Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Als fast jedes Haus eine Wirtschaft war
Lange Barocknacht: Stadtführung „Auf den Spuren Vorderösterreichs - gestern und heute“
MENGEN - Gemeinsam mit weiteren 17 Städten und Standorten entlang der Oberschwäbischen Barockstraße hat sich die Stadt Mengen am Samstag an der Langen Barocknacht beteiligt. Unter dem Motto: „Auf den Spuren Vorderösterreichs - gestern und heute“standen bei einer Stadtführung neben dem geschichtlichen Erbe vor allem der kulinarische Aspekt im Blickfeld des Interesses. Vonseiten der Stadtverwaltung aus nahm Heike Leven, verantwortliche Kraft für Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus und Wirtschaftsförderung in der Fuhrmannsstadt, die Veranstaltung in die Hand. Zudem erwies sich Elisabeth Häberle aus Rulfingen nicht nur als eine sachkundige und gewandte Stadtführerin, sondern sie würzte ihre Ausführungen immer wieder mit ihrem hintergründigen, schwäbischen Humor.
Angemeldet hatten sich zu dieser geschichtlichen und kulinarischen Exkursion durch Mengen 25 Teilnehmer, womit das Soll voll und ganz erreicht war, und zwar kamen sie aus Ennetach, Krauchenwies, Meßkirch und Uttenweiler; dazu kamen neun einheimische Interessierte.
Weinanbaugebiet Mengen
Treffpunkt und Startplatz war im Gasthaus „Martinsstube.“Koch Lars Schmidt und seine Frau Birgit, die sich einst in einem renommierten Gastronomiebetrieb in SchluchseeFischbach kennen und lieben gelernt haben, servierten zum Auftakt der kulinarischen Barocknacht eine feine, schmackhafte Flädlesuppe. Die Eier, die für die Flädle, sprich Pfannkuchen verwendet worden sind, kommen ausschließlich aus einem Betrieb, in dem Hühner noch frei herumlaufen können.
Danach brach die Gruppe auf und zog zu den Fachwerkhäusern in der Hauptstraße, stets ein Anblick, der die Herzen der bauwerksbeflissenen Betrachter höher schlagen lässt. Stadtführerin Häberle wies darauf hin, dass noch vor hundert Jahren fast jedes Haus in der Hauptstraße eine „Wirtschaft“gewesen ist und hatte gleich vor allem die maskulinen Lacher auf ihrer Seite. Vorbei an den ehemaligen Gasthäusern „Hirsch“und „Hecht“bemerkte Elisabeth Häberle, dass in grauer Vorzeit in Mengen sogar einmal Wein angebaut worden sei. Über MengenSüd ging es weiter stadteinwärts am Haus „Stadel“bei der Linde vorbei, wieder vor Richtung Hauptstraße zur Einkehr in die „Alte Post.“Hier wartete nach einem knackigen Salat das Hauptgericht für die Gäste, nämlich eine „typisch österreichische Mehlspeise“, die im Schwabenland allseits beliebten und bekannten Maultaschen.
Halt auf dem Weg nach Paris
In der „Alten Post“zählt Gastwirt und Stadtrat Gaetano d’Angelo, einfach „Toni“genannt, zu den Urgesteinen unter den italienischen Gastronomen in Oberschwaben, der seit Jahrzehnten in Mengen als Pizzabäcker mit seiner Weinstube nicht mehr wegzudenken ist. Ein deutschitalienisches Original par excellence. Aufbruch zur nächsten Station. Einst gab es in der ehemaligen vorderösterreichischen Donaustadt einen Gasthof namens „Harfe.“Genau dort hat wohl die damals 14-jährige Erzherzogin Maria Antonia von Österreich, besser bekannt als Marie Antoinette, die auf Brautschau von Wien nach Paris unterwegs war, einige Tage Hof gehalten. Die Mengener kommen ins Schwärmen, wenn sie davon erzählen.
Krönender Abschluss des Tages, eine süße „Mehlspeise“made in Österreich, die einst ihren Siegeszug um die Welt antrat, die Sacher-Torte; allein schon beim Namen läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Die Nachspeise servierte Gastronom Ralf Valenca und sein Team im „Schwarzen Adler“mit einer „Melange“, wie die Österreicher mit einem Tatsch Schmäh zu einer Tasse Kaffee zu sagen pflegen. Am Ende starker Beifall vom absolut zufriedenen Teilnehmerfeld für die köstlichen Getränke und Speisen in allen drei Gastronomiebetrieben und natürlich den beiden engagierten Begleiterinnen Elisabeth Häberle und Heike Leven.
Wenn sich eine größere Gruppe für diese kulinarische Stadtführung interessiert, kann sie sich bei Heike Leven unter Telefon 07572/ 60 71 06 zur Terminvereinbarung melden.