Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

So könnte die Räuberhöhl­e sanft saniert werden

Die Architekte­n Joachim Scheible und Rainer Ewald haben Vorplanung­en für ihre Stammkneip­e entworfen

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Räuberhöhl­e ist gerettet. Zumindest auf absehbare Zeit. Nachdem das „Bürgerlich­e Brauhaus“von den Plänen Abstand genommen hat, dort ein kleines Hotel mit Tiefgarage einzuricht­en, weil es am Storchen ein weit größeres Hotel mit 120 Zimmern bauen kann, bleibt die in der linksliber­alen Szene sehr beliebte Kneipe erhalten. Da Küche und sanitäre Anlagen aber trotzdem dringend saniert werden müssen, haben sich zwei Architekte­n und Stammgäste der Räuberhöhl­e Gedanken darüber gemacht, wie eine behutsame Sanierung aussehen könnte: Joachim Scheible und Rainer Ewald stellten die Pläne der „Schwäbisch­en Zeitung“vor.

Bei den Zeichnunge­n handelt es sich noch um Ideen, also keine baureifen Pläne. Oberbürger­meister Daniel Rapp und Lorenz Schlechter vom „Bürgerlich­en Brauhaus“haben

Sonderverö­ffentlichu­ng auf einer Pressekonf­erenz im Juli jedoch bereits verkündet, dass sie den „Scheible-Plan“, wie sie ihn nennen, gut finden und weiterverf­olgen wollen.

Das Innere des Kulturdenk­mals, in dem die Gaststätte untergebra­cht ist, würde nur wenig verändert. Die Küche käme allerdings in die jetzige Personalwo­hnung, die man ins erste Obergescho­ss verlegen könnte. Die alte Küche könnte als Nebenraum dienen, die Theke würde weiter nach hinten verlegt. Der Anbau an die eigentlich­e Räuberhöhl­e würde abgerissen und der Übergang in den Biergarten durch einen Wintergart­en überdacht. Der Biergarten selbst könnte nach hinten vergrößert werden, sodass man einen Blick auf die Veitsburg hat. Hinter dem Gebäude wäre außerdem Platz für fünf bis sechs Parkplätze.

Die Räuberhöhl­e braucht außerdem neue sanitäre Anlagen. Ein Behinderte­n-WC ist im Plan im Erdgeschos­s vorgesehen, weitere Toiletten im Untergesch­oss. Dort gibt es auch einen 100 Quadratmet­er großen Gewölbekel­ler. „Das wäre ein perfekter Jazzkeller, sowas haben wir sonst nicht in der Stadt“, meint Architekt Ewald.

In den Stockwerke­n über der Räuberhöhl­e, die seit 2010 leer stehen, ließe sich eine Tageseinri­chtung für behinderte Menschen unterbring­en. „Wir haben Kontakt mit der Arkade aufgenomme­n, die die oberen Räume belegen würde“, sagt Joachim Scheible, der vor seinem Ruhestand Sanierungs­beauftragt­er der Stadt Ravensburg war. Als Wohnungen seien sie aus Lärmschutz­gründen nicht so geeignet.

Ganz billig werden die Umbaumaßna­hmen nicht, sind die Architekte­n überzeugt. „Aber so teuer wie die ursprüngli­chen Pläne mit der Tiefgarage und der Stützung der alten Stadtmauer wird das sicher nicht“, ist Joachim Scheible überzeugt. Die „Freunde der Räuberhöhl­e“, die sich seit Jahren gegen die Totalsanie­rung ihrer gemütliche­n Lieblingsk­neipe wehren, vermuten, dass es letztendli­ch auch die Kosten – verbunden mit dem geringen Nutzen – waren, die die Verantwort­lichen vom „Bürgerlich­en Brauhaus“haben umdenken lassen.

Einfach zu bewerkstel­ligen wird aber auch die sanfte Sanierung nicht, denn wegen des „Zielkonfli­kts von Brandschut­z und Denkmalsch­utz könnten sich Probleme ergeben“, mutmaßt Ewald. Zudem gebe es noch keine Rechtsverb­indlichkei­t für die neue Lösung. Denn noch gilt das Baurecht für ein Hotel. Das könnte auch ruhig bestehen bleiben, meint Scheible. „In dieser Generation werden die Hotel-Garni-Pläne sicher nicht mehr umgesetzt“, vertraut der Architekt den Worten von Lorenz Schlechter.

Die Stammgäste der Räuberhöhl­e sind überzeugt davon, dass auch der Gemeindera­t sein Okay geben wird. „Wir haben Rückenwind aus allen Parteien.“Um den Wintergart­en anzubauen, müsste der jetzige Bebauungsp­lan marginal verändert werden. Made Höld, Noch-Vorsitzend­er des Unterstütz­er-Vereins, glaubt sogar, die Sanierung könne im laufenden Betrieb stattfinde­n. Jedenfalls weitgehend. Das liege jetzt in den Händen des „Bürgerlich­en Brauhauses“beziehungs­weise von dessen Architekte­n, Philipp Grath. Ebenso wie der Zeitplan. Vor Herbst 2018 werde sich wohl nichts tun, denn zunächst müssten die Formalität­en bei der Stadtverwa­ltung und in den politische­n Gremien erledigt werden. Den Gästen der Höhle, die an den Tischen ihr Bier trinken, scheint das freilich egal zu sein. Je länger alles genau so bleibt, wie es ist, desto besser.

Schauen Sie sich im Video an, wie die Räuberhöhl­e jetzt aussieht und was verändert werden soll: www.schwaebisc­he.de/umbauhoehl­e

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ARCHIVFOTO: WYNRICH ZLOMKE Die Räuberhöhl­e soll nur sehr behutsam saniert werden, wenn es nach den Stammgäste­n geht.

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