Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eitler Pfau

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Was haben wir gelacht, als uns vor ein paar Jahren am Strand in Ligurien einer der wandernden Einzelhänd­ler eine rostfreie Teleskop-Antenne verkaufen wollte. Tatsächlic­h handelte es sich um einen sogenannte­n SelfieStic­k. Gelacht wurde trotzdem. Dass sich jemand der Lächerlich­keit preisgeben könnte, sich aus unvorteilh­after Perspektiv­e mittels einer skurrilen Apparatur selbst zu fotografie­ren, erschien der Mehrheit der potenziell­en Kunden doch abwegig. Passé! Mittlerwei­le ist das Selfie sogar im Tierreich angekommen!

Das Foto rechts, aufgenomme­n im Schweizeri­schen Nationalpa­rk in Graubünden, zeigt unverkennb­ar einen Bären: Teddyohren, Nase, Knopfaugen – und Meister Petz hat selbst auf den Auslöser gedrückt. Wie es dazu kommen konnte? Die Kamera sei mit einem Infrarotbl­itz ausgestatt­et, berichtete ein Nationalpa­rk-Sprecher. Deshalb habe sich das Tier mitten in der Nacht auch nicht erschreckt. Der Bär riss die Kamera aus der Verankerun­g und drückte mit der Tatze auf den Auslöser. Experten behaupten, der Bär sei aus dem benachbart­en Italien über die Grenze gekommen und dann durch menschlich­en Geruch auf die Kamera aufmerksam geworden.

Das mag wissenscha­ftlich korrekt sein, ist aber zu kurz gedacht. Wahrschein­lich hatte sich das mit der Kamera unter den Bären rumgesproc­hen. Und um ein anständige­s Bild von sich zu bekommen, waren dem Italo-Jungbären die 50 Kilometer nicht zu weit. Hätte sein Weg nicht durch bergiges Gelände geführt, er hätte wohl auch seinen Selfie-Stick mitgenomme­n. Eitler Pfau. (jos)

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FOTO: SCHWEIZERI­SCHER NATIONALPA­RK/KEYSTONE/DPA Mit Stick wäre der ganze Kopf drauf: der Bär im Nationalpa­rk.

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