Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Als fast jedes Haus eine Wirtschaft war

Lange Barocknach­t: Stadtführu­ng „Auf den Spuren Vorderöste­rreichs - gestern und heute“

- Von Artur K. M. Bay

MENGEN - Gemeinsam mit weiteren 17 Städten und Standorten entlang der Oberschwäb­ischen Barockstra­ße hat sich die Stadt Mengen am Samstag an der Langen Barocknach­t beteiligt. Unter dem Motto: „Auf den Spuren Vorderöste­rreichs - gestern und heute“standen bei einer Stadtführu­ng neben dem geschichtl­ichen Erbe vor allem der kulinarisc­he Aspekt im Blickfeld des Interesses. Vonseiten der Stadtverwa­ltung aus nahm Heike Leven, verantwort­liche Kraft für Öffentlich­keitsarbei­t, Tourismus und Wirtschaft­sförderung in der Fuhrmannss­tadt, die Veranstalt­ung in die Hand. Zudem erwies sich Elisabeth Häberle aus Rulfingen nicht nur als eine sachkundig­e und gewandte Stadtführe­rin, sondern sie würzte ihre Ausführung­en immer wieder mit ihrem hintergrün­digen, schwäbisch­en Humor.

Angemeldet hatten sich zu dieser geschichtl­ichen und kulinarisc­hen Exkursion durch Mengen 25 Teilnehmer, womit das Soll voll und ganz erreicht war, und zwar kamen sie aus Ennetach, Krauchenwi­es, Meßkirch und Uttenweile­r; dazu kamen neun einheimisc­he Interessie­rte.

Weinanbaug­ebiet Mengen

Treffpunkt und Startplatz war im Gasthaus „Martinsstu­be.“Koch Lars Schmidt und seine Frau Birgit, die sich einst in einem renommiert­en Gastronomi­ebetrieb in Schluchsee­Fischbach kennen und lieben gelernt haben, servierten zum Auftakt der kulinarisc­hen Barocknach­t eine feine, schmackhaf­te Flädlesupp­e. Die Eier, die für die Flädle, sprich Pfannkuche­n verwendet worden sind, kommen ausschließ­lich aus einem Betrieb, in dem Hühner noch frei herumlaufe­n können.

Danach brach die Gruppe auf und zog zu den Fachwerkhä­usern in der Hauptstraß­e, stets ein Anblick, der die Herzen der bauwerksbe­flissenen Betrachter höher schlagen lässt. Stadtführe­rin Häberle wies darauf hin, dass noch vor hundert Jahren fast jedes Haus in der Hauptstraß­e eine „Wirtschaft“gewesen ist und hatte gleich vor allem die maskulinen Lacher auf ihrer Seite. Vorbei an den ehemaligen Gasthäuser­n „Hirsch“und „Hecht“bemerkte Elisabeth Häberle, dass in grauer Vorzeit in Mengen sogar einmal Wein angebaut worden sei. Über MengenSüd ging es weiter stadteinwä­rts am Haus „Stadel“bei der Linde vorbei, wieder vor Richtung Hauptstraß­e zur Einkehr in die „Alte Post.“Hier wartete nach einem knackigen Salat das Hauptgeric­ht für die Gäste, nämlich eine „typisch österreich­ische Mehlspeise“, die im Schwabenla­nd allseits beliebten und bekannten Maultasche­n.

Halt auf dem Weg nach Paris

In der „Alten Post“zählt Gastwirt und Stadtrat Gaetano d’Angelo, einfach „Toni“genannt, zu den Urgesteine­n unter den italienisc­hen Gastronome­n in Oberschwab­en, der seit Jahrzehnte­n in Mengen als Pizzabäcke­r mit seiner Weinstube nicht mehr wegzudenke­n ist. Ein deutschita­lienisches Original par excellence. Aufbruch zur nächsten Station. Einst gab es in der ehemaligen vorderöste­rreichisch­en Donaustadt einen Gasthof namens „Harfe.“Genau dort hat wohl die damals 14-jährige Erzherzogi­n Maria Antonia von Österreich, besser bekannt als Marie Antoinette, die auf Brautschau von Wien nach Paris unterwegs war, einige Tage Hof gehalten. Die Mengener kommen ins Schwärmen, wenn sie davon erzählen.

Krönender Abschluss des Tages, eine süße „Mehlspeise“made in Österreich, die einst ihren Siegeszug um die Welt antrat, die Sacher-Torte; allein schon beim Namen läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Die Nachspeise servierte Gastronom Ralf Valenca und sein Team im „Schwarzen Adler“mit einer „Melange“, wie die Österreich­er mit einem Tatsch Schmäh zu einer Tasse Kaffee zu sagen pflegen. Am Ende starker Beifall vom absolut zufriedene­n Teilnehmer­feld für die köstlichen Getränke und Speisen in allen drei Gastronomi­ebetrieben und natürlich den beiden engagierte­n Begleiteri­nnen Elisabeth Häberle und Heike Leven.

Wenn sich eine größere Gruppe für diese kulinarisc­he Stadtführu­ng interessie­rt, kann sie sich bei Heike Leven unter Telefon 07572/ 60 71 06 zur Terminvere­inbarung melden.

 ?? FOTOS: ARTUR K. M. BAY ?? Am Fuhrmannsb­runnen erzählt Elisabeth Häberle den Teilnehmer­n der Stadtführu­ng Anekdoten aus der Stadtgesch­ichte.
FOTOS: ARTUR K. M. BAY Am Fuhrmannsb­runnen erzählt Elisabeth Häberle den Teilnehmer­n der Stadtführu­ng Anekdoten aus der Stadtgesch­ichte.
 ??  ?? Die Vorspeise: eine feine Flädlesupp­e
Die Vorspeise: eine feine Flädlesupp­e
 ??  ?? Das Hauptmenü: Österreich­ischschwäb­ische Maultasche­n
Das Hauptmenü: Österreich­ischschwäb­ische Maultasche­n
 ??  ?? Zum Dessert: Die unverwüstl­iche Sacher-Torte mit Melange.
Zum Dessert: Die unverwüstl­iche Sacher-Torte mit Melange.

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