Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ausgeglichen, nervenstark, selbstsicher: Schäferhunde sind Allrounder auf vier Pfoten
Bei der Bundessieger-Zuchtschau in Ulm treten bis Sonntag 1700 reinrassige Tiere gegeneinander an
ULM - Xari, Xinti und Daria sind nervös. Es geht ihnen wie ihren Besitzern, Claudia und Peter Seewald aus Nürnberg. Ihre drei deutschen Schäferhündinnen müssen sich an diesem regnerischen Donnerstagnachmittag im Ulmer Donaustadion dem strengen Urteil der Messkommission stellen. Stimmen Größe und Körperbau? Das Hundetrio gehorcht aufs Wort. Doch ist den lebhaften Tieren anzumerken, dass sie lieber mit ihren Artgenossen spielen würden, als die Messkommission zu beeindrucken.
Xari, Xinti und Daria treten mit weiteren 1700 Vierbeinern aus 53 Nationen noch bis Sonntag beim Weltchampionat – offiziell BundessiegerZuchtschau – in Ulm gegeneinander an, um in verschiedenen Klassen die Besten der Besten zu küren. „Ein Deutscher Schäferhund soll ausgeglichen, nervenstark, selbstsicher und gutartig sein, um beispielsweise als Begleit-, Wach- oder Schutzhund eingesetzt werden zu können“, sagt Heinrich Meßler, Präsident des Vereins für deutsche Schäferhunde: „Unsere Tiere sind wachsamer und aufmerksamer als viele andere Hunde“, beschreibt Meßler, der selbst zwei Schäferhunde besitzt, die Vorteile: „Und sie wollen beschäftigt werden.“
Schön von Schwanz bis Nase
In Ulm müssen die Hunde daher beweisen, dass sie sich von Schüssen nicht beeindrucken lassen. Und sie müssen auf dem Platz, bei der Gangwerksprobe, „bella figura“machen. Aber auch die Figur des Tieres – das Gebäude, wie der Fachmann sagt – muss stimmen. Vom Schwanz bis zur Nase, von den Pfoten bis zu den Augen gilt es, bestimmte Kriterien zu erfüllen. Der Widerrist beispielsweise, also der Übergang vom Hals zum Rücken, soll bei einem Rüden 60 bis 65 Zentimeter hoch sein, bei einer Hündin 55 bis 60 Zentimeter. Exemplare mit Zahnlücke oder Kippohr haben keine Chance.
Die Abstammung muss ebenfalls passen. Sie lässt sich bei den allermeisten der in Ulm teilnehmenden Tieren bis ins Jahr 1895 zurück nachvollziehen. Seinerzeit meldete der Dresdner Rittmeister Max von Stephanitz seinen Hund Horand von Grafrath als Stammvater der Rasse an. Es war der Beginn eines Siegeszugs: Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 750 000 reinrassige Exemplare, etwa ein Drittel davon in Deutschland. „1000 Euro kostet ein reinrassiger Welpe“, ordnet Präsident Meßler ein.
Schäferhunde bestimmen das Leben von Claudia und Peter Seewald, die Xari, Xinti und Daria aus ihrer Zucht „von Silvalacus“mit nach Ulm gebracht haben. 49 Tiere halten die Hobby-Züchter in ihren Zwingern, die Stock- und Langhaarhunde haben mehrere Preise gewonnen. Der selbstständige Spediteur Seewald begründet: „Ich kann nur mit den Tieren wirklich abschalten, sie wirken wie ein Zaubertrank auf mich.“
Wenige Meter weiter sieht sich Perro um. Der fünfjährige Hund mit dem schönen, die Zucht anzeigenden Nachnamen „von der schwarzen Natter“, zeigt einen weiteren Charakterzug der Rasse: „Die Tiere sind kinderlieb“, beschreibt Besitzerin Elisabeth Speil aus dem bayerischen Eurasburg. Wie zum Beweis spielt Speils einjährige Tochter Romy mit Perro, der mit der Situation überaus gelassen umgeht. Kein Wunder: Perro hat in diesem Jahr schon die Universal-Weltmeisterschaft der Weltunion der Schäferhundvereine gewonnen.
Am Sonntagabend werden die besten Vierbeiner auf dem Siegertreppchen stehen. Bis zu 40 000 Euro werden für Siegerhunde bezahlt, sagt Präsident Meßler. Planbar sei der Erfolg aber nicht: „Letztlich entscheidet vor allem die Tagesform.“