Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kandidat rechnet mit zweistelligem Ergebnis für AfD
Hans-Peter Hörner übt scharfe Kritik an „Willkommenskultur“und plädiert für ein „Europa der Vaterländer“
SIGMARINGEN - Wenn am 24. September ein neuer Bundestag gewählt wird, dürfen im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen die Kandidaten von CDU, SPD, Grünen, FDP, Linken und AfD auf die meisten Stimmen hoffen. Die „Schwäbische Zeitung“fühlt den Kandidaten auf den Zahn und stellt sie vor der Wahl vor. Heute: HansPeter Hörner (AfD).
Eigentlich hätte der Name Heinrich Fiechtner für die AfD auf den Wahlzetteln zur Bundestagswahl im Wahlkreis Zollern-alb-Sigmaringen stehen sollen – doch nach einigen Querelen um „Abweichungen von der Parteilinie“wurde Fiechtner von den Mitgliedern der AfD-Kreisverbände Sigmaringen und Zollernalb abgewählt. Stattdessen nominierten sie als Direktkandidaten für den Bundestag Hans-Peter Hörner – einen Listenplatz hat er aber nicht; entsprechend unwahrscheinlich ist es, dass er einen Platz im Bundestag bekommt. Der 65-Jährige lebt seit 40 Jahren in Hechingen, wo er als Oberstudienrat an der Kaufmännischen Schule tätig ist. Vor seiner Mitgliedschaft im AfD-Kreisverband war er politisch nicht aktiv. Er ist verheiratet und hat sechs erwachsene Kinder.
Was kann ich als Abgeordneter tun, um mehr Ärzte aufs Land zu locken?
Hans-Peter Hörner bezweifelt, dass es sinnvoll ist, Medizinstudenten nach dem Abiturergebnis zuzulassen. „Eigentlich sollten junge Leute Arzt werden, nachdem sie ein einjähriges Praktikum als Pfleger im Krankenhaus gemacht haben“, sagt er. Eine Patentlösung gebe es sicher nicht, „letztlich muss es aus dem Herzen kommen“. Wenn man bedenke, dass ein Arzt auf dem Land eigentlich einen 24-Stunden-Job habe, seien finanzielle Anreize durch die Politik für Mediziner wahrscheinlich zweitrangig. „Ich habe Verständnis dafür, dass sich das viele nicht antun wollen“, sagt Hörner. Wie man das Problem also lösen könne? „Eine schwierige Frage.“
Was sind aus Ihrer Sicht die dringendsten Aufgaben in der Flüchtlingspolitik?
Der AfD-Kandidat ist „überzeugt, dass jetzt gerade Tausende Menschen losziehen und denken, in Europa eine scheinbar goldene Welt vorzufinden. Wir können aber im kleinen Europa und im noch kleineren Deutschland unmöglich Auffangstation für Millionen von Menschen sein“. Hörner hält die Entwicklungshilfepolitik der vergangenen Jahre für „völlig verfehlt“. Die Entwicklungshilfe sei an DritteWelt-Länder „fast wie ein Schutzgeld bezahlt“worden. „Dass diese Menschen jetzt losziehen, nachdem das Geld nicht da angekommen ist, wo es hinsollte, ist für jeden verständlich.“Hörner befürwortet eine Regelung, nach der junge Einwanderer nach einer Ausbildung „noch zwei bis drei Jahre hier arbeiten, Geld verdienen und sich Fertigkeiten aneignen, die ihnen später beim Wiederaufbau in ihrer Heimat helfen“.
Er glaubt, dass viele Flüchtlinge enttäuscht sind, wenn sie „hier nicht das vorfinden, was sie erwartet haben“. Es sei ein großes Problem, wenn sie sich „dann nicht an die Ordnung halten, gewalttätig werden, eventuell sogar von leichter Diebstahlskriminalität auf schwere Kriminalität übergehen“. Es gebe daher eine große Liste von Gefährdern: „Diese Leute müssen zum Schutz der deutschen Bevölkerung und für die innere Sicherheit abgeschoben werden – und zwar möglichst schnell. Wir fordern, die Erstaufnahmestationen zu dezentralisieren, um die Ghettoisierung dort zu stoppen.“Diejenigen mit Bleiberecht müssten in kleineren Einheiten untergebracht werden.
Wollen Sie mehr oder weniger Europa?
„Die AfD will ein Europa der Vaterländer, und da stehe ich voll dahinter“, sagt Hörner. Die einzelnen Staaten sollen ihre hoheitlichen Aufgaben ausüben können und sich darüber hinaus absprechen, auch in der Flüchtlingspolitik. Dass der Euro noch eine Zukunft hat, glaubt Hörner nicht. „Viele Südländer werden ihre Währungen wohl wieder einführen und entsprechend abwerten müssen. Die können mit unserer Wirtschaftskraft nicht mithalten.“
Wahlprognose:
Hörner ist sich sicher, dass „die AfD im Bund zweistellig wird“. Die Partei habe gute Kandidaten, „die mit zwölf, 13 Prozent am Rednerpult stehen und sagen werden, was andere sich nicht trauen“. Angela Merkel werde wohl Kanzlerin bleiben, glaubt er. „Ob sie mit den Grünen oder der FDP regiert, weiß ich nicht. Nach den Vorwürfen, die Martin Schulz ihr laufend macht, erscheint mir eine Große Koalition aber kaum noch vorstellbar.“
Ein Video von allen Bundestagskandidaten finden Sie in Kürze unter