Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Silphie-Kulturen schonen Böden
Zur Nitrat-Problematik im Bad Saulgauer Trinkwasser und zum Leserbrief von Susanne Petermann-Mayer, Hohentengen, vom 26. Juli, „Monokultur bleibt Monokultur“.
Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Bei uns im Lande kümmerten sich bereits Ende der 1970er-Jahre engagierte Landwirte um die Verwertung von Mist und Gülle zur Erzeugung von Biogas. Ziel war, erstmals nicht nur die im tierischen Dung gebundenen Nährstoffe, sondern auch die darin enthaltene Energie optimal zu nutzen. Weiterhin wurde daran gedacht, auch das große Potenzial im Schnittgut aus der Landschaftspflege oder aus Straßenbegleitgrün zu nutzen, ebenso weitere Reststoffe aus beispielsweise Speiseabfällen und anderen biologischen Resten. Für einen Tüftler alles gute schwäbische Tugenden. Doch die Tatsache war und ist, dass unsere bäuerlichen Pioniere im Ländle mannigfach Lehrgeld bezahlen mussten. Denn dieses rohfaserreiche Material, wie im Leserbrief von Frau Petermann-Mayer vorgeschlagen wird, lässt sich schlecht vergären. Es entstehen dabei unerwünschte Gase wie Kohlendioxid und CO sowie Wasser und niederkettige Carbonsäuren. Der gewünschte energiereiche Methan-Anteil ist nur schwach ausgeprägt. Erst die Zumischung von Mais mit seinen energiereichen Inhaltsstoffen wie Polysaccharide (Zucker) und pflanzliches Eiweiß liefern bei der Fermentation im Bioreaktor eine wirtschaftlich tragbare Methan-Ausbeute.
Nun erkannten vor mehr als einem Jahrzehnt verschiedene Landwirte, insbesondere aus den oberschwäbischen und bayerischen Regionen, dass der Maisanbau zur Gewinnung von Biogas für mitteleuropäische Verhältnisse nicht optimal ist. Denn der Maisanbau zählt zu den extrem erosionsfördernden und stärksten humuszehrenden Fruchtarten. Hinzu kommen Trink-, Grund- und Oberflächenbelastung durch Dünger und Pestizide. Der erste Schritt weg von den negativen Folgen der Maismonokulturen ist die Erhöhung der Biodiversität auf den Biomasse-Produktionsflächen. Dieser Durchbruch ist den Hahnennester Bauern mit einer intelligenten Anpflanzung von Silphium-Kulturen gelungen. Und Silphium-Kulturen zeigten bislang nur gute Eigenschaften. Der älteste Silphien-Bestand in Baden-Württemberg, eine bereits über 35-jährige Dauerkultur, befindet sich am Landwirtschaftlichen Zentrum in Aulendorf (LAZBW). Die Silphie wurde 1981 gepflanzt, jedes Jahr in Frühjahr mit Stallmist gedüngt und im Herbst geerntet. Und das seit nunmehr 35 Jahren, ohne dass hier eine Ertragsdegression erkennbar ist. Silphium-Felder braucht man nur einmal anzulegen. Damit entfallen zahlreiche Arbeitsgänge auf dem Feld. Aufgrund der jahrzehntelangen Dauerkultur der Silphie spart der Landwirt nicht nur viel Arbeitszeit und Diesel, sondern schont den Boden, der in dieser Zeit nicht bearbeitet werden muss. Im Unterschied zum Maisanbau werden die Böden nicht verdichtet, Nährstoffauswaschungen ins Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser verhindert und zugleich Humus aufgebaut, was dem Bodenleben guttut. Dr. Erich Koch, Bad Saulgau
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass sich die Redaktion bei langen Zuschriften Kürzungen vorbehält. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Meinungsäußerungen dar. Aus presserechtlichen Gründen veröffentlichen wir anonyme Zuschriften grundsätzlich nicht. Teilen Sie uns deshalb bitte immer Ihren vollen Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer mit. Und unterschreiben Sie den Leserbrief.
Ihre SZ-Redaktion