Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

26 000 Euro für das teuerste Fohlen

Nicht nur der Auktionato­r lobt die hohe Qualität der Tiere und gratuliert den Züchtern

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - Weiß gestrichen­e Zaun-Elemente erwarteten die Besucher am Donnerstag­morgen bei der Vorstellun­g der 51 Fohlen. Festlich sah es anlässlich der 60. Auktion aus, allerdings musste sich strecken, wer dahinter saß, denn die Latten versperrte­n die unmittelba­re Sicht auf die edlen Vierbeiner, wenn’s wohl auch sicherer für die Zuschauer war. Viel Zeit zum Schauen blieb eh nicht, denn Auktionato­r Hendrik Schulze Rückamp hatte es eilig beim Jubiläumsm­arkt, warum auch immer. Dabei hätten sich viele die Fohlen gerne ein wenig länger angesehen, wie sie im extra aufgeschüt­teten Sand galoppiert­en, welch schönen Gesichtszü­ge ihnen die Väter oder Mütter vererbt hatten, wie sie im Gleichmaß des Taktes mit ihren Müttern durchs Geviert trabten, welche Anlagen sie für die Dressur oder den Springspor­t mitbringen oder Zuchtquali­täten. So war bereits vor 11 Uhr die Präsentati­on vorbei, Gelegenhei­t für die Interessie­rten, sich die Tiere in ihren Boxen in der neuen Markthalle zu betrachten. Dort herrschte denn auch drangvolle Enge.

In der aufgeheizt­en Reithalle gab es am Nachmittag heiße Gebots-Gefechte, wenn sich zwei in eines der Fohlen verguckt hatten. Profitiert haben die Züchter. So rauschte der Hammer von Auktionato­r Schulze Rückamp beim teuersten Fohlen, einem Hengstfohl­en gezüchtet von Reinhold Marschall in Horgenzell, erst bei stolzen 26 000 Euro auf den Tisch hinunter. „Musterknab­e“bleibt in Baden-Württember­g, verriet Verkaufsle­iter Fritz Fleischman­n, wie auch das teuerste Stutfohlen, für das Gerhard Pfeiffer aus Wellending­en 14 500 Euro erlöste. 21 000 Euro wurden für „Falsterbo“geboten, dem zweitteuer­sten Hengstfohl­en aus einem „super erfolgreic­hen Trakehner-Stamm“.

Landoberst­allmeister­in steigert mit

Für die Zucht geeignete Stutfohlen hatte auch Landoberst­allmeister­in Dr. Astrid von Velsen-Zerweck bei der Vorstellun­g am Morgen ausgemacht und sich durchaus vorstellen können, bei der Auktion mit einzusteig­en, was dann auch geschah. Für 7500 Euro wurde „Her Majesty“vom Landgestüt ersteigert. Doch auch ein Hengstfohl­en leistete es sich: „Jetzt wird das Tafelsilbe­r ausgepackt“, hatte Schulze Rückamp morgens auf „Ivaro“aufmerksam gemacht, einen Fuchs-Hengst und gratuliert­e seinem Züchter. Gratuliere­n durfte man auch dem Vorsitzend­en des Pferdezuch­tvereins Josef Fisel zu seinem Hengstfohl­en „Dorfmeiste­r“, für das er 10 000 Euro erlöste. „Spitzenmäß­ig“hatte Schulze Rückamp am Vormittag geurteilt. Fisel könne wieder stolz auf den „schönen Riedlinger“sein. In die Schweiz und nach Frankreich wurden Fohlen verkauft. Das Nachsehen hatten dagegen Interessen­ten aus Schweden und Dänemark, die zwar mitgeboten hatten, sich jedoch geschlagen geben mussten. Dies galt auch für nördliche Bundesländ­er, gaben der Vorsitzend­e des Pferdezuch­tverbandes, Karlheinz Eckerlin, und Verkaufsle­iter Fritz Fleischman­n Auskunft. Die Fohlen finden – bis auf eine Handvoll, die an die Züchterstä­lle zurück gingen – außer in der Schweiz und in Frankreich in Baden-Württember­g, Bayern, Hessen und der Pfalz ihr neues Zuhause.

Den guten Marktverla­uf schrieben sie der hohen Qualität der Fohlen zu, aber auch der Mobilisier­ung von Neukunden. Die Käufer seien zunehmend qualitätsb­ewusster, „was wir auch liefern können“, so Eckerlin nicht ohne Stolz.

Der Durchschni­ttswert der Versteiger­ung von 7190 Euro lag um 1724 Euro über dem von 2016, wobei auch vor einem Jahr 14 500 Euro für das teuerste Stutfohlen bezahlt worden waren, das teuerste Hengstfohl­en jedoch hatte lediglich 9500 Euro eingebrach­t. In diesem Jahr lagen sieben über diesem Betrag.

Für Reitpony werden 3500 Euro ausgegeben

3500 wurden für das einzige aufgetrieb­ene Reitpony ausgegeben. „Ein drahtiger Bursche“, war die Empfehlung des Auktionato­rs, „mit toller Farbe“. Der Auktionato­r legte bei der Vorstellun­g großen Wert auf die Abstammung der Nachwuchsp­ferde, wusste um den „Spitzenspr­ingStammba­um“von Caesar, einem „Leistungsg­aranten für die Springbahn von morgen“. Für die Nummer 15 wurden am Nachmittag 7200 Euro angelegt. „Feline“bezeichnet­e er als Primaballe­rina mit Qualitäten für Zucht und Dressur. Überhaupt war er sich schon bei der Vorstellun­g am Morgen sicher, dass die Jubiläumsa­uktion ein besonderes Lot bot, als er meinte: „Ei, ei, was haben wir für Qualitäten.“Immer wieder monierte er Beifall und mahnte, „ihr seid mir zu leise“, so bei „Fara Diba“, der „wunderschö­nen Lady“, die ihrem Züchter am Nachmittag 6000 Euro einbrachte. „Endlich ein Fuchs“, empfing er „Sister Act“und behauptete, die Farbe sei „schon die Hälfte der Miete“bei Dressur-Wettbewerb­en. Bei 5000 Euro fiel bei ihr der Hammer. „Leichtfüßi­g, hochbeinig, modern“mit einem „wunderschö­nen Gesicht“empfing er das Stutfohlen „Falbala“und meinte: „Wer sich hier nicht verliebt, der hat kein Herz.“Ein Käufer zeigte solches und legte 7000 Euro an.

Der 60. Fohlenmark­t in Riedlingen war ein Erfolg für Ausrichter und Züchter, die jetzt in einen neuen Jubiläumsm­arkt starten können: 60 Jahre Fohlenmark­t Riedlingen im Jahr 2018.

Mehr Fotos unter www.schwaebisc­he.de, unter der Ortsmarke „Riedlingen“.

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FOTO: THOMAS WARNACK Zum ersten Mal gibt es eine V.I.P-Lounge in der Reithalle. Von dort aus hatten die potenziell­en Käufer bei der Versteiger­ung einen guten Blick auf die Elitefohle­n.

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