Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Singen bringt alle zusammen
Das 22. Jugendchorfestival C.H.O.I.R. zum letzten Mal unter Leitung von Klaus Brecht
OCHSENHAUSEN - Sommerferien sind traditionell auch Zeiten musikalischer Fortbildung: Die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg bietet mit C.H.O.I.R. ein Projekt für Jugendchöre der ausländischen Partnerregionen an, das immer wieder begeistert.
Aufgebaut und entwickelt von Klaus Brecht, dem leidenschaftlichen Chorleiter und Sänger der Akademie, war die diesjährige Woche die letzte unter seiner Leitung. Mit über 160 Mitgliedern mit Stimmen aus Taiwan, Japan, Russland, Polen, Kroatien, Bosnien, Italien und anderen europäischen Ländern war dies der größte Chor in den 22 Jahren, alle wollten teilhaben an diesem Fest der Freundschaft. Denn die Prinzipien von Respekt, Toleranz und Freundschaft seien attraktiver und aktueller denn je, so Hausherr Klaus Weigele in seiner Begrüßung, bevor er sich mit seiner Geige zu den Musikern von The Academy Collective 21 gesellte.
Ein Fest der Freundschaft
Musik verbindet, auch Komponisten verbinden: sowohl der Däne John Høybye als auch der Stuttgarter Bobby Fischer verschmelzen in ihren Kompositionen Klassik, Pop, Jazz und lateinamerikanische Rhythmen zu einer Musiksprache, die junge (und ältere) Menschen anspricht und doch auch Anspruch hat. John Høybye hat Hans Christian Andersens Märchen von der Glocke im Auftrag der Landesakademie vertont, Edward Broadbridge hat das Märchen in ein siebenteiliges Gedicht umgewandelt: Die Suche nach der Glocke, die tief im Wald tönt, ist auch eine spirituelle Suche, die Schlussbotschaft „Nature Is One Great Cathedral“wird in einen großen Klang gefasst. Die Komposition ist einerseits schlicht und volksliedhaft in den Melodien, andererseits wird sie untermalt und angetrieben von groovenden, swingenden Rhythmen. Sie lässt die Sopranstimme der Solistin Anabel Peréz Réal leuchten und jubeln, das Ensemble mit Andreas Geyer an Saxophon und Flöte, Klaus Weigele, Gregor und Veit Hübner an Geigen und Kontrabass, drei Percussionisten und Bobbi Fischer am Klavier liefert die besonderen Farben. Zum Teil sind ja die Musiker seit den Zeiten von „Tango five“verbunden, die stilistische Offenheit steckt an.
Begeistertes Publikum
Für vier a-cappella-Sätze hatte sich ein Kammerchor unter der Leitung des belgischen Sängers und Chorleiters Michiel Haspeslagh formiert: Er arbeitete die Sprachbilder in Mendelssohns Psalmvertonung „Warum toben die Heiden“klar heraus, brachte die Stücke von Gounod und Dvorák in schöner Schlichtheit und bildete mit der freudig bewegten Motette „Laetatus sum“von Benevolo den Jahrhunderte überspannenden Übergang zu Bobby Fischers „Magnificat“: Auch dieses Stück ist ein Auftragswerk für C.H.O.I.R..
Wie in der „Missa Latina“aus dem vergangenen Jahr verbinden sich die Traditionen geistlicher Musik mit den mitreißenden Rhythmen aus Südamerika. Da intoniert das Saxofon die alte gregorianische Melodie, entwickelt sich das Gebet der Maria als ein Freudentanz reich an sprachlichen und musikalischen Bildern. Solistin, Chor, Musiker und Dirigent ließen den Funken überspringen auf das begeisterte Publikum im voll besetzten Bräuhaussaal.
Nach der traditionellen Zugabe, die wohl die Hymne der Chorwoche ist, setzte sich das gemeinsame Singen draußen noch fort.