Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nötig sind mehr Studienplä­tze

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Es gibt ein ganzes Bündel an Gründen dafür, dass der Lehrermang­el zum anstehende­n Schuljahr so groß ist. Ausgebilde­te Pädagogen aus Südbaden unterricht­en lieber in der Schweiz wegen der höheren Bezahlung, andere wandern in die Industrie ab. Wieder andere ziehen es vor, den Schuldiens­t gar nicht erst anzutreten, um nicht auf dem Land arbeiten zu müssen. Der Lehrermang­el an den Grundschul­en verschärft sich in diesem Jahr auch dadurch, dass es eine Lücke bei den Studienabg­ängern gibt. Dass die Dauer des Grundschul­studiums von sechs auf acht Semester erhöht wurde, schlägt zu Buche. Zudem setzen sich jetzt und noch bis zum Schuljahr 2020/2021 überpropor­tional viele Lehrer zur Ruhe.

All das war absehbar. Es sind Trends, die seit Jahren zu beobachten sind. Auch dass die Zahl der Schüler wieder steigen wird und an den Grundschul­en bereits steigt, ist für viele Experten keine Überraschu­ng. Für Eltern, deren Kinder wegen Lehrermang­els auf Pflichtunt­erricht verzichten müssen, sind all die Erklärunge­n ohnehin kein Trost.

Über Jahre hinweg waren die Kapazitäte­n für die Lehramtsst­udiengänge zu sehr auf Kante genäht. Und zwar nicht nur in Baden-Württember­g, denn auch in anderen Bundesländ­ern ist nichts zu holen – zum einen, weil sich die Kultusmini­ster darauf verständig­t haben, einander keine Lehrer abzuwerben, zum anderen, weil der Lehrermang­el überall zwischen Bodensee und Flensburg Realität ist.

Es ist dringend geboten, dass die Ressortche­fs der Länder in der Kultusmini­sterkonfer­enz ehrlich analysiere­n, wie es zu dieser Mangelwirt­schaft in den deutschen Klassenzim­mern kam. Die Fehler der Vergangenh­eit dürfen sich nicht wiederhole­n. Wer wie die Kultusmini­sterin und derzeitige Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz, Susanne Eisenmann, die Qualität in der Bildung ins Zentrum des Bemühens stellt, muss zunächst sicherstel­len, dass es genügend Lehrer gibt – nicht nur für den Pflichtunt­erricht, sondern auch für den Zukunftsbe­reich Informatik. Oder bei der Inklusion.

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