Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Favoriten sind Zürich, München und Freiburg
Fernbusse: Keine neuen Direktverbindungen ab Friedrichshafen geplant – Drogenschmuggel ist ein Problem
FRIEDRICHSHAFEN - Taschen, Rucksäcke, Koffer: Am Stadtbahnhof warten Reisende seit 2012 nicht mehr ausschließlich auf den Zug, sondern auch auf den Fernbus. Von Friedrichshafen aus werden knapp 50 Direktziele angesteuert, darunter Berlin, Hamburg, Zürich, Salzburg, Tübingen und Stuttgart. Die Kehrseite der Entwicklung: Auch Drogenschmuggler nutzen den Fernbus als Transportmittel.
Die Nachfrage ist groß, wie aus einer Pressemitteilung von Flixbus hervorgeht: Im Vergleich zum Vorjahr hätten diesen Sommer knapp 20 Prozent mehr Fahrgäste in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Fernbus genutzt, um zu ihren Reisezielen zu gelangen. „Die meisten Fahrgäste aus Friedrichshafen reisen nach München, Freiburg und Zürich“, sagt David Krebs, Sprecher des Fernbusunternehmens Flixbus. Insgesamt werde die Haltestelle auf dem Bahnhofsplatz sehr gut angenommen.
Ausweiskontrolle vor der Abfahrt
Fahrgäste, die eine internationale Verbindung gebucht haben, müssen ein gültiges Ausweisdokument mit sich führen. „Das kontrollieren unsere Fahrer vor der Abfahrt“, betont Krebs. Allerdings könnten sie nicht die Gültigkeit und Richtigkeit des jeweiliges Ausweisdokumentes überprüfen. Dies obliege allein der Polizei und den zuständigen Sicherheitsbehörden. Im Zweifelsfall hätten die Fahrer die Möglichkeit, sich an die zentrale Betriebssteuerung des Unternehmens zu wenden.
Inzwischen ist der Fernbus bei Drogenschmugglern ein beliebtes Transportmittel. Grund sei, dass sie mit dem Fernbus günstig durch ganz Europa kommen, erläutert Markus Sauter, Pressesprecher der Polizeidirektion Konstanz. Um gegenzu- steuern, würden Bundes- und Landespolizei regelmäßig kontrollieren. Auch bei Flixbus ist man alarmiert: „Wir stehen in engem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden und tauschen uns über mögliche Lösungsansätze aus“, sagt Krebs. Eine vermehrte Behördenpräsenz an den Fernbus-Haltestellen – wie es bei Bahnhöfen und Flughäfen üblich sei – würde das Unternehmen „sehr begrüßen“.
Viele wollen in die Großstadt
Deutschlandweit sind es vor allem die Großstädte, die bei den Fahrgästen beliebt sind. Berlin ist das gefragteste Reiseziel, gefolgt von München, Hamburg, Frankfurt, Dresden und Leipzig. Weitere Verbindungen ab Friedrichshafen sind derzeit nicht geplant. „Aber wir erweitern unser Streckennetz stetig“, lässt Krebs wissen. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass Friedrichshafen zu einem späteren Zeitpunkt an weite- re Verbindungen angeschlossen werde. In 85 Prozent der Fälle gelangen die Fernbusse pünktlich ans Ziel. „Aber in besonders reisestarken Zeiten, wie etwa jetzt zu den Sommerferien, kann es natürlich im- mer wieder zu Verkehrsbehinderungen kommen“, sagt Krebs. Grundsätzlich seien alle Busse mit Navigationssystemen ausgestattet. Fahrer könnten Staus frühzeitig erkennen und nach Absprache mit der Betriebssteuerung auf Alternativrouten ausweichen. So gelinge es, die Anzahl der Verspätungen zu verringern. Vor allem sind es junge Menschen, die den Fernbus als Verkehrsmittel nutzen. „Die große Mehrheit unserer Fahrgäste ist zwischen 18 und 29 Jahre alt“, erzählt Krebs. Aber inzwischen gebe es auch viele Senioren, die das Angebot wahrnehmen. „Hauptreisezwecke sind Kurztrips, also klassische Gelegenheiten, bei denen man zu zweit oder in Gruppen unterwegs ist“, fügt Krebs hinzu. Auch Besuche bei Freunden und Verwandten spielten eine große Rolle. Und ein geringer Anteil der Fahrgäste – derzeit rund zehn Prozent – nutze den Fernbus für Geschäftsreisen.