Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Kreuz mit den Stichtagen
Aulendorfs Kämmerer Dirk Gundel wartet auf die nächste Einwohnerzahl des Statistischen Landesamts
AULENDORF - 10 042 – das ist die jüngste offizielle, vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg ermittelte Einwohnerzahl der Stadt Aulendorf zum 31. März 2016. Was die stadteigene Statistik bereits im vergangenen Jahr zeigte, ist damit amtlich: Aulendorf hat die 10 000Einwohner-Marke geknackt. Tatsächlich auswirken – etwa in der Haushaltskasse – wird sich dieses Ergebnis allerdings vorerst nicht. Denn der relevante Stichtag ist der 30. Juni 2016. „Rein theoretisch könnte es sein, dass Aulendorf dann wieder 50 Einwohner verloren hat“, sagt Stadtkämmerer Dirk Gundel.
Dass es sich wohl tatsächlich um eine rein theoretische Befürchtung handelt, legt ein Blick in die Daten des Einwohnermeldeamtes im Aulendorfer Rathaus nahe. Dort nämlich stand der Zähler vor einigen Tagen, zum 1. September dieses Jahres, bereits bei 10 299 Einwohnern. Auch wenn den Zahlen des Statistischen Landesamts eine spezielle, von der Aulendorfer Statistik abweichende Berechnungsart zugrunde liegt, sieht es derzeit nicht nach einem „Rückfall“unter die 10 000er-Marke aus.
Zur Großen Kreisstadt reicht es längst nicht
Die amtlichen Einwohnerzahlen dienen in verschiedenen Bereichen als Berechnungsgrundlage. Sie ist beispielsweise für die Schlüsselzuweisungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs und für die Besoldung des Bürgermeisters relevant. „Der 31. März ist dabei noch nicht maßgeblich“, erklärt allerdings Kämmerer Gundel. Die maßgebliche Stichtagszahl zum 30. Juni 2016 solle Ende September vorliegen, allerdings hinkt das Statistische Landesamt mit der Auswertung hinterher. Erst dann wird der Kämmerer wissen, wie sich die neue Einwohnerzahl in der Haushaltskasse tatsächlich niederschlägt.
Am Status „Kleinstadt“ändert der Sprung über die 10 000er-Marke allerdings nichts – auch wenn es das Argument, Aulendorf – wie mittlerweile vorgesehen – zum Unterzentrum aufzuwerten, sicherlich nochmals unterstreicht (SZ berichtete). Um eine Große Kreisstadt zu sein, müssen Kommunen in Baden-Württemberg allerdings mindestens 20 000 Einwohner haben – und erst in solchen Städten wird aus dem Bürgermeister ein Oberbürgermeister.
Ganz spurlos geht die „Grenzüberschreitung“aber nicht zwangsläufig am Bürgermeister vorbei. Einen Automatismus gibt es zwar nicht, grundsätzlich können Bürgermeister von Gemeinden bis 10 000 Einwohner bis zur Besoldungsgruppe B2 – wie Bürgermeister Matthias Burth derzeit in Aulendorf – eingruppiert werden. Städte bis 15 000 Einwohner können ihre Bürgermeister noch eine Besoldungsstufe höher, auf B3, stellen. Über die Einstufung ist, so heißt es im Landeskommunalbesoldungsgesetz, neu zu beschließen, wenn der Landkreis oder die Gemeinde in eine höhere Größengruppe kommt. Gültiger Stichtag ist allerdings auch hier der 30. Juni des Vorjahres.