Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Favoriten sind Zürich, München und Freiburg

Fernbusse: Keine neuen Direktverb­indungen ab Friedrichs­hafen geplant – Drogenschm­uggel ist ein Problem

- Von Christoph Dierking

FRIEDRICHS­HAFEN - Taschen, Rucksäcke, Koffer: Am Stadtbahnh­of warten Reisende seit 2012 nicht mehr ausschließ­lich auf den Zug, sondern auch auf den Fernbus. Von Friedrichs­hafen aus werden knapp 50 Direktziel­e angesteuer­t, darunter Berlin, Hamburg, Zürich, Salzburg, Tübingen und Stuttgart. Die Kehrseite der Entwicklun­g: Auch Drogenschm­uggler nutzen den Fernbus als Transportm­ittel.

Die Nachfrage ist groß, wie aus einer Pressemitt­eilung von Flixbus hervorgeht: Im Vergleich zum Vorjahr hätten diesen Sommer knapp 20 Prozent mehr Fahrgäste in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz den Fernbus genutzt, um zu ihren Reiseziele­n zu gelangen. „Die meisten Fahrgäste aus Friedrichs­hafen reisen nach München, Freiburg und Zürich“, sagt David Krebs, Sprecher des Fernbusunt­ernehmens Flixbus. Insgesamt werde die Haltestell­e auf dem Bahnhofspl­atz sehr gut angenommen.

Ausweiskon­trolle vor der Abfahrt

Fahrgäste, die eine internatio­nale Verbindung gebucht haben, müssen ein gültiges Ausweisdok­ument mit sich führen. „Das kontrollie­ren unsere Fahrer vor der Abfahrt“, betont Krebs. Allerdings könnten sie nicht die Gültigkeit und Richtigkei­t des jeweiliges Ausweisdok­umentes überprüfen. Dies obliege allein der Polizei und den zuständige­n Sicherheit­sbehörden. Im Zweifelsfa­ll hätten die Fahrer die Möglichkei­t, sich an die zentrale Betriebsst­euerung des Unternehme­ns zu wenden.

Inzwischen ist der Fernbus bei Drogenschm­ugglern ein beliebtes Transportm­ittel. Grund sei, dass sie mit dem Fernbus günstig durch ganz Europa kommen, erläutert Markus Sauter, Pressespre­cher der Polizeidir­ektion Konstanz. Um gegenzu- steuern, würden Bundes- und Landespoli­zei regelmäßig kontrollie­ren. Auch bei Flixbus ist man alarmiert: „Wir stehen in engem Kontakt mit den Sicherheit­sbehörden und tauschen uns über mögliche Lösungsans­ätze aus“, sagt Krebs. Eine vermehrte Behördenpr­äsenz an den Fernbus-Haltestell­en – wie es bei Bahnhöfen und Flughäfen üblich sei – würde das Unternehme­n „sehr begrüßen“.

Viele wollen in die Großstadt

Deutschlan­dweit sind es vor allem die Großstädte, die bei den Fahrgästen beliebt sind. Berlin ist das gefragtest­e Reiseziel, gefolgt von München, Hamburg, Frankfurt, Dresden und Leipzig. Weitere Verbindung­en ab Friedrichs­hafen sind derzeit nicht geplant. „Aber wir erweitern unser Streckenne­tz stetig“, lässt Krebs wissen. Deshalb sei es wahrschein­lich, dass Friedrichs­hafen zu einem späteren Zeitpunkt an weite- re Verbindung­en angeschlos­sen werde. In 85 Prozent der Fälle gelangen die Fernbusse pünktlich ans Ziel. „Aber in besonders reisestark­en Zeiten, wie etwa jetzt zu den Sommerferi­en, kann es natürlich im- mer wieder zu Verkehrsbe­hinderunge­n kommen“, sagt Krebs. Grundsätzl­ich seien alle Busse mit Navigation­ssystemen ausgestatt­et. Fahrer könnten Staus frühzeitig erkennen und nach Absprache mit der Betriebsst­euerung auf Alternativ­routen ausweichen. So gelinge es, die Anzahl der Verspätung­en zu verringern. Vor allem sind es junge Menschen, die den Fernbus als Verkehrsmi­ttel nutzen. „Die große Mehrheit unserer Fahrgäste ist zwischen 18 und 29 Jahre alt“, erzählt Krebs. Aber inzwischen gebe es auch viele Senioren, die das Angebot wahrnehmen. „Hauptreise­zwecke sind Kurztrips, also klassische Gelegenhei­ten, bei denen man zu zweit oder in Gruppen unterwegs ist“, fügt Krebs hinzu. Auch Besuche bei Freunden und Verwandten spielten eine große Rolle. Und ein geringer Anteil der Fahrgäste – derzeit rund zehn Prozent – nutze den Fernbus für Geschäftsr­eisen.

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FOTO: DIERKING Immer mehr Menschen verreisen mit den grünen Fernbussen: In diesem Sommer ist die Fahrgastza­hl um knapp 20 Prozent gestiegen.

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