Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Michael Reschke in Stuttgart vorgestellt
Reschke als Sportvorstand beim VfB vorgestellt – Vorgänger Schindelmeiser wehrt sich
STUTTGART (SID) - Erst den Klassenerhalt sichern, mittelfristig nach Europa: Der neue Sportvorstand Michael Reschke hat beim VfB Stuttgart hohe Anforderungen zu erfüllen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Dietrich gab bei der Vorstellung langfristige Ziele aus. Daran soll der von Bayern München geholte Reschke großen Anteil haben. Derweil setzte sich sein geschasster Vorgänger Jan Schindelmeiser gegen die Kritik an seiner Arbeit in Stuttgart zur Wehr.
STUTTGART (dpa/SID/sz) - Manchmal passiert lange Zeit nichts und dann alles auf einmal. Und so entwickelt sich der VfB Stuttgart so langsam zur Daily Soap der Bundesliga. Täglich gibt es neue Cannstatt-Dramen, die beim Kraftakt-Sieg in der ersten Pokalrunde bei Energie Cottbus am Sonntag allerdings noch einmal ein glückliches Ende nahmen. Kein Wunder also, dass Präsident Wolfgang Dietrich formulierte: „Die letzten Tage waren schon turbulent und anstrengend genug und haben uns alle eine Menge Nerven und Kraft gekostet. Ich dachte, mehr geht nicht, bis uns unsere Mannschaft gestern eines Besseren belehrt hat.“
Am Montag nun waren es die offizielle Vorstellung von Neuvorstand Michael Reschke und die kritischen Worte von Vorgänger Jan Schindelmeiser, die für Gesprächsstoff sorgten. Die Gründe für Reschke erklärte Dietrich ohne Zögern – gut vernetzt, anerkannter Fachmann, Teamplayer. Warum der VfB Stuttgart aber überhaupt einen neuen Sportvorstand brauchte und die Zusammenarbeit mit Schindelmeiser nicht weitergeht, wollte der Präsident dagegen im Detail nicht erläutern. „Ich werde das nicht weiter kommentieren, als das, was ich bislang dazu gesagt habe. In diesem Falle hat das Vertrauen gefehlt. Deswegen haben wir diese Entscheidung einstimmig in allen Gremien getroffen“, lautete die knappe Antwort von Dietrich.
Keine Transfers im Alleingang
Den bisherigen Kaderplaner des FC Bayern München verpflichteten die Stuttgarter schon einen Tag nach Schindelmeisers Freistellung am 4. August und einigten sich mit dem 59-jährigen Fachmann auf einen Vertrag bis 2020. „Es gab ein paar strategische Gründe für diese Entscheidung“, erläuterte Reschke. „Die Ausgliederung mit dem starken Partner Mercedes an der Seite, mit Möglichkeiten, die auch Visionen realistisch erscheinen lassen.“Der neue Anteilseigner kaufte sich für 41,5 Millionen Euro in die neu gegründete VfBAG ein, nachdem die Mitglieder vor allem wegen des Vertrauens in Schindelmeisers Art und Arbeit der Ausgliederung zugestimmt hatten.
Warum er gehen musste, kann der 53-Jährige noch immer nicht nachvollziehen, wie er im „Kicker“deutlich machte. „Beim VfB Stuttgart gibt es nicht einen einzigen Spieler, der nicht als Produkt eines Teamprozesses verpflichtet wurde“, sagte er zu Vorhaltungen, er habe Transfers im Alleingang getätigt. Schindelmeiser sah sich unter anderem mit dem Vorwurf konfrontiert, zu sehr auf junge Spieler zu setzen und nach dem Aufstieg zu wenig erfahrene Spieler verpflichtet zu haben. „Wir haben konsequent das gemacht, was wir seit einem Jahr gesagt haben. Ziel war, Gegenwart und Zukunft miteinander in Einklang zu bringen. Das war der Schlüssel, um die Menschen in Stuttgart wieder für den VfB zu gewinnen“, entgegnete er.
Der 53-Jährige betonte zudem, bei Transferfragen sei Trainer Hannes Wolf sein „wichtigster Ansprechpartner“gewesen, darüber hinaus seien alle Entscheidungen in „wöchentlichen Sitzungen im Vorstand besprochen worden“. Seinem Nachfolger habe er bei einem Treffen aber „alles Gute für die schwierige Aufgabe“gewünscht.
Reschkes erster Eindruck bei seinem neuen Arbeitgeber ist dennoch positiv, auch wenn er dem Aufsteiger ein schwieriges Jahr in der Bundesliga prophezeite: „Gestern das Spiel spricht auch für sich. Es wird ein hartes Ringen, kommende Saison in der Bundesliga zu bleiben. Es wäre schon hilfreich, wenn uns der ein oder andere sinnvolle Coup gelingen würde“, sagte Reschke mit Blick auf geplante Transfers. Konkreter wurde er am Tag nach dem knappen Sieg im Elfmeterschießen nicht.
Nach Stationen im Hintergrund bei Bayer Leverkusen und dem FC Bayern ist Reschke nun auch ein Mann für die Öffentlichkeit, auch wenn seine Aufgaben noch nicht abschließend feststehen. „Ich möchte zunächst mal ankommen im Club. Um dann gemeinsam mit dem Präsident, der Medienabteilung und den Mitarbeitern im Detail meine Rolle zu definieren“, so der neue VfBSportvorstand.
Ansprüche steigen immens
Diese Rolle nach dem Abschied von Matthias Sammer beim FC Bayern zu übernehmen, habe nie zur Debatte gestanden. Zu Beginn seiner Vorstellung in Stuttgart bedankte sich Reschke lange und ausführlich für seine Zeit bei einem „außergewöhnlichen Toparbeitgeber“in München. „Die Spieler dieses Clubs – mein lieber Schwan. Das hat Spaß gemacht, die zu erleben.“
Doch auch beim VfB hat Reschke hohe Anforderungen zu erfüllen: „Ziel des VfB ist es, erst die Klasse zu halten, sich dann zu etablieren und im vierten Jahr das obere Drittel zu erreichen“, sagte Dietrich. Daran soll Reschke großen Anteil haben.