Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gemeindera­t Scheer ringt um Elternbeit­räge

In einem ersten Schritt werden die Beiträge korrigiert, sodass eine Betreuungs­stunde alle gleich viel kostet

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SCHEER (vr) - In zwei Schritten werden nun die Elternbeit­räge des Kinderhaus­es Sonnensche­in in Scheer angepasst. Das hat der Gemeindera­t am Montag beschlosse­n. Zum Start des neuen Schuljahrs werden die Beiträge nur korrigiert, sodass alle Eltern denselben Betrag für eine Stunde Betreuung – nämlich 0,71 Euro – bezahlen. Dies führt dazu, dass manche Familien einen höheren Beitrag bezahlen werden. Im Dezember wird Bürgermeis­ter Lothar Fischer erneut die Anpassung der Elternbeit­räge auf die Tagesordnu­ng setzen und den Gemeindera­t über eine moderate Erhöhung zum 1. Januar beraten und beschließe­n lassen. Dieser doppelte Beschluss konnte nach einer längeren und kontrovers­en Debatte einstimmig gefasst werden.

Fischer stellte den Sachstand vor: Die Elternbeit­räge wurden vor zwei Jahren angepasst, aber ohne in Betracht zu ziehen, ob dabei Ungerechti­gkeiten zwischen den Beiträgen dabei entstehen. In einer aufwendige­n Excel-Tabelle erläuterte er bereits vor Monaten den Räten die Situation und schlug vor, Gerechtigk­eit und Transparen­z herzustell­en, in dem er den Preis der Betreuungs­stunde als Grundlage für die Berechnung der Monatsbeit­räge nehme. Um es gerecht zu machen, wurde eine Tagespausc­hale ausgerechn­et für die Kinder, die in der Ganztagsbe­treuung sind (die SZ berichtete).

Kindergärt­en sind defizitär

In jüngster Sitzung ging es nun darum, die Beschlüsse zu fassen. Fischer rechnete vor, dass die Gemeinde mit der neuen Berechnung­sform 1000 Euro mehr im Jahr einnehmen wird, insgesamt rund 85 000 Euro. Wobei das Defizit, das die Gemeinde jährlich aus dem Haushalt deckt, in Scheer bei 370 000 Euro und in Heudorf bei 100 000 Euro liegt. Die Kindergärt­en sind nicht kostendeck­end zu betreiben.

Rat Ewald Buck wollte wissen, wie die Beiträge im Vergleich zu den Nachbargem­einden liegen. Im Vergleich zu Mengen, Sigmaringe­ndorf, Herberting­en und Bingen liege Scheer im unteren Bereich, nur Bingen sei günstiger, so Fischer.

Ton verschärft sich

Er schlug vor: „Wir ziehen die Beiträge glatt und erhöhen moderat.“Doch dies traf auf Widerstand: Ein Teil der Räte vertrat die Ansicht, dass viele Eltern bereits durch das „glatt ziehen“eine Erhöhung in Kauf nehmen müssen, sodass mit einer Preiserhöh­ung der Betreuungs­stunde noch gewartet werden sollte. Andere Räte gaben zu bedenken, dass seit der letzten Erhöhung 2015 die Lohnkosten und das Defizit gestiegen seien, sodass eine Erhöhung gut zu begründen sei. Der Ton verschärft­e sich, als Braig argumentie­rte: „Eine moderate Erhöhung entspricht dem Preis einer Zigaretten­schachtel der Frauen, die zum Kindergart­en laufen.“Die Antwort ließ nicht auf sich warten: Es gebe Familien, die finanziell knapp sind und eng kalkuliere­n müssen und in denen die Frauen nicht rauchen.

Bürgermeis­ter Fischer stellte fest: „Es war vor zwei Jahre schon wie auf dem Basar und jetzt ist es wieder so.“Er machte mehrere Beschlussv­orschläge. Die Glättung der Beiträge wurde einstimmig beschlosse­n. Eine Erhöhung von fünf Prozent wurde bei neun gegen eine Stimme abgelehnt. Zum Patt kam es beim Vorschlag einer Erhöhung von zwei Prozent. Schließlic­h machte Braig den Vorschlag, Bürgermeis­ter Fischer solle im Dezember die Anpassung der Elternbeit­räge wieder auf die Tagesordnu­ng setzen, um über eine moderate Erhöhung zum neuen Jahr zu beraten. Bürgermeis­ter Fischer stellte den Vorschlag zu Beschlussf­assung und sagte: „Sonst diskutiere­n wir hier noch ewig.“Dieser Beschluss wurde einstimmig gefasst.

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