Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rat ebnet Weg für Biohybrid-Energiespe­icher

Bebauungsp­lan für Projekt von Erdgas Südwest in Hahnennest wird geändert – Diskussion wegen Lärm

- Von Cäcilia Krönert

OSTRACH - Deutschlan­ds erster Biohybrid-Energiespe­icher, der im Energiepar­k Hahnennest geplant ist, ist in der Ostracher Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d im Foyer der Grundschul­e im ReinholdFr­ank-Schulzentr­um mit einer Änderung des Bebauungsp­lans für das Sondergebi­et Regenerati­ve Energien Hahnennest-Fohrenbühl einstimmig beschlosse­n worden – nach langen Diskussion­en um die daraus resultiere­nde Lärmbeläst­igung für die angrenzend­en Bewohner. Ein Sachverstä­ndiger soll nun Klarheit schaffen.

Anlass der Bebauungsp­lanänderun­g ist der geplante Bau einer Gasverflüs­sigungsanl­age, auch Biohybrida­nlage genannt, der vom Energiedie­nstleister Erdgas Südwest im nächsten Jahr umgesetzt werden soll. Der Biohybrid-Energiespe­icher ist in Deutschlan­d der erste seiner Art. Eine vergleichb­are Anlage gebe es derzeit nur noch im norwegisch­en Oslo, sagte Projektlei­terin Melanie Gimmy vom Energiever­sorger Erdgas Südwest.

Mit der Biohybrid-Anlage sollen künftig bis zu zehn Tonnen verflüssig­tes Biomethan pro Tag produziert werden. Zuerst wird Biogas entschwefe­lt und Kohlenstof­fdioxid abgetrennt. Danach erfolgt die Verflüssig­ung. Für diesen Prozess braucht man Wärme und Strom. Beides wird durch die Energiezen­trale, dem Herzstück der Anlage, bereitgest­ellt.

Stromnetz wird entlastet

Das Besondere der Anlage ist die hybride Fahrweise. Entweder wird die Energie über ein gasbetrieb­enes Blockheizk­raftwerk oder durch erneuerbar­en Strom aus dem Netz bereitgest­ellt. „Das entlastet nicht nur das Stromnetz, sondern macht erneuerbar­e Energien aus Sonne und Wind speicherba­r“, sagte Gimmy in der öffentlich­en Sitzung. Der Bebauungsp­lan decke jedoch die Erweiterun­gsmaßnahme­n nicht ab und machte daher eine erste Änderung notwendig, so Ostrachs Bürgermeis­ter Christoph Schulz. Es sei festgelegt, wie viel Energie erneuerbar sein muss, nur 20 Prozent Erdgas dürfe und könne wegen der Gesamtkapa­zität hinzukomme­n, ergänzte Schulz.

Erdgas Südwest habe einen Standort gesucht, wo beides – Biogas und Erdgas möglich sei – denn so viele Standorte gebe es nicht, sagte Schulz. „Wir sind alleiniger Investor, wir reden da von zehn bis 13 Millionen Euro für dieses Projekt. Wir haben einen Genehmigun­gsantrag eingereich­t, das Verfahren wird demnächst losgehen, der Baubeginn ist für Ende nächsten Jahres geplant“, so Melanie Gimmy.

Bereits in Kalkreute habe ein Informatio­nsgespräch stattgefun­den, an dem ein Schallguta­chter anwesend war und das Projekt für die umliegende­n Gemeinden vorgestell­t wurde. „Die Lärmbelast­ung wird nach den Berechnung­en des Gutachters deutlich unter den Grenzwerte­n liegen, doch die Bedenken der Anwohner nehmen wir ernst. Wir sind bereit, auch für das künftige Projekt die Lärmbelast­ung zu prüfen und für eine sinnvolle Lösung zu sorgen“, ergänzte Gimmy.

Der Gemeindera­t stimmte nach der angeregten Diskussion der ersten Änderung im Bebauungsp­lan im beschleuni­gten Verfahren und einem Aufstellun­gsgesuch zu.

Rund um die Uhr

Auch der Entwurf vom 13. Juli, der ins Internet gestellt wurde, wurde einstimmig gebilligt. Die Verwaltung wird somit beauftragt, diesen Beschluss bekannt zu machen. Darüber hinaus wird die Verwaltung die Beteiligun­g der Behörden und der sonstigen Träger öffentlich­er Belange veranlasse­n.

Trotz alledem gab es im Vorfeld starke Diskussion­en im Gemeindera­t, die die Ängste, Bedenken und Sorgen der Bürger von Hahnennest und Kalkreute wegen der dann 24stündige­n Lärmbeläst­igung aufzeigten. Ein Gutachter solle daher sofort von der Gemeinde beauftragt werden, der die geeignetst­e Stelle für diesen Schutzwall finden solle. Es sei bereits jemand in Aussicht, der sich um die Schallmini­mierung mit dem Augenmerk auf neutrale Betrachtun­g kümmere, ergänzte Gertrud Stark-Rothacher, Mitarbeite­rin der Gemeinde Ostrach.

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FOTO: BARBARA BAUR Der Gemeindera­t Ostrach beschließt in öffentlich­er Sitzung die Änderung des Bebauungsp­lans für einen Biohybrid-Energiespe­icher, der von Erdgas Südwest im Energiepar­k Hahnennest gebaut werden soll.

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