Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Schröder steigt in Putins Energie-Reich weiter auf
Ex-Kanzler soll Aufsichtsrat des Ölriesen Rosneft leiten
MOSKAU (dpa) - Seine Kanzlerschaft endete vor zwölf Jahren, doch Gerhard Schröder spielt im aktuellen Wahlkampf eine prominente Nebenrolle. Es geht um seine Russland-Connection. Der Altkanzler mit besten Drähten zu Präsident Wladimir Putin soll beim kremlnahen Ölkonzern Rosneft nun als Chef des einflussreichen Aufsichtsrats im Gespräch sein. Kurz vor der Wahl liefert das Zündstoff.
Rosneft hat enge Verbindungen zum Kreml . Chef Igor Setschin ist Putins ehemaliger Büroleiter. Aktien an dem etwa an der Londoner Börse notierten Konzern haben zwar der britische Energieriese BP, der Schweizer Rohstoffhändler Glencore und das Emirat Katar, die Kontrollmehrheit von etwas über 50 Prozent hält aber der russische Staat. Sollte Schröder tatsächlich an die Spitze des RosneftGremiums gewählt werden, hätte er deutlich mehr Einfluss als bisher – und wird auch enger mit dem Kreml zusammenarbeiten.
Russland erhofft sich durch die Personalie bessere Kontakte nach Deutschland, sagen Wirtschaftsexperten. Rosneft betreibt auch hierzulande Raffinerien, will kräftig investieren. Zudem sei es für den teilstaatlichen Konzern wichtig, zumindest einen Schein von Unabhängigkeit durch ausländische Mitglieder im Gremium zu wahren. So könnte Schröder dem Unternehmen, das wegen der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim von EU-Sanktionen betroffen ist, bei der Imagepflege helfen.
Seit dem Ende seiner aktiven Politikerkarriere ist Schröder bereits Vorsitzender des Aktionärsausschusses für die Ostsee-Pipeline Nord Stream. Der russische Staatskonzern Gazprom hält die Mehrheit an dem Konsortium. Der 73-Jährige weiß also, worauf er sich mit einem Spitzenposten in Kremlnähe einlässt.
Er glaube nicht, dass er mit seinem Sitz im Aufsichtsrat seiner Partei schade, erklärte Schröder vor zwei Wochen. „Ich werde mich zur Wahl stellen, trotz aller Kritik, die ich für falsch halte.“Als Entlohnung für einen Sitz im Rosneft-Aufsichtsrat sollen mehrere Hunderttausend Euro im Gespräch sein. Ob sich das auch auf den Vorsitz bezieht, ist unklar.
Für die SPD ist die Geschichte so kurz vor der Wahl unschön. Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach anfangs von einer Privatsache Schröders. Als die Kritik nicht abriss, distanzierte er sich klarer („Ich würde das nicht tun.“). Doch der Altkanzler hat auch Unterstützer.
So verteidigt Ex-Parteichef Sigmar Gabriel seinen einstigen Förderer. „Die CDU findet das super, wenn Gerhard Schröder einen guten Kontakt zu Herrn Putin hat, um gefangene deutsche Offiziere aus den Händen russischer Separatisten zu befreien“, sagte der Außenminister. „Und wenn er Kontakte hat zu einem russischen Unternehmen, bei dem er aufgefordert wird, in den Aufsichtsrat zu gehen, dann ist das ein Weltuntergang.“