschließend gibt es einen Stehempfang. Um 19.45 Uhr hält Wolfgang Urban, ehemaliger Leiter des Diözesanmuseums in Rottenburg, einen Gedenkvortrag mit dem Titel „Von der Bedeutung gottgeweihten Lebens angesichts der modernen Lebenswelt“.
In seinen knapp 760 Jahren hat das Kloster eine wechselvolle Geschichte erlebt. Nach der Schenkung von Pfalzgraf Hugo IV. von Tübingen an eine Frauengemeinschaft aus Mengen im Jahr 1259 wurde es ein Dominikanerinnenkloster. Nach der Säkularisation ging das Kloster 1806 in den Besitz des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen über. Die letzten Dominikanerinnen verließen Habsthal im Jahr 1841. Daraufhin wurden die Gebäude einige Jahre als Lehrerbildungs- und Waisenanstalt genutzt, von 1865 bis 1874 wurde dort eine Straf- und Besserungsanstalt eingerichtet. Danach stand es fast 20 Jahre lang leer. Über die Jahre verwitterten die Gebäude immer mehr, sodass es sogar schon zum Abbruch ausgeschrieben war.
Doch es kam anders: 1892 zogen Benediktinerinnen aus Hermetschwil im Schweizer Kanton Aargau ins Kloster Habsthal. Am 10. Oktober kamen sie an, am 12. Oktober wurde es als Benediktinerinnenkloster feierlich eröffnet. Zu Beginn waren es eine Äbtissin und sieben Novizinnen, die das ehemalige Dominikanerinnenkloster bezogen. „Das Kloster war in einem schlechten Zustand. Die Schwestern mussten zuerst alles wieder auf Vordermann bringen“, sagt Schwester Kornelia Kreidler, die seit 24 Jahren im Kloster Habsthal lebt.
Gemeinschaft renoviert Kloster
Nach und nach richteten sie das Kloster wieder her und die Zimmer ein. „In der Klosterchronik steht, dass nicht einmal ein Nagel in der Wand gewesen sei“, berichtet Schwester Kornelia. Die Novizinnen mussten alles selbst mitbringen, auch ihre Möbel. Das ist unüblich, weil man sich beim Eintritt ins Kloster eigentlich von seinen persönlichen Eigentümern trennt.
Die Ordensschwestern seien sehr arm gewesen. „Außer dem Gebäude hatten sie nichts. Das Kloster hatte damals nicht genug Land, um etwas anzubauen“, sagt die Priorin. Im Ersten Weltkrieg mussten die Benediktinerinnen – wie auch die übrige Bevölkerung – hungern. Das Haus hatte keine Heizung, sodass viele Schwestern krank wurden und früh starben, oft an Tuberkulose. „In dieser Zeit verzeichnete das Kloster zwar viele Eintritte, aber viele der Frauen sind gestorben, bevor sie ihre Profess ablegen konnten“, sagt Schwester Kornelia. In den 1930er-Jahren wurde es besser für die Gemeinschaft. Ins Haus wurde eine Heizung eingebaut, außerdem erwarb das Kloster eine kleine Ökonomie mit Feldern, wo die Schwestern Nahrungsmittel anbauen konnten.
Geistliches Leben neu lernen
Nachdem das wirtschaftliche Überleben nicht mehr ganz so stark im Vordergrund stand, konnten sich die Schwestern dann mehr dem geistlichen Leben zuwenden. „Um wieder zu lernen, wie man nach den Regeln des heiligen Benedikt lebt, holten sie sich Anregungen in den Klöstern der Beuroner Kongregation“, sagt Schwester Kornelia. Bekannt ist der benediktinische Leitspruch „ora et labora“(lebe und arbeite). „Es gehört aber auch die Bibellektüre dazu“, sagt sie. Nach und nach wurde ein eigener Plan aufgestellt, nach dem sich die Benediktinerinnen richteten.
Heute leben im Kloster Habsthal noch drei Schwestern und ein Pater. „Es wäre aber jederzeit möglich, dass jemand als Novizin bei uns anfängt“, sagt die Priorin. „Es ist nur die Frage, wer den Mut dazu hat, anzupacken und Verantwortung zu übernehmen.“Denn das sei in solch einer kleinen Gemeinschaft unerlässlich. Zwar interessieren sich immer wieder junge Frauen für das Leben im Kloster. „Aber wenn es ums Eintreten ging, haben bisher alle einen Rückzieher gemacht“, sagt sie. Das Klosterleben sei anstrengend, deswegen müsse man gesund und belastbar sein. Das Leben in der Gemeinschaft sei sehr herausfordernd. „Man kommt an seine Fehler, Schwächen und Grenzen“, sagt Schwester Kornelia. Das müsse man aushalten und daran arbeiten.